EUR-USD dreht auf "Neutral" dank niedrigerer Verluste bei "Nonfarm-Payrolls"!
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Der Euro eröffnet heute (07.40 Uhr) bei 1.3975, nachdem im asiatischen Handel heute Tiefstkurse bei 1.3925 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 98.45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 137.60, während EUR-CHF bei 1.5175 oszilliert.
Die Europawahl (27 Staaten) lieferte Stimmgewinne für das bürgerlich-konservative Lager. Sozialdemokraten verlieren insgesamt 50 Sitze in dem 736 Sitze großen Parlament. Europaskeptiker verzeichnen Zugewinne. Ernüchternd bleibt die Wahlbeteiligung.
Europawahlen haftet weiterhin das Image an, Wahlen "Zweiter Klasse" zu sein. Die Macht der Kommissare, die Arroganz und fehlende Solidarität einiger Mitgliedsländer, die trotz Stoiber ungebremste "Regulierungswut" oder die Ohnmacht des Parlaments mögen dafür durchaus wesentlich verantwortlich zeichnen.
Das gestrige Ergebnis liefert einmal mehr Geschmacksrichtungen in Richtung einer partiellen Protestwahl. Marktwirkung läßt sich nicht nachhaltig ausmachen. Unterstützend kann diese Wahl jedoch nicht für den Euro interpretiert werden.
Am Freitag lieferte der US-Arbeitsmarktbericht per Mai zu Gunsten des USD eine handfeste Überraschung.
Die aus guten Gründen wenig beachtete Arbeitslosenquote erhöhte sich von 8,9% auf 9,4%. Diese Entwicklung nehmen wir zur Kenntnis und verweisen auf die in unseren Augen interessantere Variante U-6. Die Quote U-6 (Table A-12/BLS), die Vergleichbarkeit mit den Pendants aus der Eurozone ansatzweise erlaubt, legte von 15,8% auf 16,4% zu. Von dieser Seite kam die positive Überraschung also nicht!
Entscheidend war die Entwicklung der Beschäftigung außerhalb des Agrarbereichs, bei den "Nonfarm Payrolls". Hier kam es zu Arbeitsplatzverlusten in Höhe von "nur" -345.000. Analysten hatten einen Wert bei -520.000 erwartet. Darüber hinaus wurde der Vormonatswert per April von -539.000 auf -504.000 revidiert. Der Märzwert wurde von -699.000 auf -652.000 angepaßt.
Ergo ergab sich hier noch einmal eine Entlastung bezüglich der Konsensusprognose von 82.000 Jobs.
Per Mai kam es damit zu den niedrigsten Jobverlusten seit September 2008. In vielen Indikatoren nähern wir uns derzeit den Werten vor der "Lehman-Pleite" an, also einem Zeitpunkt, zu dem viele wissenschaftlichen Institute nicht bereit waren, ihre Prognosen allzu kräftig nach unten anzupassen.
Schaun mer mal, was von dieser "Wissenschaftlichen Front" in den nächsten Monaten auf uns zu kommt. Wir sind gespannt …
Grund für Euphorie liefert der Arbeitsmarktbericht nicht ansatzweise, jedoch für begründete Hoffnungswerte:
* Fakt ist, es kommt weiter zu massiven Stellenabbau.
* Ebenso sank die wöchentlich Arbeitszeit mit 33,1 Stunden auf einen historischen Tiefstwert.
* Dennoch ergeben sich eben auch positive Akzente. Die Zahl der Verluste ist deutlich niedriger als erwartet.
* Das Niveau fällt zurück auf Werte vor der Lehman-Pleite.
* Revisionen liefern positive Überraschungswerte und der Blick auf den Chart offeriert die Erkenntnis, daß die Dynamik der Jobverluste eine abnehmende Tendenz aufweist.
Die US-Verbraucherkredite sanken per April um -15,7 Mrd. USD (Prognose -6,0 Mrd. USD). Damit kam es zum dritten Rückgang in Folge. Der Vormonatswert wurde von -11,1 Mrd. USD auf -16,6 Mrd. USD revidiert.
Der US-Verbraucher paßt einerseits sein Verhalten offensichtlich immer weiter seinen Möglichkeiten an. Andererseits werden die Kreditvergabestandards weiterhin verschärft. Beide Entwicklungen sind im Hinblick auf Nachhaltigkeit zu begrüßen!
Heute steht der deutsche Auftragseingang der Industrie per April auf der Agenda. Im Vormonat kam es zu einer handfesten Überraschung mit einem Anstieg im Monatsvergleich um 3,3%. Für den Berichtsmonat erwarten Analysten einen Rückgang von diesem erhöhten Niveau um -0,3%. Wie bereits im Vormonat schließen wir positive Überraschungen nicht nur aus, sondern halten sie vor dem Hintergrund von "anecdotal evidence" sogar für wahrscheinlich!
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das zunächst eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein Überwinden der Widerstandslinie bei 1.4070 - 1.4100 dreht den Bias auf positiv.
Viel Erfolg
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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