Kommentar
11:32 Uhr, 08.02.2019

Extreme Schwankungen - ist das normal?

Die Korrektur, die im Oktober begann, geht nun vielleicht in die zweite Runde. Dabei haben wir noch an der ersten zu knabbern, denn: Im Dezember ging es so stark nach unten wie seit 1931 nicht mehr. Dafür war der Januar der beste Jahresauftakt seit 1987. Man fragt sich: Ist diese enorme Volatilität normal?

Jahrelang hieß es: Buy the dip. Jede Korrektur sollte man kaufen. Damit hat man gute Gewinne erzielt. Jeder kleine Rücksetzer wurde schnell wieder gekauft. Ende 2018 sah es nicht danach aus, dass es noch einmal so laufen würde. Jetzt wissen wir, dass es eine der besten Entscheidungen war, im Dezember einzusteigen. So schnell wie der Markt umgeschaltet hat, ist man als Anleger schon ein wenig ratlos. Erst kam es zu einem panikartigen Einbruch im Dezember, dann zu einer Kaufpanik im Januar. Unweigerlich fragt man sich, ob hier eine neue Normalität vorherrscht. Korrigiert der Markt schneller und heftiger als früher und steigt dafür nachher auch wieder schneller?


Dazu gibt es mehrere Dinge zu sagen. Einerseits war der Januar kaum außergewöhnlich, andererseits hat der Markt ziemlich regelkonform korrigiert. Kurz gesagt: es war nichts Besonderes an dieser Korrektur.

Der Jahresauftakt ist notorisch schwierig zu prognostizieren. Knapp die Hälfte der Monate sind negativ, gut die Hälfte positiv. Ist ein Monat positiv, dann im Durchschnitt mit 3 %. In diesem Jahr waren es knapp 8 %. Das wirkt signifikant, ist es aber nicht. Statistisch gesehen kommt ein solcher „Ausreißer“ alles 13 Jahre vor.

Relevanter als die relative Bedeutungslosigkeit der diesjährigen Januarperformance ist aber etwas ganz anderes. Der Markt hat so reagiert, wie man es erwarten konnte. Für viele war die Korrektur überraschend und ungewöhnlich. Tatsächlich war sie absolut regelkonform.

Wieso das so ist, zeigt Grafik 3. Im Herbst hat sich die Stimmung in der Wirtschaft radikal verschlechtert. Der Einkaufsmanagerindex fiel stark zurück. Eine solche Eintrübung bleibt nicht ungestraft. Der Markt korrigierte seine Bewertung. Gemessen am KGV bzw. Shiller KGV (10 Jahre inflationsbereinigt), war eine Korrektur der Bewertung nach dieser Eintrübung zu erwarten.

Vor der Korrektur lag das KGV bei 33. Dann fiel das Sentiment in der Realwirtschaft rapide. Anleger konnten mit Recht befürchten, dass sich die Unternehmensgewinne nicht mehr so gut entwickeln würden wie bisher gedacht. Die Bewertung war nicht mehr zu halten und die Kurse fielen.

Bewertungsveränderungen und die Veränderung des Einkaufsmanagerindex laufen also nicht zufällig parallel. Seit 2004 sind sie kaum voneinander zu unterscheiden. Im Januar hat sich der Trend verändert. Die Stimmung steigt wieder. Gleichzeitig sind auch die Kurse wieder gestiegen.

Die Korrektur war absolut unspektakulär, auch wenn es sich anders angefühlt hat. Wir haben hier keine neue Normalität, sondern nach wie vor die alte Normalität.

Autor: Clemens Schmale

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