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08:43 Uhr, 20.06.2019

Extraschub für Elektroautos

Die Autoindustrie treibt laut Aanand Venkatramanan, Head of ETF Investment Strategies bei Legal & General Investment Management (LGIM), die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien nach oben.

London (GodmodeTrader.de) - Im Jahr 2020 ist soweit: Erstmals werden die von der EU vorgegebenen CO2-Flottengrenzwerte greifen. Autohersteller, die den Grenzwert von 95g CO2 pro Kilometer nicht einhalten können, müssen ab 2021 mit hohen Strafen rechnen. Die Autoindustrie rüstet entsprechend um – und zwar auf Elektromotoren. Audi, Mercedes, Porsche und auch Volkswagen (VW) nehmen endlich den Konkurrenzkampf mit dem Tesla-Konzern auf, der seit Jahren eine Pionierrolle bei modernen Elektroautos einnimmt, wie Aanand Venkatramanan, Head of ETF Investment Strategies bei Legal & General Investment Management (LGIM), in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Dabei dürfte vor allem Volkswagen eine bedeutende Rolle spielen: Die angekündigten Modelle sollen deutlich bezahlbarer sein als die der Konkurrenten. 30 Milliarden Euro sollen bis 2025 bei VW in die Elektromobilität fließen, um bis Ende 2022 an 16 Standorten weltweit Elektro-Fahrzeuge produzieren zu können. „Sinkende Preise beflügeln neben immer längeren Reichweiten, niedrigeren Wartungskosten, einer besseren Ladeinfrastruktur und einem wachsenden Umweltbewusstsein das Interesse der Verbraucher am Elektrofahrzeug“, sagt Venkatramanan.

Aber nicht nur bei Verbrauchern, auch bei Regierungen nehme die Beliebtheit von Elektrofahrzeugen zu. Politische Maßnahmen gegen Luftverschmutzung, Lärm und CO2-Emissionen würden in vielen Ländern weltweit mit Hilfe von Anreizprogrammen gefördert. „Die Nachfrage nimmt so schnell zu, dass Elektrofahrzeuge in den kommenden Jahren über 80 Prozent der Lithium-Ionen-Batterie-Technologie absorbieren werden. Damit wird der Batterie-Technologie-Sektor von weniger als 50 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr bis 2030 auf fast 1.600 GWh/Jahr wachsen. Investitionen in diesem Bereich bieten Investoren daher hohe Chancen“, fährt der Experte fort.

Schätzungen zufolge sollen Elektrofahrzeuge in sechs Jahren zum gleichen Preis wie traditionelle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren verfügbar sein. Bis 2037 sollen sie sogar deren Absatz übertreffen. Der globale Markt für Elektrofahrzeuge nehme mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 23,9 Prozent zu und soll bis 2024 über 50 Millionen Einheiten erreichen. „Mit einer steigenden Anzahl elektrifizierter Fahrzeuge geht auch eine weitere Zunahme des globalen Stromverbrauchs einher. Millionen von Autos und Bussen werden Strom aus dem Versorgungsnetz laden, anstatt aus der Zapfsäule zu tanken. An diesem Übergang werden alle Länder beteiligt sein – allen voran aber China als größter Fahrzeugmarkt der Welt“, sagt Venkatramanan.

So sei 2018 etwa die Hälfte des weltweiten Elektroauto-Umsatzes auf den chinesischen Markt entfallen. Hier seien bedeutende Schritte unternommen worden, um die Flotten des öffentlichen Personenverkehrs mit batteriebetriebenen Bussen zu elektrifizieren. 16.000 batteriebetriebene Busse bewegten derzeit allein die 12,5 Millionen Einwohner Shenzhens, heißt es weiter.

Batterien seien aber nicht nur für die Automobilbranche, sondern auch für den Stromsektor von entscheidender Bedeutung. „Energiespeichersysteme wie Lithium-Ionen-Batterien können die nur zeitweise verfügbare erneuerbare Energie von Wind, Sonne, Wasser und Erdwärme erschließen, um den steigenden Strombedarf aufzufangen“, so Venkatramanan. Netzbetreiber auf der ganzen Welt nutzen dem Experten zufolge zunehmend riesige Batteriespeicher, um das Netz in einem Umfeld mit höherer Erneuerbarkeit zu stabilisieren, heißt es weiter.

Dieser Trend werde sich deutlich fortsetzen. Im Jahr 2018 seien weltweit weniger als 20 Gigawatt (GW) an Energiespeichern eingesetzt worden; bis 2040 sollen es fast 1.000 GW sein. „Zwar wird nicht die gesamte Speicherleistung batterieelektrisch sein. Doch derzeit ist die batterieelektrische Technologie die dominierende, und sie wird weiterhin eine bedeutende Rolle spielen, insbesondere in kurzfristigen Speicherszenarien wie bei der Lastverlagerung durch Wind und Sonne“, so Venkatramanan.

Zusammenfassend sei das Segment der Lithium-Ionen-Batterien mit einer jährlichen Wachstumsrate von 17 Prozent bis 2025 und einer geschätzten Produktionskapazität von einer Terrawattstunde bis 2028 gut aufgestellt, um für Disruption in zwei der weltweit größten Industrien – Auto und Strom – zu sorgen. „Das wird eine große Wachstumschance für verschiedene Unternehmen entlang der Batterie-Wertschöpfungskette darstellen“, schließt Venkatramanan.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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