Kommentar
18:15 Uhr, 27.04.2018

Exzesse am Aktien-und Immobilienmarkt vs. Inflationssteuerung: Helft den Notenbanken!

Im Gegensatz zu den meisten Notenbanken hat die Fed ein Doppelmandat. Neben der Preisstabilität soll sie auch für Vollbeschäftigung sorgen. Aber auch dieses Doppelmandat ist nicht genug.

Jahrelang erzählten uns Notenbanker, dass die Nullzinspolitik wegen der Deflationsgefahr notwendig sei. Inzwischen sehen sie die Deflationsgefahr als gebannt an. Die ultralockere Geldpolitik wird ein Stück weit korrigiert. Das ist allerdings zu spät.

Nur am Rande erwähnen Notenbanker, dass sie im Finanzmarkt Ungleichgewichte erkennen. In den USA werden immer wieder der Aktienmarkt und der Verschuldungsgrad von Unternehmen genannt. In anderen Ländern ist es vielleicht nicht der Aktienmarkt, der deutlich überbewertet ist, sondern z.B. der Immobilienmarkt.

Niedrige Zinsen führen zu Ungleichgewichten und Spekulationsexzessen. Werden diese erkannt, wie es jetzt langsam der Fall ist, ist es für gewöhnlich zu spät. Notenbanken versuchen langsam Luft abzulassen, doch das geht meistens schief.

Das Grundproblem liegt darin, dass sich Notenbanken zuerst auf die Inflation fokussieren und dann – wenn überhaupt – auf alles andere. Ein gutes Beispiel ist die Immobilienblase in Japan. Die japanische Notenbank begann 1986 die Zinsen zu senken. Sie lagen damals bei 5 %. Bereits 1987 lag der Zinssatz nur noch bei 2,5 %.

Die Zinssenkung war eine Reaktion auf die Inflationsrate. Diese lag 1985 noch bei 2 %, fiel aber innerhalb von zwei Jahren auf -1 %. Um der Deflation entgegenzuwirken wurden die Zinsen gesenkt. Dies führte dann allerdings zu der berühmten Spekulationsblase auf dem Immobilienmarkt.

Innerhalb von 5 Jahren stiegen die Immobilienpreise um 150 %. Das das nichts mehr mit der Realität zu tun hat, muss allen klar gewesen sein. Die Notenbank reagierte auf den Preisanstieg erst sehr spät. Die Inflationsrate war ja niedrig. Die Zinsen wurden spät angehoben, dafür dann aber sehr schnell. Sie stiegen von 2,5 % auf 6 % innerhalb von nur zwei Jahren. Die Blase platzte.

Es ist dabei nicht einmal klar, ob die Zinsanpassung wegen der Spekulationsblase stattfand oder wegen der Inflation. Diese stieg 1989 wieder über 2 % und erreichte 1991 sogar 4 %. Die Notenbank reagierte möglicherweise nur auf die Inflation und nicht auf die Spekulation.

Das ist ein großer Fehler. Notenbanken ignorieren die Finanzstabilität, weil sie sich ausschließlich auf die Inflationsrate fokussieren. So sind bei uns die Zinsen im kurzfristigen Bereich immer noch negativ. Gemessen an der Inflationsrate mag das sinnvoll sein, doch aus Sicht der Finanzstabilität ist es das nicht.

Wegen des Fokus auf die Inflation werden Ungleichgewichte überhaupt erst geschaffen. Platzen dann die Spekulationsblasen, müssen Notenbanken reagieren. Besser wäre es, wenn diese Exzesse gleich vermieden werden könnten. Dafür müssten Notenbanken ein weiteres Mandat erhalten: Stabilität des Finanzsystems.

Derzeit werden alle mit einem einzigen Zinssatz bedient. Die Notenbank argumentiert, dass die Finanzstabilität Sache der Politik ist, indem sie z.B. höhere Anforderungen für Immobilienkäufe auferlegt. Welcher Politiker aber vergrault schon gerne seine Wähler?

Die Aufgabe kann eigentlich nur die Notenbank übernehmen, zumal sie ja auch den Schaden anrichtet. Es muss ein weiter gefasstes Mandat her, und dieses muss die Politik schaffen. Andernfalls wiederholt sich die fehlgeleitete Zinspolitik aufgrund eines einzelnen Faktors immer und immer wieder.

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19 Kommentare

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  • rosarot
    rosarot

    auch wird über ein bedingunsloses grundeinkommen gesprochen, ganz offen..

    damit wäre das FIAT Geld absolut wertlos

    10:40 Uhr, 30.04. 2018
  • rosarot
    rosarot

    die kollegen von der Anstalt erklären sehr schön wie die Arbeitslosenstatisk friesiert wird...

    bedeutet wir haben mehr Arbeitslose und mehr Erwerbsarme..

