Kommentar
08:51 Uhr, 09.07.2020

Extreme Geldpolitik: Was kommt nach QE?

Das fragten sich viele auch nach der letzten Krise, denn es wurde bezweifelt, dass QE ausreichen würde. Heute wissen wir: nach QE kommt noch mehr QE. Und danach?

Die Antwort ist nicht, dass es immer mehr und noch mehr QE geben wird. Schon jetzt ist der Druck auf Notenbanken hoch, doch einfach gleich den Staat unbegrenzt zu finanzieren. Die Anhänger von MMT (Modern Monetary Theory) würden das vielleicht begrüßen, aber damit wird eine rote Linie überschritten.

MMT sieht streng genommen keine unbegrenzte Staatsfinanzierung vor. Diese findet nur statt, wenn die Inflation unter der Zielmarke liegt. Wie wir in den letzten Jahren gelernt haben, kann Inflation für lange Zeit sehr niedrig bleiben. Geldmenge allein kreiert keine Inflation. Mit dem Geld müssen Güter gekauft werden. Sonst entsteht keine Inflation.

Der Staat gibt Geld gerne aus und er kann sehr viel ausgeben. Das würde die herbeigesehnte Inflation endlich Realität werden lassen. Das Problem an der Sache ist aber, dass Geldmengenausweitung und ein Nachfrageschub nicht zwingend sofort zu Inflation führen. Hohe Staatsausgaben und niedrige Zinsen in den 60er Jahren führten erst 10 Jahre später zu zweistelligen Inflationsraten, sogar lange nach dem Ölpreisschock.

Da die Wirkung zeitlich stark verzögert auftreten kann, wollen Notenbanken nicht einfach eine Verdopplung der Staatsausgaben finanzieren. Um diese Linie nicht zu überschreiten, hat QE Grenzen. Die Geldmenge ist auch eigentlich nicht das, was Notenbanker interessiert. Was sie interessiert, das sind die Zinsen.

Diese lassen sich auch hervorragend ohne das Drucken von Billionenbeträgen steuern. Japan hat es vorgemacht. Als QE eingeführt wurde, stieg die Bilanzsumme der BoJ rasant an. Drei Jahre nach Beginn wurde die Zinskurvenkontrolle eingeführt. Dabei sollten die Zinsen für 10-jährige Anleihen bei ungefähr 0 % liegen.


Seit Beginn der Zinskurvenkontrolle kauft die BoJ deutlich weniger Anleihen (Grafik 1). Sie muss nur punktuell intervenieren. Der Markt hält die Zinsen ganz von alleine dort, wo die Notenbank ihn haben will. Diesen Trick hat auch Australien angewendet. Der Zins für 3-jährige Anleihen wurde auf 0,25 % festgesetzt (Grafik 2). Seit Einführung des Zielzinses hält sich der Markt sehr gut daran.

Das hat dazu geführt, dass die australische Variante von QE praktisch schon wieder beendet ist. Bis Ende April konnten die Anleihenkäufe kontinuierlich reduziert werden. Seit Mai werden keine Anleihen mehr gekauft. Intervention ist gar nicht notwendig.

Nach QE kommt also die Zinskurvenkontrolle. QE ist bis zu einem gewissen Grad notwendig, um bei steigenden Zinsen durch Käufe die Zinsen wieder unter Kontrolle zu bringen. Da Marktteilnehmer Vertrauen in Notenbanken haben, sind dafür kaum Interventionen nötig. Nach QE kommt die Abschaffung des freien Zinsmarktes. Zinsen werden über jede beliebige Laufzeit einfach festgesetzt und durchgesetzt.

Clemens Schmale


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3 Kommentare

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  • LK12
    LK12

    Ob und wie lang die Langfristzinsen "kontrolliert" werden können - egal von welcher Zentralbank oder von allen zusammen - wird sich noch zeigen. Zu glauben dass der Zins seine Bedeutung verloren hat und es Kapital umsonst gibt widerspricht dem einfachen betriebwirtschaftl. Prinzip der Risikobepreisung. Die Menschheitsgeschichte ist aber voller ehemaliger Institutionen die einst im Glanz standen.

    10:56 Uhr, 09.07.2020
  • Stockhorn
    Stockhorn

    Ja Sozialismus pur, hat mit freier Marktwirtschaft und freien Märkten nicht mehr das geringste zu tun. Wo das am Schluss endet, hat man in der Sowjetunion gesehen. Wir gehen genau denselben weg und das Ergebnis wird kein anderes sein wie dort. Heisst ein Knall und Schluss ist, dann 10 Jahre massivst unten durch. Schätze in ein paar Jahren wird hier auch alles in die Luft fliegen und dann 10 Jahre unten. Nur diesmal trifft es uns und nicht andere.

    10:38 Uhr, 09.07.2020