Kommentar
10:13 Uhr, 04.06.2009

Euro nach Höchstkursen bei 1.4337 in Korrekturbewegung - EZB-Ratssitzung im Fokus!

Erwähnte Instrumente

Der Euro eröffnet heute (07.25 Uhr) bei 1.4165, nachdem im US-Handel Tiefstkurse bei 1.4110 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 96.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 136.20, während EUR-CHF bei 1.5145 oszilliert.

Gestern ergaben sich Korrekturen der jüngsten Aufwärtsbewegungen bei den Aktien, dem Euro, den Edelmetallen und bei Öl. Die Rentenmärkten konnten dagegen performen. Hintergrund waren bezüglich der Erwartungshaltung partiell enttäuschende Daten sowohl aus Europa als auch aus den USA. Hinsichtlich des Tempos der jüngsten Bewegungen sind Korrekturen oder Konsolidierungen aus technischer Sichtweise mehr als sinnvoll.

Bevor wir uns mit den Daten auseinandersetzen, verweise ich auf den Artikel in der NY-Times bezüglich der Auseinandersetzung "Bernanke vs. Merkel". Auch die folgenden Kommentare sind mehr als lesenswert. Link: [Link "http://dealbook.blogs.nytimes.com" auf dealbook.blogs.nytimes.com/... nicht mehr verfügbar]

Die von Frau Merkel geäußerte Kritik an den Zentralbankpolitiken der USA und Großbritanniens ist stichhaltig, erfrischend und ermutigend. Der „Tabubruch“ bei der „political correctness“ ist mehr als begrüßenswert. In der heutigen Krisenzeit gilt es, nicht die Verantwortlichen von gestern zu schützen, sondern Klartext zu reden, um Zukunft zu gewinnen! Chapeau, Frau Merkel!

Die Tatsache, daß die Fed als auch die BoE zu verlängerten Armen der Regierungspolitik degeneriert sind, muß thematisiert werden. Der freie Status der EZB als Zentralbank ist der Hort der relativen Stabilität der Eurozone (keine ausgeprägte Blasenwirtschaft etc.). Wir hoffen, daß diese Botschaft auch in dem zentralistischen Paris auf fruchtbaren Boden fällt. Hier sind die Gedanken einmal mehr hoffentlich beim Leser sehr frei …

Die Einlassungen von Herrn Bernanke nehmen wir zur Kenntnis:

US-Notenbankchef Bernanke erwartet, daß sich Wirtschaftswachstum später im laufenden Jahr einstellen wird.

Das schließen wir nicht aus. Wir verweisen jedoch auf die Input-Output Rechnung. Wenn man mindestens 15 % des BIP an Budgetdefizit in die Wirtschaft reinsteckt, sollte eben auch ein wenig dabei herauskommen oder? Überhaupt ist der solitäre Blick auf Output nicht hilfreich. Nehmen Sie als Beispiel ein Land, das ein Budgetdefizit von 15% fährt und damit ein Wirtschaftswachstum von 0% generiert. Dann nehmen Sie ein anderes Land, das ein Budgetdefizit von 5% hat und -1% Wirtschaftskontraktion verzeichnet. Was ist denn nun besser unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten? Die Antwort sollte doch einfach ausfallen, oder?

Einschränkungen bei Ausgaben oder Steuererhöhungen werden zukünftig notwendig sein. Stimmt Herr Bernanke, der Weg zu 15% - 20% Budgetdefiziten ist nicht wirklich dauerhaft aufrecht zu erhalten, wenn man das Schicksal Zimbabwes vermeiden möchte!

Langfristig anhaltende Defizite gefährdeten die Finanzstabilität. In absehbarer Zeit ergäbe sich kein Risiko für den Status des USD als Leitwährung. So viel zum Thema "political correctness"!

Kommen wir nun zu den gestrigen Veröffentlichungen. Vereinzelt wurden die Konsensusprognosen verfehlt. In der Folge ergab sich ein überwiegend enttäuschtes Echo an den Finanzmärkten.

Andererseits kam es bei den wesentlichen Indikatoren im Monatsvergleich unverändert zu Verbesserungen. Ergo ist das Thema der Stabilisierung/Erholung unverändert intakt.

