Kommentar
08:02 Uhr, 14.05.2009

„Express-Bonus“ mit durchgängiger Stichtagsregelung

Express-Bonus-Zertifikate sollten ursprünglich die Vorteile der beiden gleichnamigen Produkttypen zusammenführen. So galt es während der Laufzeit den Express-Mechanismus im Auge zu behalten und sollte es zu keiner vorzeitigen Kündigung gekommen sein, dann würde bei Endfälligkeit die Frage aufgeworfen, ob der Basiswert zu irgendeinem Zeitpunkt die Barriere verletzt hat oder nicht. Die klassische Bonus-Struktur ließ schön grüßen. Im Prinzip war das Konzept in sich schlüssig, verband man damit doch die Chancen beider Produktgattungen miteinander. Allerdings hatte der Erfinder die Rechnung ohne die Finanzmarktkrise und die Gewissheit gemacht, dass die meisten anfänglich noch ansehnlichen Sicherheits-Puffer vor dem starken Baissetrend kapitulieren mussten. Dies war am Ölmarkt nach dem Platzen der Rohstoff-Blase nicht viel anders als bei den Aktien-Investments.

Um von vornherein der Gefahr einer jederzeit „aktiven“ Barriere entgegenzutreten, emittiert Barclays Capital aktuell ein bis zu dreijähriges Express-Bonus-Papier auf den S&P GSCI Brent Crude Oil ER Index, bei dem die Barriere wie bei herkömmlichen Express-Zertifikaten erst am letzten Stichtag, dem 29.05.2012 ihren Mann stehen muss, Schwellenverletzungen bis dahin allerdings keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Bonus-Struktur haben. Auf der anderen Seite verfügt das noch bis zum 29. Mai in Zeichnung befindliche Produkt über die Möglichkeit, das Investment bereits an einem der beiden ersten jährlichen Bewertungstage vorzeitig fällig zu stellen. Als Bedingung steht dafür ein mindestens auf seinem Startwert notierender Index im Raum. Der Anleger erhält als Gegenleistung einen Express-Kupon von zehn Prozent für jedes bis dahin verstrichene Laufzeitjahr. Sollte sich diese Hürde auch nach dem zweiten Jahr für den Basiswert als immer noch zu ambitioniert erweisen, greift bei Endfälligkeit wiederum das Stichtagsprinzip, diesmal aber in Bezug auf den Bonus-Mechanismus. Die Barriere wird hierzu nach Zeichnungsende zwischen 62 und 67 Prozent des Emissionsniveaus festgelegt. Notiert der Öl-Index darauf oder darüber, kommt es auch in diesem Fall zur Rückzahlung incl. eines bis dahin auf 30 Prozent angewachsenen Kupons. Hat die Benchmark gegenüber dem Auflagelevel aber mehr als rund 35 Prozent verloren, erfolgt nur noch eine Tilgung entsprechend der Basiswertentwicklung, wobei kein zusätzliches Währungsrisiko besteht.

Der Rohstoff-Report Tipp:
Das Zertifikat richtet sich an Investoren, die mittelfristig zumindest von einer Stabilisierung des Ölpreises ausgehen. Durch das Stichtagsprinzip am Laufzeitende bleibt die Bonus-Chance aber bis zuletzt erhalten. Da sich der Index auf die Wertentwicklung des nächstfälligen Future-Kontraktes für die Rohölsorte Brent bezieht, muss der Anleger allerdings wegen der Contango-Konstellation am Terminmarkt mit den aktuell noch sehr ungünstigen „Rollmodalitäten“ leben.

Öl Index Bonus-Express-Zertifikat
Emittent/WKN: Barclays / BC0E5D
Laufzeit: 05.06.2012
Preis: (in Zeichnung: 27.04.09-29.05.09) Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 2 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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