    .

    Woher soll der Konsom kommen?

    Wird nicht gerade eine Debatte angestoßen Harz 4 zu beschränken, nehmt ihnen das Geld weg?

    HAHA

    10:35 Uhr, 30.04. 2018
  • rosarot
    rosarot

    kann man sich auch gern anschauen

    Die Mathias Richling Show - 3sat.Mediathek
    Bitcoins der nächste Monsterhype steht bevor! 24331975
    Sendung: Er kann sie alle nachahmen, und niemand ist vor ihm sicher - Mathias Richling parodiert in seiner Show Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft.http://www.3sat.de/mediathek/?mode=&obj=73145

    10:31 Uhr, 30.04. 2018
  • rosarot
    rosarot

    Menschen gehen arbeiten und werden ärmer .

    .

    6. Juli 2017 / 09:44 / vor 10 Monaten

    Studie - Erwerbsarmut hat sich in Deutschland verdoppelt

    https://de.reuters.com/article...

    .

    Die Kaufkraft fällt also, doch darauf basiert das ganze System, die Spirale und die obersten 5%-10% zerstören es durch ihre eigene Gier ;)

    .

    immer mehr Bonis und immer höhrer gehälter doch die Basis die Arbeiter lässt man am Hungertuch nagen.

    vllt sind wir bald bei

    Hungerspiele lief ja erst gestern im TV, die Masse wird schon darauf vorbereitet.

    "die tribute von panem"

    .

    sie glauben die Politiker regieren für das Volk? Dann sind sie naiv

    hier sind die Lügen

    Die Anstalt - 3sat.Mediathek
    Bitcoins der nächste Monsterhype steht bevor! 24331934
    Sendung: Wortgewandt, unkonventionell und mit viel satirischer Schärfe: Max Uthoff und Claus von Wagner klären über die Themen auf, die die Nation bewegen. Live aus der "Anstalt".http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=73226

    10:30 Uhr, 30.04. 2018
  • rosarot
    rosarot

    naja wer es jetzt erst märkt das die Zantral banken lügen der ist naja ... ich sag es nicht ;)

    Unsere vorrangige Aufgabe ist es, Preisstabilität im Euroraum zu gewährleisten und so die Kaufkraft der gemeinsamen Währung zu erhalten.

    https://www.ecb.europa.eu/ecb/...

    Unsere vorrangige Aufgabe ist es, Preisstabilität i - Warum dann 2% Inflation? und keine steigenden Gehälter?

    so die Kaufkraft der gemeinsamen Währung zu erhalten. - also gelogen

    Oder das System hat einfach versagt... ich tipp auf erstens denn von diesem System profitieren nur die obersten 5-10%

    10:22 Uhr, 30.04. 2018
  • Bigdogg
    Bigdogg

    das ganze irrationale Wirtschaftssystem neigt sich rein mathematisch seinen Ende zu. Weiss gar nicht was diese ganzen Berechnungen und Spekulationen sollen.....auf Sicht von 15 Jahren. Lachhaft.

    22:05 Uhr, 29.04. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • einfach
    einfach

    der nullzins ist eigentlich der beste marktregulierer.

    wenn immobilienpreise als spekulationsergebnis steigen, erreichen sie irgendwann ihr natürliches ende und zwar dann, wenn für den aufgerufenen mitpreis kein mieter mehr zu finden ist, oder für den gewünschten weiterverkaufspreis kein käufer mehr vorhanden ist.

    falls es dann den einen oder anderen in die pleite drückt, ist dass eine ganz normale marktbereinigung, die die banken "sensibilisiert" ;)) keine 100% finanzierungen als standart zu setzten.

    auch sorgt ein nullzins mit der folgewirkung niedriger hypothekenzinsen dafür, dass nach der ersten zinsbindungsphase jede weiter phase den restschuldbetrag auf absehbarer zeit gegen null führt.

    das chaos bei den banken und der subprimekriese ist doch überhaupt nur entstanden wegen der drastischen zinserhöhungen.

    wären die zinsen auch damals bei null geblieben wären die meisten kredite bis heute schon über die hälfte abbezahlt und es wären keine abbruchruinen zurückgeblieben.

    als weiteren effekt, hätte es keine bankenrettung der staaten benötigt, sondern die schulden wären ganz normal von den hausbesitzern abbezahlt worden.

    das ganze spiel mit den zinsen ist eine reine beschäftigungspolitik für maßlos überschätzte zentralbänker.

    20:59 Uhr, 27.04. 2018
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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