Das BIP der Eurozone verzeichnete im 1. Quartal 2009 im Quartalsvergleich einen Rückgang um -2,5% (Prognose -2,5%). Im Jahresvergleich entsprach das einem Einbruch um -4,8% (Prognose -4,6%). Das 4. Quartal 2008 wurde im Jahresvergleich von -1,3% auf -1,7% revidiert.

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Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich verbesserte sich per Mai von zuvor 43,8 auf 44,8 Punkte. Die Konsensusprognose war bei 44,7 Punkten angesiedelt. Hier kam es also zu einem marginalen positiven Überraschungswert.

Die Erzeugerpreise der Eurozone sanken per April um -1,0% nach zuvor -0,7%. Im Jahresvergleich stellte sich ein Rückgang in Höhe von -4,6% nach zuvor -2,9% ein. Unverändert sind Basiseffekte im Bereich der Energiepreise der entscheidende Faktor für den Rückgang der Preise. Im Bereich der Energie sanken die Preise im Jahresvergleich um -11,1% nach zuvor -6,6%.

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Der "Challenger Report", der Aufschluß über angekündigte Massenentlassungen gibt, lieferte per Mai 111.180 betroffene Jobs. Im Monatsvergleich kam es damit zu einem Rückgang um -16,1%. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 7,4% ein. Dieses Ergebnis bewerten wir als neutral. Eine Konsensusprognose war nicht erhältlich.

Der Blick auf den Chart impliziert, daß die Spitze der angekündigten Massenentlassungen per Januar hinter uns liegt:

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Der "ADP-Employment Report" per Mai, der Aufschluß über die Beschäftigungsentwicklung im privaten Sektor nach Berechnungen von ADP gibt, wies 532.000 verlorene Jobs aus. Die Prognose war bei 520.000 angesiedelt. Der Vormonatswert wurde von 491.000 auf 545.000 revidiert.

Der beigefügte Chart zeigt die Entwicklung der Beschäftigung in den USA auf. Aktuell liegt die Beschäftigung auf dem Niveau von dem 3./4. Quartal 2004.

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Der Auftragseingang der USA nahm per April im Monatsvergleich um 0,70% zu. Analysten hatten einen Anstieg um 0,90% erwartet. Darüber hinaus wurde der Vormonatswert von -0,90% auf -1,90% revidiert. Ergo war das aggregierte Ergebnis deutlich schwächer als erhofft.

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Der ISM-Dienstleistungsindex beschloß den Datenreigen. Per Mai kam es zu einem Anstieg von 43,7 auf 44,0 Punkte. Analysten hatten eine Zunahme auf 45,0 Zähler prognostiziert.

Die Subindices enttäuschten deutlich. So sank der Geschäftstätigkeitsindex von 45,2 auf 42,4 Punkte. Der Auftragsindex sackte von 47,0 auf 44,4 Punkte. Der Beschäftigungsindex konnte sich dagegen von 37,0 auf 39,0 Zähler verbessern.

Der Blick auf den Chart impliziert weiterhin eine Fortsetzung der Erholung. Nach diesem Index wurden die Tiefstpunkte per November 2008 markiert.

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Heute morgen stehen die Einzelhandelsumsätze der Eurozone auf der Agenda. Analysten unterstellen einen Anstieg um 0,2% im Monatsvergleich. Das entspräche einem Rückgang im Jahresvergleich um -3,2% nach zuvor -4,2%.

Im Fokus steht die EZB-Ratssitzung. Eine Zinsmaßnahme steht nicht auf der Agenda. der Leitzins wird bei 1,00% bleiben. Der Markt fokussiert sich auf die Pressekonferenz. Heute liegt das Augenmerk insbesondere bei der Ausgestaltung des Programms zum Aufkauf von Pfandbriefen im Volumen von 60 Mrd. Euro. Ich sehe diese Maßnahme weniger darauf abzielend, Preiseffekte zu erzielen, als vielmehr die Funktionalität dieses wichtigen Marktsegments positiv zu beeinflussen.

Bezüglich der heute anstehenden US-Daten verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.4070 -00 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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