EZB: Die erste Zinserhöhung und ein wenig „whatever it takes“
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Die Erwartungen an die Sitzung der Europäischen Zentralbank am 21. Juli 2022 sind hoch. Erstmals seit neun Jahren traut sich die EZB und dürfte alle Leitzinsen um 25 Basispunkte anheben. Angesichts der extrem hohen Inflationsraten ist dies allerdings eine zögerliche Reaktion. Wir gehen daher davon aus, dass die EZB die geldpolitische Normalisierung – also weitere Zinsschritte im Jahresverlauf - in ihre Verlautbarung aufnehmen wird. Die Straffung könnte umso stärker ausfallen, je schlagkräftiger das angekündigte Programm zur Bekämpfung der sogenannten Fragmentierung in der Eurozone ausfällt. Ob die Fragmentierung, das heißt eine „fundamental ungerechtfertigte Ausweitung der Renditedifferenzen“ tatsächlich vorliegt, darüber kann vortrefflich gestritten werden. Die EZB hält ein solches Instrument jedoch für nötig, um eine Krisensituation wie in den Jahren 2011 und 2012 zu vermeiden.
Damit hat sie hohe Erwartungen der Marktteilnehmer geschürt, die es nun zu erfüllen gilt. Wir rechnen nicht mit einem zeitlich begrenzten Programm. Mögliche Anleihekäufe dürften zudem sterilisiert werden, um eine erneute Ausweitung der EZB-Bilanz zu vermeiden. Doch wie beim SMP (Security Markets Programme) und beim OMT (Outright Monetary Transactions) dürften Geld- und Fiskalpolitik vermischt werden. Die EZB dürfte nur dann Anleihen von einzelnen Staaten kaufen, wenn diese gewisse fiskalische Bedingungen erfüllen. Strenge Auflagen und Regeln wie beim OMT sind aber nicht zu erwarten, vielmehr könnten sich die Währungshüter mit Absichtserklärungen zufriedengeben. Dies kann das neue Programm mittelfristig juristisch anfechtbar machen. Unklar ist zudem, ob das Instrument tatsächlich zum Einsatz kommt oder ob der Ankündigungseffekt ausreicht, um für eine Einengung des Renditeaufschlags (Spread) zu sorgen.
Auf dieser richtungsweisenden Sitzung wird einmal mehr die Kommunikation von großer Bedeutung sein - nicht zuletzt auch aufgrund der Schwäche des Euro. In der Vergangenheit gelang es der EZB aber zumeist, die Erwartungen des Marktes zu erfüllen.
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