EUR/USD - Ein neuer Trend ist wie ein neues Leben
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Ein neuer Trend ist wie ein neues Leben
Vor Jahresfrist starteten wir unseren Ausblick auf der Währungsseite mit dem bekannten Zitat des ehemaligen US-Finanzministers John Connally: „Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem“. Dieses Bonmot ist aktueller denn je. Schließlich hat der Anstieg des Euro im Vergleich zum US-Dollar hierzulande einigen Anlegerinnen und Anleger, vor allem in der Phase von Februar bis September, tiefe Sorgenfalten bereitet. Wird dieses Problem uns Europäer weiter begleiten? Setzt der Euro seinen Aufwärtstrend fort? Wo liegen die größten Überraschungspotenziale? Das sind entscheidende Fragestellungen beim Blick in die große FX-Glaskugel des Jahres 2026. Im Folgenden begeben wir uns auf eine charttechnische Spurensuche. Wir starten mit einer kleinen Rückblende: „Das Jahr der Entscheidung – endlich ein neuer Trend?“ Mit diesem Vorjahres-Titel haben wir ins Schwarze getroffen. Auf dem Weg dorthin musste das Währungspaar im Februar mit 1,0142 USD nochmals ein neues Verlaufstief verkraften, ehe der Euro die Kurve bekam, einen neuen Aufwärtstrend etablierte und endlich auch den Basis-Baissetrend seit 2008 zu den Akten legte. Aus dieser Entwicklung resultiert eine bemerkenswerte Jahreskerze, auf die wir später ausführlich eingehen werden.
EUR/USD (Annually)
Quelle: LSEG, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart EUR/USD
Quelle: LSEG, tradesignal²
Volatilität: Rückkehr zum Mittelwert
Vor dem Hintergrund der angespannten geopolitischen Lage, immer neuen Zollstreitigkeiten sowie der deutlich anziehenden Langfristzinsen, gilt es, die entscheidenden charttechnischen Leitplanken abzustecken. Schließlich könnte der Druck im Sinne des angeführten Connally-Zitats auch 2026 hoch bleiben. In guter alter Tradition steigen wir in den Währungsausblick mit der Analyse der Schwankungsintensität der europäischen Valuta zum Greenback ein. Nach dem Motto „Die Vola ist tot, lange lebe die Vola!“ veröffentlichen wir seit 2019 die jährlichen Hoch-Tief-Spannen des Währungspaares zurück bis in die 1970er-Jahre. Vor Einführung der europäischen Einheitswährung wurden die Jahresschwankungsbreiten auf Basis des DM/USD-Wechselkursverhältnisses zurückgerechnet. „Aufhänger“ war damals die historisch extrem niedrige High-Low-Spanne, wodurch auch die Investmentjahrgänge 2023 und 2024 geprägt waren. Erwartungsgemäß hat die historische Bewegungsarmut den Grundstein für den Vola-Impuls des Jahres 2025 gelegt. Schließlich lagen im zu Ende gehenden Jahr zwischen Jahreshoch (1,1918 USD) und -tief (1,0142 USD) knapp 18 US-Cents (siehe Chart), was ziemlich exakt dem langfristigen Mittel entspricht.
EUR/USD (Annually)
Quelle: LSEG, HSBC²
Nährboden für neuen Trend – über 2026 hinaus?
Mit anderen Worten: Nach der zweit- bzw. drittniedrigsten Handelsspanne der vergangenen 50 Jahre ist die jährliche Hoch-Tief-Spanne nahezu zum Mittelwert zurückgekehrt. Hier hat also tatsächlich eine echte „mean reversion“ stattgefunden. Apropos langfristiger Mittelwert: Seit 2012 befindet sich das Währungspaar generell in einem „low volatility“- Regime. So wurde der langfristige Durchschnitt in zehn der letzten 14 Jahre zum Teil deutlich unterschritten, während lediglich zwei Jahre eine größere jährliche Schwankungsbreite als 0,18 USD aufwiesen. 2018 und eben 2025 wurde der Durchschnitt fast punktgenau getroffen. Unter dem Strich zählen niedrige EUR/USD-Schwankungen deshalb zum absoluten Markenzeichen der letzten Dekade. Gerade in Bezug auf die Volatilität gibt es oftmals diese „Rückkehr zum Mittelwert“, was uns nahtlos zu einer Basisannahme der Technischen Analyse bringt. Phasen mit geringen Schwankungen haben in der Vergangenheit an den Kapitalmärkten regelmäßig den Grundstein für den nächsten Trendimpuls gelegt und umgekehrt. Da sich in den letzten anderthalb Dekaden ein gewisses Bewegungspotenzial aufgestaut hat, drängt sich die Frage auf, ob der in den zurückliegenden 12 Monaten eingeleitete Trend anhalten wird.
EUR/USD (Annually)
Quelle: LSEG, HSBC²
Fundamental: Wo Überraschungspotenziale liegen!
