Kommentar
10:33 Uhr, 21.04.2022

EZB-Aussagen beflügeln Euro

Nach mehreren EZB-Ratsmitgliedern hat auch EZB-Vizepräsident de Guindos betont, dass eine erste Leitzinserhöhung durch die EZB bereits im Juli möglich sei. Der Euro und auch der Aktienmarkt reagierten positiv auf die Aussagen.

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Es wirkt fast abgesprochen: Nach mehreren EZB-Ratsmitgliedern hat auch EZB-Vizepräsident Luis de Guindos am Donnerstag betont, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bereits im Juli die Zinswende in der Eurozone einleiten könnte. Es gebe keinen Grund, warum das EZB-Anleihenkaufprogramm nicht im Juli auslaufen könne und dann auch eine Zinserhöhung im Juli möglich sei, sagte de Guindos in einem Bloomberg-Interview. Ebenso möglich sei aber auch eine erste Zinserhöhung im September oder erst später, so de Guindos.

Zuvor hatten sich mehrere EZB-Ratsmitglieder fast gleichlautend geäußert. Das belgische EZB-Ratsmitglied Pierre Wunsch sagte ebenfalls in einem Bloomberg-Interview, eine Leitzinserhöhung durch die EZB bereits im Juli sei "sicherlich ein Szenario, das ich in Betracht ziehen würde". Allerdings gelte das nur im Falle einer "weiteren Inflationsüberraschung". Außerdem sei es möglich, dass der aktuell negative Einlagensatz für die Banken bis Jahresende wieder in den positiven Bereich erhöht würde, sagte Wunsch. Dass eine erste Leitzinserhöhung bereits im Juli möglich sei, hatte am Tag zuvor bereits das lettische EZB-Ratsmitglied Martins Kazaks ebenfalls in einem Bloomberg-Interview gesagt.

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, der Deutschland im EZB-Rat vertritt, hatte am Mittwoch ebenfalls gesagt, dass erste Zinsschritte durch die EZB zu Beginn des dritten Quartals möglich seien. Dies könnte ebenfalls eine erste Zinserhöhung im Juli bedeuten. Vor einer Zinserhöhung müssten die Anleihenkäufe beendet werden, dies könne möglicherweise schon zum Ende des zweiten Quartals geschehen, so Nagel.

Die EZB betonte im Statement zum Zinsentscheid vor einer Woche, dass es eine Zinserhöhung erst "einige Zeit" nach dem Ende der Anleihenkäufe geben soll. Der Begriff "einige Zeit" könne dabei alles von einer Woche bis hin zu mehreren Monaten bedeuten, hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz zum Zinsentscheid gesagt.

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Sowohl der Euro als auch die Aktienmärkte reagierten am Mittwoch und Donnerstag tendenziell positiv auf die EZB-Aussagen. Beim Euro ist das verständlich, weil höhere Zinsen in der Regel positiv für die jeweilige Währung sind. Dass auch die Aktienmärkte positiv reagierten, könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Märkte die EZB-Aussagen auch als Zeichen für Konjunkturoptimismus betrachten. Im Falle eines Wirtschaftseinbruchs, wie er zuletzt mehrfach prognostiziert worden war, würden die Währungshüter wohl kaum an der Zinsschraube drehen, so das Kalkül. Außerdem scheinen die Finanzmärkte die hohe Inflation inzwischen als größeres Problem zu betrachten als moderate Zinserhöhungen. Denn reagieren die Notenbanken zu langsam auf die hohe Inflation, könnte dies später eine noch viel stärkere Straffung der Geldpolitik notwendig machen.

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Die Teuerung in der Eurozone war zuletzt regelrecht explodiert. Die Inflationsrate in der Eurozone hatte im März ein Rekordhoch bei über sieben Prozent erreicht. Eigentlich strebt die EZB im mittelfristigen Zeitfenster eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Anders als viele andere Notenbanken hat die EZB bisher nicht mit Zinserhöhungen auf die gestiegene Inflation reagiert. Das Pandemie-Anleihenkaufprogramm PEPP stellte die EZB immerhin im März ein, ein Ende des regulären EZB-Kaufprogramms APP könnte im dritten Quartal oder auch schon zum Ende des zweiten Quartals folgen, wie die jüngsten Aussagen von EZB-Ratsmitgliedern nahelegen.

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Die jüngsten Aussagen von EZB-Ratsmitgliedern bedeuten allerdings nicht, dass die EZB tatsächlich bereits im Juli an der Zinsschraube dreht. Vielmehr könnten die Aussagen auch ein Versuch sein, die finanziellen Bedingungen in der Eurozone bereits alleine durch entsprechende Verbalinterventionen zu straffen. Denn die Zinsfutures reagieren in der Regel sofort auf Aussagen von Notenbankern und preisen entsprechende Szenarien ein. So könnten paradoxerweise die Aussagen zu bevorstehenden Zinserhöhungen dazu führen, dass weniger schnelle Zinserhöhungen nötig sind, um gegen die hohe Inflation anzugehen. In den USA preisen die Finanzmärkte inzwischen zehn weitere Zinsschritte bis Jahresende ein.


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