Europa: Jammern war gestern
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In der vergangenen Handelswoche tendierten die Internationalen Aktienindizes erneut freundlich. Gute Nachrichten aus Spanien und positive Unternehmensnachrichten sorgten für Auftrieb. Abgesehen von Europa fußt die Erholung allerdings auf dünnen Umsätzen.
Europa: Jammern war gestern
An den europäischen Börsen zeichnet sich gerade ein kleines Sommermärchen ab. Ungeachtet der Sorgen um die Bonität Spaniens tendierten Dividendentitel vom Wochenbeginn an weiter aufwärts. Gemessen am Euro Stoxx 50 verzeichneten europäische Aktien ein Kursplus von 3,7 Prozent. Der deutsche Leitindex legte zwar nur 2,8 Prozent zu, ist inzwischen aber nur noch wenige Punkte von seinem Jahreshoch entfernt. Besonders bei den deutschen Autobauern herrscht geradezu Hochstimmung. So berichtete Daimler-Chef Dieter Zetsche, dass der Konzern inzwischen annähernd das Produktionsniveau vor der Krise erreicht hat. Das Thema Kurzarbeit sei nun völlig vom Tisch. Vielmehr müssten inzwischen Sonderschichten gefahren werden. Für den Sprung an die Spitze der Gewinnerliste reichte diese Nachricht jedoch nicht. Hier waren vor allem Bankentitel zu finden, die von positiven Nachrichten aus Spanien profitierten. Auch wenn die Risikoaufschläge spanischer Staatsanleihen noch immer auf sehr hohem Niveau liegen, entspannte sich die Sorge um die Bonität der Iberer merklich, nachdem es der Regierung in Madrid gelang, eine Anleihe über 3,5 Mrd. Euro erfolgreich zu platzieren. Die hohe Nachfrage nach dem Papier deutet darauf hin, dass eine Kapitalaufnahme auch zukünftig möglich ist und die Spanier nicht auf das EU-Rettungspaket zurückgreifen müssen. Titel wie die französische Société Générale oder die spanischen Banken Intesa und BBVA, die besonders stark im spanischen Immobilienmarkt investiert sind, legten daraufhin im Wochenvergleich zweistellig zu.
Im Dax gewann die Aktie von Infineon über 8,5 Prozent an Wert. Das Halbleiterunternehmen verzeichnete damit annähernd den gleichen Kurssprung wie Apple, die mit der jüngsten Generation ihres Verkaufsschlagers iPhone auf starkes Anlegerinteresse stießen. Infineon profitiert indirekt von höheren Verkaufszahlen, da das Münchner Unternehmen wichtige Bauteile zuliefert.
Euro wieder fester
Die europäische Gemeinschaftswährung gewann zuletzt wieder deutlich an Stärke. Während der Euro vor knapp zwei Wochen noch unter der Marke von 1,19 notierte, mussten am Freitag wieder über 1,24 US-Dollar pro Euro bezahlt werden. Die Erholung ist allerdings weniger Ausdruck von innerer Stärke. Vielmehr haben sich Anleger angesichts der schwacher Daten vom US-Häusermarkt darauf besonnen, wo die Krise ihren Anfang nahm. Zum Teil ist der Anstieg auch der größeren Nachfrage nach europäischen Aktien im Vergleich zu US-Titeln geschuldet.
USA: Keine Stabilisierung am US-Arbeitsmarkt
Vom US-Aktienmarkt gingen in der vergangenen Handelswoche nur geringe Impulse aus. Ähnlich wie in Europa und Asien verzeichneten Aktien zwar ebenfalls überwiegend steigende Notierungen, das Vertrauen in einen weiteren Kursanstieg war jedoch deutlich geringer. Dies ließ sich vor allem an den geringen Handelsvolumina ablesen.
Die präsentierten Konjunkturdaten konnten keine positiven Akzente setzen und fielen mehrheitlich schwächer aus als zuvor erwartet. Für den überwiegenden Teil gilt aber, dass derzeit eine Konsolidierung auf hohem Niveau zu beobachten ist. Sorge bereiten jedoch weiterhin sowohl der Arbeits- als auch der Immobilienmarkt. So ist bisher kein Rückgang bei den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe festzustellen, was dafür spricht, dass die erhoffte Belebung am US-Arbeitsmarkt auch im Juni ausgeblieben ist. Der noch immer problembehaftete Immobilienmarkt schwächelte zuletzt ebenfalls, nachdem die Fördermaßnahmen ausgelaufen sind. Dass Aktien momentan dennoch so beliebt sind, liegt besonders an den guten Unternehmensergebnissen. Wochengewinner war der Baumaschinenhersteller Caterpillar. Das Unternehmen gab bekannt, dass der Umsatz in Asien gegenüber dem Vorjahr um fast 40 Prozent gestiegen ist.
Für Aktien spricht darüber hinaus die vergleichsweise niedrige Verzinsung von festverzinslichen Papieren. Anleger sind in einem solchen Umfeld tendenziell risikofreudiger und eher bereit, Dividendentitel zu erwerben. Die Verunsicherung unter den Marktteilnehmern ist aber nach wie vor hoch. Anders lässt sich kaum erklären, warum der Goldpreis trotz geringer Inflationssorgen mit 1.260 US-Dollar ein Allzeithoch erreicht hat. Somit dürften kurzfristigen Korrekturen auch in den kommenden Wochen auf der Tagesordnung bleiben.
Japan: Ebenfalls dünne Umsätze
Japanische Aktien legten ebenfalls kräftig zu und verteuerten sich um drei Prozent. Doch auch hier zeigten sich die Anleger wenig überzeugt. Ähnlich wie in den USA basiert der jüngste Anstieg nur auf dünnen Umsätzen. Zwar raten eine ganze Reihe von Analysten zum Kauf japanischer Werte, da die exportorientierte Volkswirtschaft von einer globalen Konjunkturerholung besonders profitiert. Bisher hielt sich das Interesse jedoch in Grenzen. So verkauften Ausländer zuletzt Aktien im Wert von über acht Mrd. Euro der höchste Wert seit über zwei Jahren.
Ausblick
Vor uns liegt eine vergleichsweise datenarme Handelswoche. Mit Blick auf den Dax dürften die Daten zum Ifo-Index von Interesse sein. Vor allem die gegenwärtige Lage sollte wieder besser beurteilt werden. Die Schuldenkrise in Europa wird aber vermutlich auf dem Ausblick lasten, sodass ein ähnlicher Indexwert wie im Vormonat zu erwarten ist.
In den USA treffen sich die Mitglieder des Offenmarktausschusses der Notenbank Fed. Aller Voraussicht nach werden hiervon jedoch kaum Impulse ausgehen, da Zinserhöhungen nicht vor März nächsten Jahres gesehen werden.
Quelle: Union Investment
Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 161,9 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 30. September 2009, davon 99,5 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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