Analyse
13:00 Uhr, 05.04.2018

EUROSTOXX 50 - Mind the Gap!

Eine starke Nachbörse und ein bullischer Kurssprung und das auch noch an einem Zeitziel-Tag. Was könnte es für einen besseren Auftakt für eine neue Rally geben? Aber Vorsicht: Gaps haben ihre Tücken und die Bären noch nicht kapituliert. Erfahren Sie die wichtigsten Handelsmarken der nächsten Stunden und Tage.

Erwähnte Instrumente

  • EURO STOXX 50
    ISIN: EU0009658145Kopiert
    Kursstand: 3.401,42 Pkt (STOXX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • EURO STOXX 50 - WKN: 965814 - ISIN: EU0009658145 - Kurs: 3.401,42 Pkt (STOXX)

Nachdem die "Iden des März" den letzten starken Einbruch eingeläutet hatten, setzte der EuroStoxx 50 seinen Abwärtstrend fort und verfehlte den zweiten Zielbereich aus der letzten Analyse nur um wenige Punkte. Schon kurz vor der Supportzone bei 3.256 bis 3.246 Punkten war der Index nach Norden abgedreht. Der heutige Anstieg ist bislang Teil der zuletzt als realistische Variante angekündigten volatilen, fünfteiligen Abwärts-Seitwärts-Bewegung, die den Abwärtstrend abschließen könnte. Mit dem gestrigen nachbörslichen und dem heutigen Anstieg haben die Bullen sich zwar eindrucksvoll zurückgemeldet. Im großen Bild sind die Abwärtsrisiken jedoch nach wie vor akut. Und nachdem die letzten Zeitziele jeweils mit markanten Hochs zusammenfielen, sollte die Tatsache zu Denken geben, dass heute und morgen wieder Zeitzieltage sind.

Große Handelsspanne nach unten aufgebrochen

Übergeordnet betrachtet bewegt sich der Index seit Anfang Februar zwischen dem 76,40 %- und dem 61,8 %-Retracementniveau der großen Aufwärtsbewegung von Juli 2016 bis Oktober 2017, die von 2.678 bis 3.708 Punkten reichte (hellblaue Retracementlinien im Chart). Dieser Korridor wurde Ende März klar nach unten verlassen und damit die 3.193 Punkte-Marke (50 % der großen Aufwärtsbewegung) als nächstes übergeordnetes Abwärtsziel aktiviert. Es bleibt abzuwarten, ob die Marke direkt oder über den Umweg einer stärkeren Erholung erreicht wird. Bei Kursen unter 3.465 Punkten ist die erste Variante nach wie vor die wahrscheinlichere.

Bei der Konstellation seit Ende Februar hat sich dagegen mit dem aktuellen Anstieg wenig geändert. Das Szenario einer fünfteiligen Abwärtsbewegung ist gerade wegen des laufenden Anstiegs intakt: Die Teilbewegung kann als die vierte von fünf Swings eingeordnet werden, solange der Index nicht über 3.448 Punkte ausgebrochen ist. Und der laufende Anstieg hätte nur dann impulsiv-dynamischen Charakter, wenn er im gestrigen Tief begonnen hätte. Hängt er dagegen mit der Aufwärtsbewegung von 3.261 bzw. 3.267 Punkten zusammen - also den bisherigen absoluten Tiefs der Abwärtstrendphase - hätte der gestrige Einbruch bereits eine 61,8 %-Korrektur erreicht und damit das Aufwärtspotenzial der heutigen Bewegung auf 3.410 und 3.425 Punkte eingegrenzt.

Im Umkehrschluß ergibt sich daraus auch das erste prozyklische Kaufniveau: die 3.425 Punkte-Marke. Aber es ist Vorsicht angebracht, denn wie beschrieben "lauert" schon bei 3.465 Punkten der nächste signifikante Widerstand, der die Fortsetzung der Erholung schlagartig beenden könnte.

Auf der Unterseite liegt die erste relevante Unterstützung bei 3.378 Punkten. Zum einen handelt es sich dabei um das 76,4 %-Retracementlevel des gestrigen Anstiegs, zum anderen liegt dort das Tageshoch vom 29. März. Dass beide Marken zusammenfallen, unterstreicht die Arbeitsthese, dass die Erholung bei 3.261 / 3.267 Punkten begann und ihrerseits aus drei Teilen besteht und wir uns aktuell im dritten und letzten befinden.

