Kommentar
15:15 Uhr, 19.12.2006

<b>Europa ist die attraktivste Anlageregion</b><br />

Fidelity International erwartet, dass sich die Aktienmärkte 2007 weiter positiv entwickeln werden. Europäische Werte bieten aufgrund ihrer günstigen Bewertungen ausgezeichnete Chancen für die Anleger.

Die Börsen starten mit viel Schwung ins neue Jahr, meinen die Experten des weltweit größten Investment- und Researchteams. "2006 war ein wechselvolles Jahr mit einer Korrekturphase im Mai und Juni, einer anschließenden Aufholjagd sowie einem Happy End. Für 2007 erwarten wir weitere moderate Kurssteigerungen", sagte Trevor Greetham, Asset Allocation Director bei Fidelity International in Europa.

Positiv auf die Weltwirtschaft wirkt sich nach Ansicht der Fidelity Experten insbesondere die niedrige Inflationsrate aus. Erwartet wird, dass die Teuerungsraten weltweit gleich bleiben oder sogar leicht zurückgehen. Sinkende Ölpreise hatten zuletzt die Inflation in vielen Staaten gebremst und die Stimmung der Verbraucher verbessert.

Europa: Aktien so günstig wie selten

Die europäischen Märkte schätzen die Fondsmanager und Analysten von Fidelity im weltweiten Vergleich am attraktivsten ein. Vor allem die Aktien großer kontinentaleuropäischer Unternehmen sind mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von rund 13 günstig bewertet und werden damit 6,5 Prozent unter ihren durchschnittlichen Bewertungen der vergangenen zwei Jahre gehandelt.

Insbesondere deutschen Aktiengesellschaften trauen die Fidelity Experten 2007 erneut Gewinnsteigerungen zu. Bereits in den vergangenen vier Jahren wuchsen die Gewinne heimischer Unternehmen kontinuierlich - und übertrafen damit die Erwartungen vieler Marktteilnehmer. "Nach wie vor korrigieren viele deutsche Firmen ihre Ertragsprognosen nach oben. Und das zu recht: Sie erhöhen ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit, indem sie Abläufe weiter rationalisieren, sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und sich dadurch von innen heraus reformieren", sagte Greetham.

In der Eurozone bleibt das Wachstum vorerst stabil. Die Europäische Zentralbank besitzt noch Spielraum für weitere Zinserhöhungen, denn sie ist weit davon entfernt, die wirtschaftliche Expansion durch hohe Zinsen abzuwürgen. Außerdem ist die Binnennachfrage robust und könnte sogar mögliche Rückgänge beim Export ausgleichen. In diesem Umfeld schadet ein gegenüber dem US-Dollar starker Euro nicht, sondern könnte die Unternehmensgewinne sogar steigern.

USA: Weiche Landung durch Zinssenkungen

Die Entwicklung des amerikanischen Aktienmarktes hängt auch 2007 in erster Linie vom Konsum in den USA ab. Ein Rückgang der amerikanischen Verbraucherausgaben könnte ein negatives Vorzeichen für die Börse sein - vor allem dann, wenn gleichzeitig der Immobilienmarkt ins Stocken gerät und die Zuversicht der Unternehmen nachlässt. Der US-Aktienmarkt kann jedoch nach Ansicht der Fidelity Experten Auftrieb erhalten, wenn die US-Notenbank die Zinsen senkt und die Hypothekenzinsen nicht weiter steigen.

US-Aktien schnitten zuletzt schlechter ab als Papiere aus dynamisch wachsenden Ländern. So ermöglichte die starke Nachfrage amerikanischer Verbraucher in den vergangenen Jahren in China und anderen aufstrebenden Volkswirtschaften eine rasante Expansion. "Es klingt paradox, aber ein nachlassender Konsum in den USA könnte einige Schwellenländer härter treffen als den amerikanischen Markt selbst. Im Verhältnis zu Schwellenländeraktien schneiden US-Papiere dann besser ab - und werden für internationale Investoren attraktiver. Dies hätte zur Folge, dass US-Aktien in 2007 stärker nachgefragt werden und ein Comeback erleben", so Greetham.

Japan empfindlich - andere Märkte optimistisch

Japanische Aktien werden den Analysten zufolge am stärksten leiden, wenn sich die US-Wirtschaft abkühlt. Die japanische Notenbank hatte den Leitzins im vergangenen Juli erhöht und damit ihre langjährige Nullzinspolitik beendet. Die Währungshüter deuteten an, langfristig eine Normalisierung des Zinsniveaus bei rund drei Prozent anzustreben. Aber selbst eine vorsichtige Straffung der japanischen Geldpolitik könnte das Wirtschaftswachstum bremsen - und damit den Tokioter Aktienmarkt belasten.

Anderen asiatischen Börsen wie Korea oder Taiwan dürfte 2007 eine gute wirtschaftliche Entwicklung in den jeweiligen Ländern zugute kommen. Voraussetzung hierfür sind allerdings weiterhin hohe Exporte sowie eine stabile Inlandsnachfrage.

Die Aktienmärkte in den bedeutenden Schwellenländern China, Indien und Brasilien ermöglichten zuletzt hohe Renditen. Die Fidelity Experten rechnen damit, dass diese Märkte mittel- bis langfristig einen bedeutenden Beitrag zum weltweiten Wirtschaftswachstum leisten und weiterhin überaus lukrative Anlagegelegenheiten bieten. Das Vertrauen der Investoren könnte allerdings vorübergehend sinken, wenn die Märkte in China, Indien und Brasilien stärker als erwartet auf eine mögliche Abkühlung der US-Wirtschaft reagieren.

Etablierte Börsen als Favoriten

"Investoren können 2007 in vielen Regionen gut laufende Aktien finden. Besonders die entwickelten Märkte dürften nächstes Jahr positiv überraschen. Etwas vorsichtiger sollten Anleger dagegen vorgehen, wenn sie sich in Schwellenländer- oder Rohstoffaktien engagieren", erklärte Greetham. Bei der Branchenaufteilung misst Fidelity Finanzunternehmen sowie Konsumgüterherstellern für das nächste Jahr besonders gute Chancen bei. Diese entwickeln sich voraussichtlich besser als zyklische Industrien oder die Technologiebranche.

Quelle: Fidelity

Die 1946 gegründete US-Investmentgesellschaft Fidelity ist das größte unabhängige Fondsmanagement-Unternehmen der Welt. Es beschäftigt insgesamt 35.000 Mitarbeiter an 36 Standorten und stellt privaten und institutionellen Anlegern Investmentprodukte und -dienstleistungen zur Verfügung. Die deutsche Niederlassung Fidelity Investment Services GmbH in Frankfurt betreut ein Fondsvermögen für private Anleger von 14,37 Mrd. Euro, vertreibt 106 Publikumsfonds direkt sowie über mehr als 600 Kooperationspartner und beschäftigt 200 Mitarbeiter (Stand: 30.06.2006).

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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