Eurokrise lähmt zunehmend die Weltwirtschaft
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Die anhaltende Eurokrise lähmt zunehmend die gesamte Weltwirtschaft, einschließlich der bisher treibenden Wachstumsmärkte. Gleichzeitig verlängert die Krise die Rezession in der Eurozone. Die deutsche Konjunktur hat bisher erfolgreich der verschärften europäischen Schuldenkrise und deren rezessiven Auswirkungen standgehalten. „Trotz dieser günstigen Ausgangslage erwarten wir dennoch niedrigere Wachstumsraten für das auslaufende zweite sowie dritte Quartal”, so David Kohl, Chefvolkswirt Deutschland der Bank Julius Bär Europe AG.
Weite Teile der südlichen Eurozone haben sich hingegen im zweiten Quartal 2012 vollends von der Weltkonjunktur abgekoppelt und sind in eine tiefe Rezession gerutscht. Die institutionelle Krise Brüssels und die Vertrauenskrise des Euro haben eine neue Dimension erreicht: Von Problemkrediten überladene Banken suchen vergeblich Unterstützung bei gefährdeten, hoch verschuldeten Staaten und hoffen auf sofortige Hilfe durch Rettungsfonds oder direkt durch die EZB. Dieser wird es gemäßden Analysten von Julius Bär zu danken sein, dass es selbst bei einem möglichen Austritt Griechenlands aus dem Euro nicht zu einem „Lehman“-ähnlichen Absturz an den Kapitalmärkten kommen wird. Dafür sorgt die großzügige Versorgung mit Notenbankgeld. Am milliardenschweren Berg von Abschreibungen der Banken ändere dies aber wenig, wie auch an der nur zögerlichen Kreditvergabe durch Banken im ganzen Euroraum, meint David Kohl.
Mit einem erwarteten globalen Wirtschaftswachstum von 3,3 Prozent für 2012 und sogar 4,0 Prozent für 2013 blicken die Bär-Analysten trotz Konjunkturabkühlung in Europa grundsätzlich optimistisch in die Zukunft. Allerdings mussten sich Julius Bär zufolge Anleger in den letzten Jahren an immer extremer werdende Szenarien für ihre Markteinschätzungen gewöhnen. So deuteten die jüngsten Verwerfungen bei den europäischen Staatsanleihen darauf hin, dass sich einige Marktteilnehmer gezielt auf ein Auseinanderbrechen der Eurozone und einer daraus folgenden globalen Deflation einstellten, so Kohl.
Kurzfristig ergäben sich aber immer wieder große Gelegenheiten zum Ein- und Ausstieg. Das Auf und Ab der Märkte gelte es deshalb aktiv anzugehen – oder abzuwarten: „Längerfristig orientierte Anleger sollten auf der Hut sein und Liquidität für jene Zeiten bereithalten, in denen politische Entscheidungen und globale Wachstumsaussichten wieder positiv überraschen werden”, meint Christian Gattiker, Chefstratege und Head Research von Julius Bär. Geduld, die Klärung der aktuellen politisch induzierten Risikosituation von der Seitenlinie aus zu verfolgen, dürfte sich in den kommenden Monaten auszahlen. Für all jene dagegen, die voll investiert bleiben möchten, bleibe Qualität das alleinige Hauptkriterium. Diese sei derzeit in global ausgerichteten, gut positionierten und finanzstarken Unternehmenswerten (über Aktien oder Unternehmensanleihen) oder auch in Staatsanleihen aus Schwellenländern zu finden, so Gattiker.
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