Kommentar
19:10 Uhr, 08.11.2018

Eurozone: Rezession oder Wachstumsdelle?

Man sollte die Ruhe bewahren. Die Lage ist weniger schlimm als viele glauben.

Es heißt zwar, es wird nicht so heiß gegessen wie gekocht wird, doch an der Börse ist es meist umgekehrt. Anleger reagieren gerne über. Sie essen quasi heißer als gekocht wird. Das geschieht auch in diesen Tagen wieder. Es ist allerdings durchaus verständlich, dass es soweit kommt.

Sowohl die EU als auch die Eurozone erfahren gerade eine massive Abkühlung des Wachstums. Die Erstschätzung von Eurostat sieht das Wachstum in der Eurozone nur noch bei 0,2 % im dritten Quartal. In der EU ist es mit 0,3 % kaum besser.

Zu allem Überfluss kann man einen Umstand nicht übersehen. Das Wachstum befindet sich seit langem im Rückwärtsgang (Grafik 1). Vor zwei Jahren lag das Quartalswachstum noch bei 0,8 %. Jetzt sollen es nur noch 0,2 % sein. Das ist ein Rückgang der Wachstumsrate um 75 %.

Ein solcher Trend kehrt sich auch nicht sofort wieder um. Die Hoffnung, dass im nächsten Quartal gleich alles wieder besser ist, kann man begraben. Die ersten Länder befinden sich bereits nahe an einer Rezession. In Litauen schrumpfte die Wirtschaft im dritten Quartal (Grafik 2). In Italien wuchs die Wirtschaft nicht mehr.

Kommt in Litauen noch ein negatives Quartal hinzu, kann man offiziell von einer Rezession sprechen. Von dieser Formalie einmal abgesehen sind die Fakten erschütternd. Die ersten Länder beginnen zu schrumpfen. Das kann nicht gut sein.

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Bevor man nun die Füße in die Hand nimmt, lohnt aber ein Blick auf die Details. Nicht überall geht es bergab. In Frankreich, Österreich und Spanien ist der Wachstumstrend positiv bzw. stabil. Frankreich und Österreich können eine Wachstumsbeschleunigung vorweisen.

Mehr Details sind bisher nicht bekannt. Wir müssen uns bis Mitte des Monats gedulden, bis wir die Wachstumszahlen aller Länder kennen. Schon jetzt kann man allerdings eine gewisse Systematik erkennen und durch die vorhandenen Daten erschließt sich, dass das Wachstum in Deutschland nicht gut gewesen sein kann.

Es scheint eine klare Tendenz zu geben, dass Exportländer stärker betroffen sind als alle anderen. Italien ist eine Ausnahme. Hier wird ein eigenes Süppchen gekocht. Litauen exportiert sehr viel nach Russland und nach Deutschland. Deutschland nimmt Litauen Rohstoffe und Zwischengüter ab. Läuft es in Deutschland und Russland nicht rund, geht das an Litauen nicht spurlos vorüber.

Deutschland wiederum exportiert viel in die USA, vor allem aber auch nach China. Dort gibt es einen Abschwung und die Handelsbeziehungen zu den USA waren auch schon einmal besser.

Wirtschaften, die vor allem vom Inlandskonsum getragen werden (Frankreich, Spanien), laufen nach wie vor gut. Wir sehen aktuell in den Daten den Handelskonflikt und Chinas Abkühlung. Einen breitangelegten Abschwung oder gar eine globale Rezession ist nicht zu erkennen. Es wird sich vermutlich alles als Wachstumsdelle herausstellen, die auf wenige Länder zurückzuführen ist.

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2 Kommentare

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  • shark
    shark

    Skin in the Game-von N.Taleb !

    Da gibt es drei Gruppen von Personen-

    An Hr.Schmale folgendes:

    Das Leben hat die Grossmutter gelehrt,dass in unserem Tun mehr Wahrheit liegt ,als in unserem Reden.Denn Reden ist umsonst..-))

    .-....

    22:12 Uhr, 08.11. 2018
  • Bigdogg
    Bigdogg

    BIP–Zahlen sind das Papier nicht wert auf dem sie geschrieben sind. Worüber philosophieren sie hier?

    21:44 Uhr, 08.11. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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