Europa: Von Sommerloch keine Spur
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- EURO STOXX 50Kursstand: 2.943,50 Pkt (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
San Mateo (GodmodeTrader.de) - Das traditionelle Sommerloch ließ an den europäischen Finanzplätzen in diesem Jahr lange auf sich warten und war dann auch wieder schneller vorbei als sonst. Einige der Ereignisse dieses Sommers dürften unserer Ansicht nach noch eine Weile bestimmen, welche Richtung die Märkte einschlagen. Vor allem die überraschende Entscheidung der britischen Bevölkerung im Juni für den Brexit sorgte im Juli – an den europäischen Märkten normalerweise ein ruhiger Monat – dafür, dass private wie institutionelle Anleger ins Schwitzen kamen, wie David Zahn, Head of European Fixed Income der Franklin Templeton Fixed Income Group, in einer aktuellen Markteinschätzung schreibt.
Seiner Einschätzung nach fielen die kurzfristigen Folgen des Referendums nicht so schlimm aus, wie es die „Bleiben-Befürworter“ vorhergesagt hatten. Der britische Einzelhandel sei im Monat nach der Entscheidung gegenüber dem Vorjahr um 5,9 Prozent gewachsen. Ferner hätten sich britische Unternehmensanleihen – trotz der düsteren Krisenstimmung gut entwickelt, was teilweise darauf zurückzuführen gewesen sei, dass die Unternehmen durch die Stützungsmaßnahmen der Bank of England (BoE) nach dem Votum einen Anreiz für anhaltende Kreditaufnahmen, Investitionen und Neueinstellungen erhalten hätten, heißt es weiter.
„Meiner Meinung nach war die Entscheidung der BoE für eine weitere Zinssenkung im August auf rekordtiefe 0,25 Prozent zwar eine wichtige Reaktion auf das Brexit-Votum. Für noch wichtiger halte ich es allerdings, wie die Bank das wiederaufgenommene quantitative Lockerungsprogramm (QE) fortführt.Im August hat die BoE ein neues Kreditförderungsprogramm (Term Funding Scheme) im Volumen von 100 Milliarden Pfund angekündigt, um die Folgen der Niedrigzinsen auf die Privatbanken abzufedern. Diese Maßnahme, die im Grunde der Ausweitung des Programms der Europäischen Zentralbank (EZB) zum Aufkauf von Vermögenswerten entspricht, gliedert sich ein in einen langfristigen geldpolitischen Ansatz in drei Phasen. Dieser sieht unter anderem den Aufkauf von britischen Unternehmensanleihen im Volumen von bis zu 10 Milliarden Pfund und eine Ausweitung der bestehenden Kaufprogramme vor. Das Volumen der Wertpapieraufkäufe durch die BoE wird damit auf 435 Milliarden Pfund erhöht. Notenbankchef Mark Carney hat kürzlich angedeutet, er habe ‚kein Interesse‘ an negativen Zinsen in Großbritannien. Daher sind eher zusätzliche Stützungsmaßnahmen zu erwarten als weitere Zinssenkungen“, so Zahn.
Das britische Referendum sei jedoch nicht der einzige Volksentscheid gewesen, der die Anleger die Stirn runzeln lassen habe. Das schockierende Ergebnis in Großbritannien und die darauf folgenden ersten Turbulenzen wie etwa der Rücktritt von Premier David Cameron hätten auch das Votum in Italien im November wieder ins Rampenlicht rücken lassen. Auch dieses Ereignis könnte über die italienischen Grenzen hinaus folgenreich sein, wenn die Bevölkerung des Landes den Kurs ihres Premiers Matteo Renzi ablehne, was einen Rücktritt und Neuwahlen zur Folge haben könnte. Für die Europäische Union könnte das italienische Referendum tatsächlich weit reichende Folgen haben, heißt es weiter.
„Im nächsten Jahr stehen in Frankreich und in Deutschland reguläre Wahlen an. Zudem ist die Lage in Spanien nach wie vor unsicher, und auch Italien steht möglicherweise vor Neuwahlen. Somit ist in den kommenden zwölf Monaten in vier der größten Euroländer ein Regierungswechsel möglich. Die britische Premierministerin Theresa May bringt das in ein Dilemma. Schließlich muss sie entscheiden, wann sie den Startschuss für den Brexit gibt und Artikel 50 des Vertrags von Lissabon aktiviert. Sie wird kaum daran interessiert sein, den zweijährigen Austrittsprozess in Gang zu bringen, ohne zu wissen, mit wem sie verhandeln wird“, so Zahn.
Noch unsicherer sei die politische Lage allerdings in Spanien – das Land sei seit neun Monaten ohne handlungsfähige Regierung. Weder die Wahlen im Dezember 2015 noch die im Juni dieses Jahres hätten ein Ergebnis gebracht. Zudem sei Premier Mariano Rajoy Ende August mit dem Versuch gescheitert, eine parlamentarische Mehrheit für eine Regierungsbildung zu erlangen. Spanien drohe also eine dritte Wahl. Den Anleihenmarkt allerdings – und das sei bemerkenswert – habe dieses Hickhack im spanischen Parlament bislang offenbar nicht besonders belastet. Außerdem sei das Bruttoinlandsprodukt des Landes in diesen unsicheren Monaten sogar schneller gewachsen – möglicherweise infolge der gelockerten spanischen Fiskalpolitik, heißt es weiter.
„Aufgrund der allgemein angespannten politischen Lage in Europa dürfte die EZB ihr Programm zum Aufkauf von Wertpapieren des öffentlichen und privaten Sektors im Volumen von monatlich 80 Milliarden Euro unserer Meinung nach nicht wie geplant im März 2017 auslaufen lassen. Ebenfalls mit Argusaugen beobachtet wird die kommende Präsidentschaftswahl in den USA. Zurzeit sehen die Märkte offenbar die Demokratin Hillary Clinton als Favoritin, was viele der letzten Wahlumfragen ebenfalls bestätigen. Sollte jedoch der Republikaner Donald Trump das Rennen machen, dürfte die Volatilität an den Märkten zunehmen“, so Zahn.
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