Fundamentale Nachricht
12:50 Uhr, 16.12.2014

Europäische Nebenwerte stehen vor einem Comeback

Aus der zuletzt schlechteren Entwicklung von Aktien von Firmen kleiner und mittlerer Marktkapitalisierung ergeben sich nach Ansicht von Thomas Angermann, Fondsmanager des UBS European Small Caps Fund, nun Chancen.

Frankfurt (BoerseGo.de) - Im laufenden Jahr haben sich die Aktien von Firmen kleiner und mittlerer Marktkapitalisierung, den so genannten Small Caps, schlechter entwickelt als Standardwerte. Doch gerade daraus ergeben sich nach Ansicht von Thomas Angermann, Fondsmanager des UBS European Small Caps Fund, nun Chancen. „Nebenwerte sind jetzt günstiger bewertet als die großen Konzerne“, schreibt Angermann in einem aktuellen Marktkommentar.

Setze man den Firmenwert in Relation zu den für 2015 erwarteten Gewinnen vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen, wiesen Small Caps einen Multiplikator von 6,5 auf. Bei ihren höher kapitalisierten Pendants betrage die Kennziffer im Schnitt 7,5. Diese Kennzahl gebe den Unternehmenswert als operative Ertragskraft an. Je niedriger der Wert, desto besser. „Da bei den Nebenwerten im kommenden Jahr zugleich ein schnelleres Wachstum zu erwarten ist, sind Small Caps derzeit attraktiver“, urteilt Angermann. „Und das gilt auch für das Kurs-Gewinn-Verhältnis.“

Dieses dynamische Wachstum der Small Caps habe seinen Grund: Wenn es darum gehe, wachstumsstarke Zukunftsmärkte zu besetzen, gelten kleinere Firmen als schneller und wendiger, ähnlich wie Schnellboote. Große Konzerne dagegen würden meist mit langsamen und trägen Tankern verglichen. „Das daraus resultierende rasante Wachstum bei den kleinen Unternehmen spiegelt sich dann auch stärker im Ergebnis wider“, so der Experte.

Gerade diese Fähigkeit, wachstumsstarke Märkte rasch zu besetzen, machten Small Caps für große Konzerne zudem zu attraktiven Übernahmekandidaten. „Die Chancen dafür ergeben sich aus dem gegenwärtigen niedrigen organischen Wachstum der Large Caps“, erläutert Angermann. „Dazu kommt, dass viele Konzerne über starke Unternehmensbilanzen mit hohen Cash-Quoten verfügen. Dies alles dürfte dafür sorgen, dass die Übernahmeaktivität am Markt anhält und die Anzahl der ‚Dealsʼ auch 2015 nicht schrumpfen wird.“ Im Fokus der Käufer dürften dabei kleine und mittelgroße Firmen mit einem interessanten Produktportfolio stehen.

Ein Risiko für ein Nebenwerte-Comeback bestehe zwar in der konjunkturellen Entwicklung. Angermann geht aber nicht davon aus, dass die Dynamik der weltweiten Wirtschaft im kommenden Jahr stark nachlässt. „Wir erwarten derzeit eine Fortsetzung der langsamen, wirtschaftlichen Erholung mit über drei Prozent Wachstum für 2015“, sagt er. Während von den Schwellenländern jedoch eher begrenzte Impulse ausgehen dürften, wird der Hauptbeitrag zum globalen Wachstum von den entwickelten Volkswirtschaften und hier insbesondere von den USA kommen. „In Europa sehen wir zwar das größte Aufholpotenzial, unsicher ist aber, ob dieses Potenzial tatsächlich genutzt wird.“

Eine mögliche Zinswende in den USA stellt aus seiner Sicht kein Risiko für Small Caps dar. „Die Mehrheit der an einer Börse gelisteten Nebenwerte ist heute finanziell viel robuster aufgestellt als in den neunziger Jahren“, so Angermann. „Zudem haben diese Firmen direkten Zugriff auf die Kreditmärkte.“ Aus diesem Grund würden Small-Cap-Investments auch bei einer Zinswende keine relativen Nachteile gegenüber Large Caps bringen. Dennoch gilt es gerade bei Small Caps sehr genau hinzusehen. „Die Unterschiede zwischen den einzelnen Titeln sind groß, und Anleger müssen hier sowohl die Unternehmensbilanzen wie auch die Qualität des Managements oder des Geschäftsmodells genau analysieren“, so der Experte. Gerade in diesem Anlagesegment könne es deshalb sinnvoll sein, auf einen aktiv gemanagten Fonds zu setzen.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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