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11:39 Uhr, 21.06.2012

Europa schaut nach Madrid: Erneut muss Spanien hohe Zinsen in Kauf nehmen

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Madrid (BoerseGo.de) - Am Donnerstagvormittag musste Madrid erneut eine Feuerprobe bestehen. Nach den zuletzt horrend hohen Risikoprämien für Staatsanleihen waren Finanzmarktteilnehmer im Vorfeld gespannt, ob die Zinsen abermals ansteigen. Und die Sorge war berechtigt:

Insgesamt konnte Madrid am Donnerstagvormittag 2,22 Milliarden Euro und damit etwas mehr als die angekündigten zwei Milliarden Euro am Kapitalmarkt einsammeln. Versteigert wurden Papiere mit zwei, drei und fünfjähriger Laufzeit. Bei den zweijährigen Anleihen stieg die Rendite im Vergleich zur letzten Auktion von 2,069 auf 4,706 Prozent, bei den dreijährigen von 4,876 auf 5,457 Prozent und bei den fünfjährigen von 4,96 auf 6,07 Prozent. Alle drei Papiere waren mehr als dreifach überzeichnet.

Bereits zu Wochenbeginn musste das Land Anlegern bis zu 7,3 Prozent Rendite bieten, um sich Geld für zehn Jahre zu leihen. Finanzminister Cristóbal Montoro bezeichnete dieses Niveau als „auf Dauer nicht tragbar“. Verharren die Renditen über Monate auf diesem hohen Niveau, kann es sich die Regierung kaum noch leisten, die Staatsgeschäfte zu finanzieren.

Noch an diesem Nachmittag erwartet die Euro-Zone den offiziellen Antrag Madrids auf Rettungshilfen für die spanischen Banken. Zuvor wollen die Beraterunternehmen Roland Berger und Oliver Wyman der Madrider Regierung ihren Prüfbericht über den Finanzbedarf der Geldhäuser vorlegen. In der vergangenen Woche hatte Madrid Hilfskredite in Höhe von bis zu 100 Milliarden Euro für den angeschlagenen Bankensektor des Landes akzeptiert.

Spaniens Banken haben sich während eines jahrelangen Immobilienhypes mit Hypotheken verspekuliert – ähnlich wie die Institute in der US-Subprime-Krise. Nun sitzen die iberischen Finanzhäuser auf einem hohen Berg toxischer Kredite. Wie viel Geld der Staat letztlich zuschießen muss, ist noch unklar. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt den Bedarf auf 40 Milliarden Euro und den Bedarf für eine umfassendere Rettung auf 80 Milliarden Euro. Die spanische Notenbank hatte die Zahl der in Verzug geratenen Kredite Anfang der Woche gar auf 150 Milliarden Euro beziffert. Die Gutachten der Beratungsunternehmen sollen nun herausstellen, wie viel von den in Rede stehenden 100 Milliarden Euro an Rettungsgeldern tatsächlich für die Bankenrettung abgerufen werden müssen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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