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12:25 Uhr, 14.05.2019

Europäische Anleihen würden deutlichen Zinsanstieg gut verkraften

Ein deutlicher Zinsanstieg in Europa hätte der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments zufolge keine gravierenden Auswirkungen auf den europäischen Anleihenmarkt.

Minneapolis (GodmodeTrader.de) - Die Einschätzung, dass ein deutlicher Zinsanstieg in Europa keine gravierenden Auswirkungen auf den europäischen Anleihenmark hat, beruht auf einer Analyse der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments. Das Team für Unternehmensanleihen guter und sehr guter Qualität hat die Auswirkung eines großen und unmittelbaren Zinsschrittes auf die Nettozinsdeckung und den Verschuldungsgrad der Unternehmen in ihrem Anlageuniversum beleuchtet.

„Bei allen variabel verzinslichen Schuldtiteln (Anleihen und Banken) sowie allen festverzinslichen Schuldtiteln mit Fälligkeit in dem Prognosezeitraum von zwei Jahren stiegen in unserem Szenario die Zinskosten um drei Prozent“, fassen David Oliphant, Executive Director Fixed Income, und Jonathan Pitkanen, Leiter der Analyse von Investmentgrade-Anleihen, das Ergebnis in einem Kommentar zusammen. „Unser wichtigstes Fazit im Falle einer Normalisierung des Zinsniveaus lautet, dass das Finanzierungsprofil des europäischen Investment-Grade-Marktes nach Laufzeiten ausgewogen genug ist, um die Auswirkungen zu verkraften.“

Damit wirkt Columbia Threadneedle Bedenken entgegen, dass erhöhte Schulden, die Unternehmen angesichts niedriger Zinsen und Kreditkosten aufgenommen haben, im Falle steigender Zinsen zum Problem werden könnten. Kritiker verweisen darauf, dass der Anteil der Papiere mit BBB-Ratings, sprich der geringsten Note im Investmentgrade-Bereich, deutlich zugenommen habe. Sollten einige der dahinterstehenden Unternehmen weiter herabgestuft werden, weil sich ihre Schuldnerqualität verschlechtert, könne der europäische Markt für Hochzinsanleihen dieses zusätzliche Volumen möglicherweise nicht verkraften.

„Daten der ICE Bank of America Merrill Lynch zufolge ist der Anteil des unteren IG-Ratingsegments am europäischen Index von ca. 20 Prozent 2005 auf über 45 Prozent Anfang dieses Jahres gestiegen“, schreiben Oliphant und Pitkanen und sprechen von einem „BBB-Rating-Überhang“. Dieser bereitet den Experten jedoch keine allzu großen Sorgen. „Die stärkere BBB-Präsenz geht zu einem großen Teil auf die Zunahme von Neuemissionen regulierter Versorger zurück, die sich vor der globalen Finanzkrise noch über Banken finanziert haben, und daneben natürlich auf den Bankensektor.“ In den Jahren vor der globalen Finanzkrise seien die meisten Bankanleihen höher bewertet gewesen, z. B. mit A oder AA. In der späteren Herabstufung spiegele sich wider, dass die Banken 2005 fehlbewertet waren.

In bestimmten Branchen würde sich eine deutliche Zinserhöhung Columbia Threadneedle zufolge zwar auf die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen auswirken. „Dies würde wahrscheinlich vor allem Non-Food-Einzelhändler und Automobilunternehmen treffen“, schreiben Oliphant und Pitkanen. „Daran lässt sich der Effekt ablesen, den steigende Zinsen (oder Finanzierungskosten) auf Verbraucher haben würden, die Waren dieser Unternehmen kaufen. Dennoch wird die Auswirkung selbst in diesen Bereichen voraussichtlich gering sein.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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