Kommentar
10:24 Uhr, 25.03.2009

EUR verliert an Boden - Debatte um den USD als Weltleitwährung - erste Schwalben...

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Der Euro eröffnet heute bei 1.3475 (08.15 Uhr), nachdem gestern kurzzeitig Tiefstkurse im USGeschäft bei 1.3432 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 97.50. In der Folge notiert EUR-JPY bei 131.40, während EUR-CHF bei 1.5220 oszilliert.

Die Einlassungen aus China, die die Rolle des USD als Weltleitwährung zukünftig in Frage stellen, sind auf das zu erwartende Echo gestoßen.

Herr Geithner und Herr Bernanke weisen diese Anfechtungen aus China brüsk zurück. Das ist verständlich, da sich mit der Rolle der Leitwährung viele Vorteile verbinden, beispielsweise die Möglichkeit, sich in der eigenen Währung international zu verschulden. Mit Druckmaschinen und Helikoptern im Hintergrund lässt es sich dann den Umständen entsprechend kommod leben. Gleichwohl sind die Einlassungen aus China nachhaltig begründet. Das Risiko des USD besteht darin, sich von einer "Leitwährung" zu einer "Leidwährung" zu entwickeln.

* Es ist durchaus angebracht, darüber zu philosophieren, ob die jetzige Ausprägung der Wirtschaftsstruktur in den USA mit einem nur geringen Produktionsanteil geeignet ist, als Anker des Weltfinanzsystems zu dienen.

* Es ist angebracht, die Rolle des USD vor dem Hintergrund unverändert struktureller Leistungsbilanzdefizite und massiv zunehmender Budgetdefizite kritisch zu beleuchten.

* Es ist notwendig, die Frage zu stellen, ob das amerikanische Bilanzierungssystem oder die Finanzaufsicht den Ansprüchen genügen.

* Es ist zu überprüfen, ob der Führungsanspruch des US-Finanzsystems (Meinungs- und Produktführungsfunktion) sachlich noch gerechtfertigt ist.

* Auch muss die Frage gestellt werden, ob eine Fed, die im Dunstkreis der Politik unfrei agiert, überhaupt noch als unabhängige Zentralbank bezeichnet werden darf. Nun denn, Herr Almunia von der EU, erwartet, dass der USD weiterhin globale Reservewährung bleiben wird. Wir nehmen diese Sichtweise interessiert zur Kenntnis.

Die Leistungsbilanz der Eurozone wartete mit einer negativen Überraschung per Januar auf. Es stellte sich ein Defizit in Höhe von -18,2 Mrd. Euro ein. Der Dezemberwert wurde von +1,4 Mrd. Euro auf +0,7 Mrd. Euro revidiert. Per November erfolgte eine Anpassung von -1,,8 auf -12,7 Mrd. Euro. Mithin kommt es im Zuge der Rezession zu verstärkten Defizitlagen. Der Exportmotor der Eurozone Deutschland stottert. Ergo stehen hier zunächst mindestens kurzfristig weiter Verwerfungen auf der Agenda.

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Aus den USA ereilten uns gestern für die US-Wirtschaft entlastende Nachrichten. So stellte sich der Rückgang der Häuserpreise nach Berechnung der FHFA (früher OFHEO) per Januar im Jahresvergleich auf "nur" noch -6,3% nach zuvor -8,9%. Der beigefügte Chart impliziert, dass Hoffnungswerte zumindest auf eine Stabilisierung berechtigt sind. Es entsteht sukzessive der Eindruck, dass hier zumindest eine Schwalbe fliegt...

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Eine zweite Schwalbe wurde dann im Zusammenhang mit dem Richmond Fed Manufacturing Survey per März gesichtet. Der Composite Index legte von -51 auf -20 Punkte zu. Die Subindices spiegelten diese Entwicklung. Der Auslieferungsindex legte von -56 auf -15 Punkte zu. Der Auftragsindex erhöhte sich von -54 auf -20 Zähler. Fraglos kommt es damit immer noch zu einer Kontraktion. Die Dynamik der Schwäche nimmt jedoch spürbar ab.

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Bleiben wir bei dem Schwalben. Die dritte Schwalbe liefert uns China. Fan Gang, Berater der "People’s Bank of China", sagte, Chinas Wirtschaft hätte den Boden erreicht. Gleichwohl seien weitere Zinssenkungen unverändert möglich. Steigende Automobilabsätze und zunehmende Investitionstätigkeit deuten in Richtung einer Verbesserung. Überkapazitäten stellten das größte kurzfristige Problem dar.

Es ist fraglos noch nicht angebracht, diese wenigen Schwalben in Richtung einer konjunkturellen Trendumkehr zu interpretieren. Es ist jedoch mindestens erforderlich, diesbezüglich erhöhte Aufmerksamkeit einzufordern.

Heute steht der deutsche IFO-Index Im Fokus des Interesses. Analysten unterstellen einen Rückgang von 82,6 auf 82,2 Punkte. Bei dem IFO-Index ergab sich auf dem massiv ermäßigten Niveau zuletzt eine Verstetigung. Das erwartete Ergebnis würde diese Tendenz ansatzweise bestätigen. Leichte positive Überraschungen, oder eine weitere Schwalbe, sind hier nicht ausgeschlossen.

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Aus den USA steht zunächst der Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter per Februar an. Analysten erwarten einen Rückgang um 2,0% im Monatsvergleich nach zuvor -4,5%. Der produzierende Sektor bleibt in den USA ein Sorgenkind. Hier sind belastbare Erholungstendenzen bisher nicht erkennbar.

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Den Abschluss des heutigen Datenreigens macht der Absatz neuer Wohnimmobilien per Februar. Hier erwarten Marktbeobachter, dass es zu einem leichten Rückgang von zuvor 309.000 auf 300.000 Objekte auf annualisierter Basis kommen wird. Am US-Wohnimmobilienmarkt ist bisher noch kein belastbarer Ansatz für eine Bodenbildung absehbar. Fakt ist, dass diese Absatzzahlen die niedrigsten Werte seit Anfang der 60er Jahre markieren. Mehr nicht - weniger auch nicht!

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das nach dem nachhaltigen Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3500 in der Parität EUR-USD eine neutrale Haltung favorisiert.

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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