Eurozone: Das Schlimmste scheint überstanden
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Obwohl die Rezession in weiten Teilen der Eurozone andauert, ist ein Prozess der allmählichen wirtschaftlichen Erholung erkennbar. Die Sparziele in den Staatshaushalten werden weitgehend eingehalten, der Konjunkturausblick stabilisiert sich und in den Volkswirtschaften der sogenannten Peripherie sind Lebenszeichen erkennbar. Wir halten Aktien aus der Eurozone nach jahrelanger Schwäche mittlerweile wieder für attraktiv, wie Christophe Bernard, Vontobel-Chefstratege in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Seit Ende 2009 und dem Eingeständnis des damaligen griechischen Premierministers Georgios Papandreou, dass das Haushaltsdefizit deutlich höher gewesen sei als in den offiziellen Zahlen ausgewiesen, werde die Eurozone von einer Reihe existenzieller Krisen heimgesucht. Diese äußerten sich vor allem in wirtschaftlichem Stillstand. Zudem fehle eine umfassende Strategie zur Beseitigung der grundlegenden Mängel der Währungsunion, heißt es weiter.
Während zahlreiche Aspekte der wirtschaftlichen Situation nach wie vor Sorgen bereiteten, gebe es Hinweise auf eine Stabilisierung. Erstens sei es der Europäischen Zentralbank gelungen, die Zinsen an den wichtigen spanischen und italienischen Staatsanleihemärkten mit Hilfe des OMT-Programms (Outright Monetary Transactions) unter Kontrolle zu bringen: Seit Juli 2012 seien die Renditen zehnjähriger spanischer und italienischer Staatsanleihen erheblich von 7,6 auf 4,3 Prozent bzw. von 6,6 Prozent auf 4,0 Prozent gesunken, so Bernard.
Zweitens gingen die Staaten die Ungleichgewichte bei den Leistungsbilanzen, welche den Kern der Krise bildeten, nun energisch an. So sei beispielsweise das spanische Leistungsbilanzdefizit, das im Jahr 2007 noch bei zehn Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) gelegen habe, innerhalb von sechs Jahren praktisch beseitigt worden, wenn auch mit negativen Folgen für Konsum und Beschäftigung. Ebenso machten die Länder mit den höchsten Haushaltsdefiziten Fortschritte in Richtung eines Primärüberschusses (das heißt eines Haushaltsüberschusses vor den Zinszahlungen für ausstehende Schulden). Insbesondere Griechenland dürfte dieses Ziel im Jahr 2014 erreichen, heißt es weiter.
Drittens habe die Europäische Kommission – mit ein wenig Überzeugungsarbeit seitens des Internationalen Währungsfonds (IWF) – erkannt, dass die vereinbarten Sparmaßnahmen über einen längeren Zeitraum hinweg umgesetzt werden müssten als ursprünglich geplant. Dies helfe den fragilen Euro-Ländern dabei, dem Teufelskreis aus tieferer Rezession und höheren Haushaltsdefiziten zu entkommen, so Bernard.
„Mit anderen Worten: Die Wirtschaftsaktivität dürfte im zweiten Quartal 2013 ihren Tiefpunkt erreicht haben. Unsere Prognose einer allmählichen Erholung gründet sich unter anderem auf den jüngsten Einkaufsmanagerindex (PMI), einem wichtigen Barometer für die derzeitige und zukünftige wirtschaftliche Verfassung. Der Indikator ist im Mai auf 47,7 gestiegen und hat die Markterwartungen übertroffen. Die Daten im Rahmen der Mai-Veröffentlichung zeigten ermutigende Ergebnisse für Italien und Spanien und deuten auf eine Erholung in Deutschland hin“, heißt es im Marktkommentar.
„Eines ist klar: Im Jahr 2013 wird die Wirtschaft weiter schrumpfen. Frankreich hat gerade erst mit der Umsetzung von Strukturreformen begonnen, und in Italien sind die Lohnstückkosten nach wie vor beängstigend hoch. Allerdings dürfte zum Beispiel Griechenland 2014 erstmals wieder ein Wirtschaftswachstum verzeichnen – nach sechs aufeinander folgenden Jahren der Rezession und einem Verlust von einem Viertel des BIP –, und die günstige Entwicklung sollte sich in der Folge beschleunigen. Sicherlich ist dies als positives Omen zu werten“, so Bernard.
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