Europäische Aktien bleiben auf Erholungskurs
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
In der letzten Woche tendierten die US-Aktienmärkte uneinheitlich. Während der S&P 500 um 0,5% höher schloss, verlor der Nasdaq 0,9% seines Werts. Beflügelt wurde der S&P-Index vor allem durch Energie- und Einzelhandelswerte (Gap und Best Buy). Nach den enttäuschenden Zahlen zum Verbrauchervertrauen zum Wochenauftakt richtete sich das Augenmerk auf die ISM-Umfrage und die Arbeitsmarktzahlen, die hoch genug ausfielen, um den Aktienmarkt zu beflügeln und die Anleihekurse auf Talfahrt zu schicken. Gebremst wurde der Anstieg am Aktienmarkt jedoch durch die Reaktion des Marktes auf die Nachricht von Intel, das mit einer weltweit rückläufigen Halbleiternachfrage rechnet. Wieder einmal für Schlagzeilen sorgten Fusionen und Übernahmen: So gab UBS die Übernahme der Kapitalmarktaktivitäten von Charles Schwab bekannt, während Citigroup und JP Morgan Chase offenbar ein Auge auf die britische Cazenove geworfen haben.
Kursverluste mussten die japanischen Aktienmärkte einstecken: Nikkei 225 und Topix gaben zum Wochenschluss nach. Angeführt wurde der Kurseinbruch von den Halbleiterfirmen Tokyo und Samsung, die im Sog der Intel-Gewinnwarnungen zum dritten Quartal in die Knie gingen. Auch die drei größten Autobauer Japans, Toyota, Honda und Nissan, erlitten Kursverluste, nachdem der Absatz in den USA erstmals seit 2002 zurückging. Die schwache Industrieproduktion (unverändert im Juli gegenüber Juni) und die rückläufige Verbrauchernachfrage lassen vermuten, dass die höhere Binnennachfrage nicht ausreicht, die Abkühlung der globalen Konjunktur zu kompensieren.
An den europäischen Aktienmärkten ging es in der letzten Woche aufwärts, angeführt von Daimler Chrysler und Adecco. Zwar stiegen im Juli die Umsätze im deutschen Einzelhandel, die schwachen August-Beschäftigungszahlen unterstreichen jedoch, dass den Verbraucherausgaben enge Grenzen gesetzt sind. In der gesamten Region fielen die PMI-Zahlen zum Vertrauen etwas schwächer aus, sie verharrten jedoch in dem Bereich, der auf eine weitere Expansion hindeutet. In der letzten Woche ließ die Europäische Zentralbank die Zinsen unverändert. Ungeachtet des schärferen Tons in den Begleitkommentaren, die "einer erhöhten Wachsamkeit angesichts der Gefahren für die Preisstabilität" das Wort redeten, kündigte EZB-Chef Trichet im weiteren Verlauf die Lockerung des Wachstums- und Stabilitätspakts mit Blick auf die Neuverschuldung der teilnehmenden Länder an.
Der britische FTSE100 legte in der letzten Woche zu. An die Spitze setzten sich hierbei die Personalvermittlung Hays sowie AstraZeneca und Allied Domecq. Neben den Angaben der Bank von England zu den Hypothekenkrediten weisen auch die Immobilienpreisindizes von Nationwide und HBOS darauf hin, dass der Verbraucherkreditaufnahme und dem Immobilienmarkt so langsam die Luft ausgeht. Inzwischen haben die Terminmärkte ihre Zinserwartung deutlich nach unten geschraubt und sehen den Zins in der Spitze nun nur noch bei rund 5%.
In der Region Asien-Pazifik konnte der australische S&P/ASX-Index die dritte Woche in Folge im Plus schließen. Zu verdanken ist dies vor allem dem anhaltenden Wirtschaftswachstum. Auch der südkoreanische Kospi-Index verabschiedete sich mit Zugewinnen ins Wochenende. Ihm verhalfen Finanzwerte dank niedrigerer Zinsen zu diesem Anstieg.
In Lateinamerika legte der argentinische Markt wegen einer viel versprechenden Umschuldungsvereinbarung mit dem IWF deutlich zu. Mit einem Plus von 2,5% setzte sich Russland an die Spitze der europäischen Emerging Markets, die in der letzten Woche einen Anstieg erzielten.
An den weltweiten Staatsanleihemärkten kletterten die Renditen von US-Staatspapieren gegen Ende der letzten Woche nach oben, nachdem die Konjunkturzahlen die deutlich zurückgeschraubten Erwartungen Lügen straften und für positive Überraschung sorgten. Diesem Trend schlossen sich die Renditen in Europa an, während sich japanische Staatsanleihen dem Trend entgegenstellten und die Woche mit einem positiven Ergebnis beschlossen.
Gegenüber dem Euro tendierte der US-Dollar an den Devisenmärkten unverändert. Da der Höchststand bei den Zinsen in greifbarere Nähe rückt und vor allem nicht ganz so hoch ausfallen dürfte wie bislang befürchtet, gab das Pfund Sterling erneut gegenüber den anderen wichtigen Währungen nach.
Wegen nachlassender Versorgungsängste ging der Ölpreisrallye in der letzten Woche an den Rohstoffmärkten etwas die Luft aus. Gründe sind die von den jüngsten Terroranschlägen kaum betroffene Ölproduktion im Irak, die wahrscheinliche Produktionsausweitung in Russland und die Tatsache, dass der Hurrikan Frances die US-Bohrinseln vor der US-Küste verschonte.
Marktstimmung passt sich schwächerem Ausblick an und lässt auf moderate Kursgewinne hoffen
Weltweit schwächen sich die Konjunkturzahlen weiter ab und unser Konjunkturleitindikator gab im August den neunten Monat in Folge nach, was für die nächste Zeit nichts Gutes verheißt. Zweifellos aber hat sich die Reaktion der Marktteilnehmer auf die schwächeren Nachrichten verändert. Inzwischen ziehen schwächere Konjunkturdaten nicht mehr zwangsläufig eine harsche Reaktion des Marktes nach sich (siehe ISM-Zahlen vom Dienstag), während bessere Konjunkturdaten den Kursen deutlichen Auftrieb verleihen (siehe der markante Anstieg am japanischen Markt nach Bekanntgabe des positiven Investitionsberichts). Hieran wird deutlich, dass sich der Markt zunehmend auf den schwächeren Konjunktur- und Gewinnausblick einstellt und dass die veröffentlichten Konsenszahlen dieser Entwicklung hinterher hinken. Die zentrale Frage lautet daher, ob wir uns in einer Phase der nachhaltigen Expansion oder auf dem Weg zurück in die Rezession befinden. Mit Ausnahme der Ölkomponente signalisiert derzeit aber keiner unserer Leitindikatoren eine bevorstehende Rezession, so dass die Aktienmärkte unseres Erachtens ihren moderaten Aufwärtstrend in nächster Zeit fortsetzen können.
Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)
Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt rund 500 Mrd. US-Dollar (per 31. Dezember 2003). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.