Die Prognose einer „erhöhten Volatilität“ geht traditionell „leicht“ von der Hand. Beim Herausarbeiten der neuralgischen Punkte, an denen sich dieses „Mehr an Schwankungen“ entladen könnte, hilft der Blick über den Tellerrand hinaus, auf die fundamentalen Prognosen des Währungspaars. Möglicherweise handelt es sich um die beste aller Welten, wenn beide Analysemethoden „Hand in Hand“ gehen. In jedem Fall liefert die Auswertung der fundamentalen EUR/USD-Prognosen oftmals einen wichtigen Hinweis, ab welchen Marken überraschendes FX-Terrain betreten wird. Decken sich diese kritischen Niveaus mit wichtigen Unterstützungen bzw. Widerständen, dann sollten Anlegerinnen und Anleger hellhörig werden. Zur Analyse der fundamentalen Jahresprognosen ziehen wir die monatliche Reuters FX-Poll heran. Die insgesamt 56 teilnehmenden Banken erwarten auf 12-Monats-Sicht im Mittel eine EUR/USD-Notiz von 1,19 USD. Nur elf Institute (18 %) prognostizieren auf Jahressicht einen Währungskurs unterhalb des aktuellen Niveaus von 1,16 USD – die skeptischste Vorhersage liegt bei der Marke von 1,10 USD, während die optimistischste einen Anstieg auf 1,25 USD prognostiziert. Passend zum etablierten EUR-Aufwärtstrend sind die teilnehmenden Banken in der Summe recht optimistisch für die europäische Einheitswährung gestimmt.
EUR/USD (Annually)
Quelle: LSEG, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
Jahreschart: Langfristiger Seismograph
Vor allem der Mittelwert von 1,20 USD ist auch charttechnisch von großer Relevanz und besitzt deshalb im weiteren Verlauf unseres Jahresausblicks einen hohen Wiedererkennungswert. Im Umkehrschluss geben die fundamentalen Prognosen einen klaren Hinweis darauf, aus welcher Richtung 2026 Überraschungen kommen könnten. So würde ein schwacher Euro die Mehrheit der Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischen und Anpassungsbedarf bei den erwähnten Prognosen auslösen. In diesem Kontext gilt ein Zitat von Paul Watzlawick als Mahnung, denn „der Glaube, es gebe nur eine Wirklichkeit, ist die gefährlichste Selbsttäuschung.“ Wenn Marktteilnehmer dieser Selbsttäuschung unterliegen, drohen Positionsschieflagen und in der Folge größere Währungsschwankungen. Da das Glück diejenigen bevorzugt, die darauf vorbereitet sind, werden wir die wichtigsten Schlüsselmarken aufzeigen, an denen sich dieses FX-Überraschungspotential entladen könnte. Mit Hilfe eines möglichen Währungsfahrplans für 2026 wollen wir Devisenanleger bei der Vorbereitung auf die Herausforderungen der kommenden 12 Monate unterstützen. Als Ausgangspunkt unserer Vorhersagen wählen wir traditionell den Jahreschart des Währungspaars EUR/USD (siehe Chart).
EUR/USD (Annually)
Quelle: LSEG, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
Basisabwärtstrend endlich Geschichte
In der höchsten aller Zeitebenen auf Jahresbasis ergibt sich derzeit eine besondere Konstellation. Die geringen Hoch-Tief-Spannen der Jahre 2023/24 haben wir oben bereits diskutiert. Charttechnisch verblieben diese beiden Jahreskerzen dabei innerhalb des Pendants von 2022. Die dadurch entstehenden Innenstäbe wurden nun mit einem bemerkenswerten „bullish engulfing“ nach oben aufgelöst. Bei genauem Hinsehen umschließt der Körper des Jahres 2025 sogar die Pendants der drei(!) vorangegangenen Jahre (siehe Chart). Per Saldo bestätigt dieses konstruktive Kerzenmuster die „Hammer“-Umkehrformation aus dem Jahr 2022. Was aber noch viel wichtiger ist, ist die Tatsache, dass der Euro im Vergleich zum US-Dollar damit endlich den im Jahr 2008 etablierten Abwärtstrend überwinden konnte. Per Saldo spielen die letzten Jahreskerzen eine entscheidende Rolle beim langfristigen Gezeitenwechsel des Währungspaars. Der Bruch eines 17 Jahre lang bestehenden Abwärtstrends kann in diesem Kontext nicht hoch genug eingeschätzt werden. Darüber hinaus fördert der Jahreschart ein weiteres spannendes Detail zu Tage: Seit 2018 spielt das diesjährige Ausbruchslevel von 1,12 USD immer wieder eine bedeutende Rolle.
EUR/USD (Annually)
Quelle: LSEG, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
Die großen, strategischen Leitplanken
In sieben der letzten acht Jahre hat das Währungspaar auf diesem Niveau entweder das Jahrestief, die Eröffnung, den Jahresschlusskurs oder aber das Jahreshoch ausgeprägt. 2025 diente diese Hürde dann als entscheidende Ausbruchsmarke. Deshalb ist dieses Niveau zukünftig als strategischer Stopp zur Risikobegrenzung prädestiniert. Auf der Oberseite definieren die Hochs von 2020/21 bei 1,2309/1,2349 USD sowie der Mehrjahreshochpunkte aus dem Jahr 2018 markante Widerstände. Damit stellt das Währungspaar EUR/USD letztlich ein Lehrbuchbeispiel für den Mehrwert einer langfristigen Chartbetrachtung dar, denn die diskutierten Schlüsselmarken dürften in der Zukunft als strategischer Taktgeber fungieren. Im nächsten Schritt möchten wir die Zeitebene herunterbrechen – eine Vorgehensweise, die wir sehr schätzen und regelmäßig im „HSBC Daily Trading“ anwenden. Schließlich stellt die Verknüpfung unterschiedlicher Zeitebenen einen der elementaren Vorteile der Technischen Analyse dar. Auch im 6-Monats-Chart liegt eine bemerkenswerte Kerzenkombination vor (siehe Chart). Zunächst lässt sich hier das „Hammer“-Umkehrmuster von 2022 noch klarer erkennen (Fortsetzung morgen).
EUR/USD (Semiannual)
Quelle: LSEG, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
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Autor: Jörg Scherer








