Kommentar
09:41 Uhr, 21.04.2009

Euro markiert Tiefstkurse in Europa bei 1.2890!

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Der Euro eröffnet heute bei 1.2930 (08.05 Uhr), nachdem gestern im europäischen Geschäft Tiefstkurse bei 1.2890 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY aktuell auf 98.25. In der Folge notiert EUR-JPY bei 127.05, während EUR-CHF bei 1.5115 oszilliert.

Nach den "erfreulichen" Quartalszahlen von diversen US-Banken fokussierte sich der Finanzmarkt gestern auf das Thema zyklischer Abschreibungen (Citigroup und BoA) auf Kredite, die in den kommenden Monaten bezüglich der Rezession auf der Agenda stehen werden und abverkaufte Finanztitel in erheblichem Umfang.

Es ist schon erstaunlich, dass zyklischer Abschreibungsbedarf nach dieser dramatischen Rezession erst jetzt in das Bewusstsein des Aktienmarkts dringt. Das sind schon so Profis … Fakt ist, dass der toxische Abschreibungsbedarf, der das Klima am Finanzmarkt vergiftete und die Funktionalität massiv beeinträchtigte Richtung Sommer 2009 weitgehend abgearbeitet sein wird (Abschreibungen bei Banken bisher 1.300 Mrd. USD, Fed und Treasury werden nominal weitere 1.750 Mrd. USD toxische Papiere aus dem Markt nehmen).

Ergo gewinnen Bankbilanzen wieder an Aussagekraft, da der zyklische Abschreibungsbedarf (Abschreibungen auf Kredite) maßgeblich oberhalb des Bilanzstrichs und nicht unterhalb des Bilanzstrichs angesiedelt ist. Sukzessiv zunehmende Aussagekraft der Bankbilanzen im 2. Halbjahr 2009 sollte im Zeitverlauf verbesserte Funktionalität an den Finanzmärkten zur Folge haben.

Mithin ist die sich abzeichnende veränderte Abschreibungsmodalität insgesamt als eine strukturelle Verbesserung für Finanzmärkte und damit für die gesamte Wirtschaft zu interpretieren. Wenden wir uns damit den gestrigen US-Veröffentlichungen zu. Auf ersten Blick boten beide Veröffentlichungen leichte Enttäuschung.

Der "Chicago Fed National Activity Index" per März sank von zuvor -2,82 auf -2,96 Punkte. Der als aussagefähiger interpretierte 3-Monatsdurchschnitt ging von -3,57 auf -3,27 zurück. Werte unterhalb von -0,70 Punkten signalisieren erhöhtes Rezessionsrisiko. Entsprechend darf das aktuelle Niveau als Ausdruck nachhaltiger Rezession interpretiert werden. Ansatzweise ergeben sich hier Hoffnungswerte, dass die Dynamik der Rezessionszunahme gebrochen ist.

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Die Frühindikatoren nach Berechnung des "Conference Board" sind per März um 0,3% gefallen. Analysten hatten einen Rückgang um 0,2% unterstellt. Gleichzeitig wurde der Vormonatswert von -0,4% auf -0,2% revidiert, so dass das aggregierte Ergebnis einen Hauch besser als erwartet ausfiel.

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Beide Veröffentlichungen aus den USA hatten keinen wesentlichen Einfluss auf den Devisenmarkt.

Heute fokussiert sich der Finanzmarkt auf den deutschen ZEW-Index (Economic Sentiment) per Berichtsmonat März.

Analysten erwarten einen Anstieg auf 1,5 Punkte von zuvor -3,5 Punkten. Damit ergäbe sich der erste positive Wert seit Juli 2007.

Seit Tiefstständen bei -63,0 Punkten per Oktober 2008 liefert dieser Index kontinuierliche Zunahmen.

Gleichzeitig sank jedoch die Bewertung der aktuellen Lage (Current Situation) kontinuierlich von -35,9 auf zuletzt -89,4 Punkte im identischen Zeitraum seit Oktober 2008. Vor dem Hintergrund des fulminanten Anstiegs der Aktienmärkte und teilweise ermutigender Wirtschaftsdaten sind positive Überraschungen bei dem Ergebnis des Index hinsichtlich der befragten Finanzmarktteilnehmern durchaus möglich.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD leicht favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.3100 - 1.3130 neutralisiert den leicht negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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