EUROSTOXX-50-Mind-the-Gap-Chartanalyse-Thomas-May-GodmodeTrader.de-1

Sollte der Index dort nach oben drehen, besteht nochmals die Möglichkeit, das aktuelle Hoch bei 3.403 Punkten anzulaufen und darüber bis 3.410 und ggf. 3.425 Punkte zu steigen. Abgaben unter die Marke liefern zwar kein direktes Verkaufssignal, sind jedoch als Warnschuss der Bären zu sehen. In der Folge sind Kurskorrekturen bis 3.363 und 3.351 Punkte zu erwarten. Auch von dort könnte das Tageshoch nochmals angesteuert werden. Bricht der Index jedoch auch unter 3.339 Punkte ein (61,8 %-Retracementlevel des Anstiegs seit 3.300 Punkten), wäre die gestrige und heutige Aufwärtsbewegung neutralisiert und damit auch die 3.300 Punkte-Marke nicht der Ausgangspunkt eines neuen Aufwärtstrends.

Unter 3.319 Punkten sind die Bären wieder am Zug

Damit würde automatisch das Tief bei 3.267 Punkten in den Fokus rücken. Und mit ihm das 61,8 %-Niveau des Anstiegs von diesem Tief bis zum heutigen Hoch: die 3.319 Punkte-Marke. Sie ist ungeachtet des weiteren Verlaufs zunächst der Dreh-und Angelpunkt zwischen Erholung und Einbruch. Sollte der Index vor dem Erreichen der Marke über 3.403 Punkte ansteigen, muss die Marke natürlich mit den neuen Hochs nach oben mitgezogen werden.

Ein Unterschreiten der 3.319 Punkte-Marke würde den Abwärtstrend sofort reaktivieren und ist daher als absoluter Sicherungsstop für Longpositionen und als konservatives Einstiegsniveau für etwaige Shorts zu sehen. Das erste Ziel eines solchen Verkaufssignals ist zunächst das absolute Tief bei 3.261 Punkten. Wird anschließend auch der Zielbereich der letzten Analyse bei 3.256 bis 3.246 Punkten unterschritten, rückt die 3.193 Punkte-Marke als Ziel auf die Agenda. Darunter wäre ein steiler Abverkauf bis 3.071 Punkte wahrscheinlich.

Fazit: Prozyklische Kaufgelegenheiten ergeben sich aktuell erst wieder über 3.425 Punkten oder nach der erfolgreichen Verteidigung der zentralen Supports bei 3.339 bzw. 3.319 Punkten. Hierbei sollte man jedoch ebenfalls prozyklisch agieren und eine 61,8 %-Korrektur der Abwärtsbewegung abwarten, die zum Test der jeweiligen Marke geführt hatte. Prozyklisch short ist derzeit erst unter 3.339 und 3.319 Punkten sinnvoll. Aufgrund des erheblichen Abwärtspotentials, das ein solches Verkaufssignal mit sich führen würde, ergibt sich trotz der weiten Entfernung zum aktuellen Kurs ein solides CRV.

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Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: EURO STOXX 50 (short)

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Über den Experten

Thomas May
Thomas May
Experte für Fibonacci-Analyse

Thomas May entdeckte Ende der 1990er Jahre die Leidenschaft für die Börse. Zu Beginn fundamental orientiert, war er bald von der Charttechnischen Analyse begeistert und befasste sich intensiv mit klassischer Charttechnik, Elliott Wellen, Fibonacci- und Zyklenanalyse. Seit 2010 im Team der stock3 AG war er von 2012 bis 2016 Chefredakteur von GodmodeTrader.de, ist Autor der DVDs „Charttechnik für Einsteiger“ und „Fibonacci-Trading“, Mitherausgeber des ersten Teils von „Das große GodmodeTrader-Handbuch“ sowie einer der Autoren im zweiten Teil der Buchserie. Auf stock3 liegt sein Schwerpunkt auf charttechnischen Edelmetall-, Aktien- und Indexanalysen. Auf dem stock3 Terminal betreut der leidenschaftliche Swing-Trader seinen eigenen Desktop für Chartanalysen und Trading-Setups.

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