Euro-Stärke belastet Aktienmärkte weiterhin
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Amerikanische und europäische Aktien tendierten die zweite Woche in Folge leichter. Schwache Konjunkturdaten aus den USA und die anhaltende Stärke des Euro waren die Hauptgründe.
USA: Pessimistische Einkaufsmanager
Die Stimmung an Wall Street und Nasdaq hat sich in der vergangenen Woche weiter moderat eingetrübt. Ausschlaggebend dafür waren überwiegend schwache Wirtschaftsdaten wie das Verbrauchervertrauen und die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter. Auch die neuesten Ergebnisse des Chicago- und ISM-Einkaufsmanagerindex drückten die Aktienmärkte. Beide Barometer sanken knapp unter die Schwelle von 50 und zeigten damit einen Rückgang der Wirtschaftsaktivität an. Die für die Erhebung des ISM verantwortlichen Volkswirte erklärten zwar, dass aufgrund historischer Erfahrungen die eigentliche Grenze bei 42 liege. Doch damit konnten sie den Stimmungsverfall und Aktienkursrückgang bestenfalls etwas abmildern.
Eine kurze Zwischenerholung der Notierungen gab es zur Wochenmitte, als das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes im dritten Quartal nach oben korrigiert wurde. Nach der Schnellschätzung in Höhe von plus 1,6 Prozent sehen die Statistiker nun eine Expansion der Wirtschaftsleistung im dritten Quartal um annualisiert 2,2 Prozent. Mit dieser Aufwärtsrevision sind gleichzeitig die Ängste geringer geworden, dass die USA in eine Rezession abgleiten könnten. Vielmehr sieht es nach einer geregelt ablaufenden Abkühlung der US-Konjunktur aus. Das zeigt auch die BIP-Zeitreihe der vergangenen drei Quartale: Q1 plus 5,6 Prozent (wobei dieser Wert aufgrund des Hurrikan geschädigten sehr schwachen Vorquartals (Q4/2005 plus 1,8 Prozent) nach oben verzerrt ist), Q2 plus 2,6 Prozent, Q3 plus 2,2 Prozent. Im Übrigen lässt der jüngste Wert des ISM-Index ein Wirtschaftswachstum von 2,4 Prozent erwarten.
Panikszenarien für die amerikanische Konjunktur sind auch deshalb fehl am Platze, weil sie von dem aktuell schwächeren USD stimuliert wird. Währungsab- bzw. aufwertungen werden gern mit Leitzinssenkungen bzw. -straffungen gleichgesetzt, weil sie eine vergleichbare Wirkung entfalten. In der abgelaufenen Woche wertete der Greenback bis auf 1,33 USD pro Euro ab, das schwächste Tauschverhältnis seit eineinhalb Jahren.
Europa: Anleger ignorieren heimische Nachrichten
In Europa zeigten die Kurse aufgrund der schwachen Vorgaben aus Übersee ebenfalls nach unten, überraschenderweise aber deutlich stärker als in den USA. Die Kursentwicklung verwundert auch mit Blick auf die jüngsten heimischen Datenveröffentlichungen. Denn die waren gut. Die Arbeitslosigkeit geht in Deutschland und in der Eurozone zurück, die Kauflust der Deutschen ist rekordverdächtig und auch die Einkaufsmanager beantworteten ihre jüngste Befragung sehr optimistisch.
Von den Unternehmen kamen ebenfalls Meldungen, die den Kursen in einem weniger negativen Umfeld Auftrieb gegeben hätten. Die europäische Luftfahrtbranche zum Beispiel hebt zur Konsolidierung ab. Katalysator dafür ist sicherlich auch die vor kurzem beabsichtigte inneramerikanische Übernahme von Delta Airways durch US Airways. Größe ist bei Fluglinien ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Das zeigt auch die 2003 in Gang gesetzte grenzüberschreitende Fusion von Air France und KLM, die aus heutiger Sicht ein voller Erfolg ist. Die Übernahme von Swiss durch Lufthansa war ein weiterer Schritt, größere Karos auf den Fluglinienflickenteppich zu bringen. Jüngst brachte sich nun die spanische Iberia freiwillig als Fusionspartner ins Gerede. Man passe gut zu AirFrance-KLM oder Lufthansa, bekundete der Vorstandsvorsitzende. In Italien bestehen dagegen handfeste Sachzwänge. Die Rettung der maroden Staatslinie Alitalia scheint wohl nur mit einer Fusion möglich. Das hat offensichtlich auch der italienische Staat erkannt und ist mittlerweile zur Abgabe der Kontrollmehrheit bereit. Viele Interessenten scheint es aber dennoch nicht zu geben. Tiefrote Zahlen, hohe Kosten, starke Gewerkschaften und nicht zuletzt der Staatseinfluss sind Bremsklötze eines Zusammengehens mit einem starken Partner. Einzig von AirFrance-KLM ist bislang Interesse bekannt.
Erfreulich waren auch die Meldungen von Continental und ThyssenKrupp, die jeweils höhere Dividenden ankündigten. Beim Stahlkocher steigt die Ausschüttung sogar um 25 Prozent gegenüber Vorjahr. Das sind nur zwei Beispiele für den anhaltenden Dividendentrend. Allein die 30 DAX-Unternehmen werden auf ihren kommenden Aktionärstreffen Dividenden von zusammen rund 22 Mrd. Euro beschließen, was einer Erhöhung um rund ein Fünftel im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der DAX weist damit aktuell eine Dividendenrendite von rund 2,8 Prozent aus. Der Dow Jones Euro Stoxx 50-Index (DJES 50) kommt momentan sogar auf 3,5 Prozent. Das liegt nur knapp unter den Eurolandzinsen, die aufgrund der horizontalen Zinsstruktur bei 3,6 Prozent liegen. Auch andere Bewertungskennziffern unterstützen Aktien: Das KGV von DAX und DJES 50 beträgt aktuell 13 auf Basis der berichteten Gewinne. Die von niedrigen Zinsen stimulierte Fusionsaktivität und eine robuste Konjunktur runden das freundliche Bild für die Aktienmärkte in Euroland ab.
Ausblick: Kräftiges US-Stellenwachstum erwartet
Die laufende Woche hält wichtige Konjunkturdaten bereit. Einkaufsmanagerindizes aus dem Dienstleistungsgewerbe und vor allem der US-Arbeitsmarktbericht für November stehen im Blickpunkt. Laut Bloomberg-Konsens werden 123.000 neue Stellen erwartet, nach 92.000 im Vormonat. Das Muster der vergangenen Monate war jeweils ein schwächerer tatsächlicher Stellenaufbau, was aber von heraufkorrigierten Vormonatswerten begleitet wurde. Überdies steht das von der Universität Michigan erhobene Verbrauchervertrauen im Kalender. Hier wird mit einer Verbesserung auf 93,0 von zuvor 92,1 Punkten gerechnet. Interessant sind ferner die a.o. Hauptversammlung von Fresenius, wo sich das Management die Zustimmung zur Umwandlung in eine Societas Europaea abholen will, und die Bilanzpressekonferenz von Porsche. Dort steht die Frage im Mittelpunkt, wie die Zukunft von Volkswagen aussehen wird.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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