Fundamentale Nachricht
16:17 Uhr, 01.03.2024

EU-Inflation: Kernrate bleibt Sorgenkind

Mit dem Hinweis auf „mehr Daten“ dürfte die EZB nach Einschätzung von Ulrike Kastens, Volkwirtin Europa bei der DWS, auf der Sitzung im März keine Vorfestlegung auf den Zeitpunkt einer möglichen Zinssenkung beschließen.

Es ist eine gute Nachricht, dass auch im Februar 2024 die Inflationsrate in der Eurozone weiter gesunken ist. Sie liegt nun bei 2,6 Prozent, da vor allem der Preisdruck bei den Nahrungsmitteln weiter nachgelassen hat. Sie erhöhten sich aber immer noch um 4,0 Prozent, nach 5,6 Prozent im Januar. Das Sorgenkind bleibt aber die Kernrate. Sie ging nur leicht von 3,3 Prozent im Januar auf 3,1 Prozent im Februar zurück. Während der Preisanstieg bei Konsumgütern weiter nachgab (Februar: 1,6 Prozent), sank er bei den Dienstleistungspreisen nur leicht von 4,0 Prozent auf 3,9 Prozent. Damit zeigt sich, dass der unterliegende Preisdruck noch immer kräftig ist. Gerade aufgrund der hohen Lohnabhängigkeit steht die Entwicklung hier besonders im Fokus der EZB. Gemessen an den Dezember-Projektionen der EZB verläuft die Inflationsentwicklung aber etwas besser als gedacht, was sich auch in einer Abwärtsrevision der EZB-Prognosen für die Inflationsrate 2024 niederschlagen sollte.

Die heutigen Inflationsdaten führen nicht zu einer Änderung unserer Einschätzung zur EZB-Geldpolitik, zeigen aber, dass die EZB vorsichtig bleiben sollte. Da sich die Konjunktur in der Eurozone eher stabilisiert, ist die weitere Entwicklung der Löhne dafür entscheidend, wann es zu einer ersten Zinssenkung kommen könnte. Unser Eindruck ist, dass sich die Mehrheit der EZB-Mitglieder aktuell hinter einem ersten Zinsschritt im Juni versammelt. Dann stehen mehr Inflations- und Lohndaten zur Verfügung, um sicherer einschätzen zu können, dass sich die Inflationsrate wirklich in Richtung zwei Prozent bewegt. Mit dem Hinweis auf „mehr Daten“ dürfte die EZB auf der Sitzung im März keine Vorfestlegung auf den Zeitpunkt einer möglichen Zinssenkung beschließen. Im Gegenteil: Die Datenabhängigkeit wird weiter großgeschrieben. Nach unserer Einschätzung dürfte die Notenbank erstmals im Juni den Einlagensatz um 25 Basispunkte senken, dem sich dann zwei weitere Schritte anschließen sollten. Ende 2024 rechnen wir mit einem Einlagensatz von 3,25 Prozent.

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