Kommentar
09:07 Uhr, 07.10.2008

Euro weiter unter starkem Druck - Anzeichen von Panik - Systemische Risiken hoch

Erwähnte Instrumente

Der Euro eröffnet heute bei 1.3570 (07.15 Uhr), nachdem gestern Tiefstkurse bei 1.3445 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY aktuell auf 102.80. Gestern wurden Tiefstkurse bei 100.25 erreicht. "Carry-Trades" brachen markant ein und haben sich in der Zwischenzeit leicht stabilisiert. EUR-JPY notiert bei 139.50 nach zwischenzeitlichen Tiefstwerten bei circa 135,00 und EUR-CHF oszilliert bei 1.5530 nach Schwächeanfällen bis zu 1.5380.

Das Thema systemische Risiken steht weiter an den Finanzmärkten im Mittelpunkt. Einzelgänge und gruppendynamisches Vorgehen sind bei der Krisenbekämpfung feststellbar.

Einzelgänge mögen dabei durchaus als Ausdruck von Hast und Eile interpretiert werden. Gruppendynamik im Rahmen abgestimmten Vorgehens zeugt von Bewusstsein und Abgeklärtheit, soweit das im aktuellen Umfeld möglich ist, das gestern am Finanzmarkt ansatzweise von Anzeichen einer Panik bestimmt war.

Die getroffenen Maßnahmen oder Handelsempfehlungen von Dritten der letzten 24 Stunden boten einmal mehr eine Vielzahl von Überraschungen:

Die australische Zentralbank nimmt den Leitzins als Reaktion auf die Turbulenzen stärker als erwartet um 1% zurück. Die Bank of Japan entscheidet sich für Lethargie. Bill Gross wünscht sich Leitzinssenkungen der Fed auf 1% als auch den direkten Ankauf von "Commercial Paper" durch die Fed und verabschiedet sich damit weiter von jedweder Ordnungspolitik. Weltbank Präsident Zoellick beerdigt die G-7 Veranstaltung und fordert eine erweiterte Runde mit Schwellenländerbeteiligung. Hier stimmen wir massiv zu!

Aus Europa tönen die Finanzminister laut und damit vernehmlich, dass man sich einig sei, alle wichtigen Banken vor der Pleite zu retten. Jedes Mitgliedsland soll für das Überleben der wichtigen Institute selbst Sorge tragen.

Hier stellt sich die Frage, welche Banken systemrelevant sind. Sind es die kleineren Institute, die sich anständig verhalten haben und nun Opfer des Mangels der Funktionalität der internationalen Geldmärkte sind oder sind es große Institute, die maßgeblich die Krise verursacht haben? Sie merken, es bleiben Fragen offen! Offene Fragen stärken nicht die Funktionalität der internationalen Geldmärkte. Genau diese Funktionalität des Geldmarkts gilt es wiederzubeleben, da ansonsten eine Kreditklemme für die Realwirtschaft mit massiven Konjunkturbelastungen droht!

Heute erwarten wir zunächst die Veröffentlichung des Protokolls des US-Offenmarktauschusses. Hier erhalten wir Einsichten in die Ansichten des Offenmarktausschusses zur Zinspolitik und Konjunkturlage, die veröffentlicht werden sollen, um Einfluss auf die öffentliche Meinung zu nehmen. Große Überraschungen stehen hier voraussichtlich nicht auf der Agenda. Wie erquickend ist doch Transparenz!

Im weiteren Verlauf des Abends steht die Veröffentlichung der Verbraucherkredite per August auf der Agenda. Analysten unterstellen eine weitere Zunahme um 5,2 Mrd. USD nach zuvor 4,6 Mrd. USD. Mithin käme es zu einer Fortsetzung der Fortsetzung bei der Neuverschuldung der Verbraucher. Vor dem Hintergrund Kreditklemme und schwacher Arbeitsmarkt mag die Sparsamkeit in den USA etwas anziehen. Mittelfristig ist eine Trendumkehr nicht ausgeschlossen!

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.3750 - 80 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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