Kommentar
11:19 Uhr, 25.05.2009

Euro überwindet die Widerstandsmarke bei 1.40 - Erste Verbalakrobatik gegen Anstieg!

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Der Euro eröffnet heute (07.25 Uhr) bei 1.4015, nachdem am Freitag im US-Handel Höchstkurse bei 1.4049 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 95.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 133.35, während EUR-CHF bei 1.5205 oszilliert.

Wenden wir uns zunächst den Einlassungen aus der Eurozone zu. Laut dem EZB Direktoriumsmitglied Nowotny wird Osteuropa früh im Zyklus profitieren, wenn die Erholung der Weltkonjunktur beginnt.

Dieser Sichtweise ist umfänglich zuzustimmen. Im Zuge der realwirtschaftlichen Ausprägung der globalen Finanzkrise ergaben sich beispielsweise für Osteuropa schwere Rückschläge. Während Zeit- und Leiharbeit in den westlichen Industrienationen um circa 20% - 25% zurückgefahren wurde, ergaben sich in Osteuropa Spitzenwerte jenseits der Marke von 45%.

Ergo war die Reagibilität in Osteuropa ungleich höher. Was auf der Unterseite gilt, gilt konsequenterweise auch auf der Oberseite.

Fakt ist, daß das Thema Instabilität Osteuropas nicht mehr geeignet ist, den Euro oder auch einzelne Länder der Eurozone (hier Österreich) nachhaltig mit negativen Schlagzeilen zu belegen. Diese Erkenntnis sollte auch für Nobelpreisträger wie Herrn Krugman gelten, die bisweilen vielleicht zu "sportlich" mit Ihren Urteilen über ganze Volkswirtschaften die Medienlandschaft beglücken.

Wenden wir uns Herrn Juncker zu. Herr Juncker (Eurogruppe/Luxemburg) betonte, daß ein weiterer Anstieg des Euros im Hinblick auf die wirtschaftlichen Fundamentaldaten nicht angemessen sei. Ein weiterer Anstieg könne die Erholung gefährden. Mithin haben wir hier die ersten Verbalinterventionen zu Lasten des Euros zu verzeichnen.

Hinsichtlich der Tatsache, daß der Euro auch schon jenseits der Marke von 1.60 reüssierte, ist die luxemburgische Nervosität auf dem aktuellen Kursniveau als unverständlich zu klassifizieren.

Herr Juncker sollte bei seinen Einlassungen nicht ausblenden, daß ein hoher Euro Importe verbilligt. Ebensowenig sollte er nicht ausblenden, daß europäische Exporteure zu Großteilen auch Importeure (Rohstoffe, Bauteile) sind. Mithin ergeben sich aus einer festen Währung nicht notwendig nur negative Aspekte. Fakt ist, daß der Anstieg des Euros von 0,82 bis auf 1,60 Deutschland als Exportweltmeister hervorgebracht hat. "Food for thought!"

Diese Fakten spielen offensichtlich eine nur geringe Ausprägung bei Herrn Juncker. Diese Fakten sind jedoch belastbar. Das gilt aber nicht für jede Form der Verbalakrobatik von Politikern!

In den USA sind weitere zwei Banken geschlossen worden. Die Gesamtzahl gescheiterter Institute stellt sich mittlerweile auf 36. Fakt ist, daß alle 36 Banken offensichtlich nicht "too big to fail" waren. Mit anderen Worten haben sie ihre Hausaufgaben nicht gemacht, um in dieser "Neuen Runde" des Kapitalismus überleben zu können. (Wir verweisen darauf, daß wir in diesem Kommentar uns bisweilen der Stilmittel der Ironie und des Sarkasmus bedienen).

Nach Ansicht des Weißen Hauses wird es nicht zu einer Herabstufung des AAA Topratings für die USA kommen. Wir wissen nicht, wer für die Ansichten im Weißen Haus verantwortlich zeichnet. Für diese Ansicht des Weißen Hauses müssen aber viele Fakten ausgeblendet werden. Wenn viele Fakten ausgeblendet werden müssen, spricht man von asymmetrischer oder selektiver Wahrnehmung. Die gab es übrigens auch bei Investmentbankern der Sorte "Light", die für diese Krise im Rahmen antiautoritären Bankings (z. B. keine Kreditwürdigkeitsüberprüfung ) wesentlich verantwortlich zeichnen. Die Gedanken sind an dieser Stelle frei!

Heute steht der deutsche IFO-index per Mai auf der Agenda. Der Geschäftsklimaindex soll laut Konsensusprognose von zuvor 83,7 auf 85,0 Punkte zulegen. Damit würde der zweite Anstieg als auch der höchste Stand seit November 2008 (85,9) markiert.

Analysten unterstellen, daß der erwartete Anstieg maßgeblich durch die Erwartungskomponente bedingt sein wird. Die Bewertung der aktuellen Lage soll von 83,6 auf 84,0 Punkte ansteigen. Nach wie vor impliziert der Index eher eine Bodenbildung als eine Trendwende:

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3700 -30 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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