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08:57 Uhr, 28.06.2004

Experten sehen US-Zinsschritt als vorbereitet an

Nach Expertenansicht wird eine für diese Woche erwartete Leitzinsanhebung durch die US-Notenbank keine schädlichen Auswirkungen auf die Aktienkurse nehmen. Wie die Tageszeitung "Die Welt" berichtet hat, werden die Börsianer dem kommenden Mittwoch anstehenden Zinsentscheid vermutlich mit Gelassenheit entgegensehen. Unklarheit herrsche lediglich darüber, ob die Fed mit 0,25 oder 0,5 Prozentpunkten erhöhen wird. Zur Zeit weist der Leitzins mit einem Niveau von 1% den niedrigsten Stand seit 1958 auf.

Wie die Zeitung weiter berichtet hat, würde eine Anhebung durch die Fed keine Überraschung unter den Marktteilnehmern nach sich ziehen. Es sei der Fall, dass eine mögliche Zinserhöhung gut vorbereitet worden ist. Die ersten Zinsanhebungen dürften daher in den Kursen größtenteils enthalten sein. Fed-Chef Greenspan hat vor etwas mehr als zwei Wochen erklärt, dass "alles Notwendige zur Sicherung der Preisstabilität" unternommen werden müsse, falls sich das Inflationsrisiko erhöhen wird. Wie aus einer Studie hervorgeht tendierten Aktienmärkte in der Anfangsphase eines Zinserhöhungszyklus nach oben, wenn die Börse einen solchen bereits erwartet hat.

Laut den Analysten von Merrill Lynch legt der US-Aktienmarkt während eines Zinserhöhungszyklus in den ersten sechs Monaten 2,4 Prozent zu. Investmentstratege Stefan Keitel führt an, dass sich im Anschluss moderat steigender Zinsen die Aktienkurse tendenziell nach oben entwickelt hätten. "Wenn sich die Zinserhöhungsdiskussion der letzten Monate auflöst, sollte das einen positiven Einfluss haben", so Keitel.

Wie die US-Researchfirma Ned Davis erläutert, weise der amerikanische Aktienmarkt üblicherweise neun Monate nach dem ersten Zinsschritt eine höhere Notierung auf. Danach stehe jedoch eine Trendwende an. Nach einem Jahr würden daher die Kurse drei Prozent tiefer stehen. Nach der zweiten oder dritten Zinserhöhung wäre es daher für die Anleger an der Zeit eine andere Anlageform zu wählen.

Nach Ansicht von Klaus Martini, dem Chefstrategen für Privatkunden der Deutschen Bank, reagiere die Notenbanken mit höheren Zinsen auf eine anziehende Konjunktur, mit der auch Unternehmensgewinne eine Weile weiter steigen würden. "Dieses Mal ist der Gewinnzyklus schon weit fortgeschritten, die Fed hat lange gewartet. Damit besteht die Gefahr, dass das Gewinnwachstum bald erlahmt.", so Martini. Höhere Zinsen könnten daher eine Belastung für die Märkte sein. Aufgrund einer entsprechenden Positionierung der Investoren vor dem ersten Schritt sei jedoch vorerst kein größerer Druck in Sicht.

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