Fundamentale Nachricht
12:51 Uhr, 27.08.2014

„EU-Inflation dürfte wieder Richtung 1,0 Prozent steigen“

Gegen Jahresende dürfte die Kerninflation in der Eurozone nach Meinung von Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management, wieder in Richtung 1,0 Prozent steigen. Ein umfangreiches Kaufprogramm für Staatsanleihen erscheint vor diesem Hintergrund eher unwahrscheinlich.

Frankfurt (BoerseGo.de) - In der volkswirtschaftlichen Theorie wird die Inflation maßgeblich durch die Geldmengenentwicklung bestimmt, die wiederum vollständig von der Zentralbankpolitik abhängt. In der Realität „drucken“ die Geschäftsbanken jedoch das Geld durch die Kreditvergabe und nicht die Zentralbanken, die eigentlich nur Liquidität ins Finanzsystem „pumpen“ können. Dementsprechend ist die Kreditvergabe ein aussagekräftiger Frühindikator für die Inflation. In Japan signalisierte eine schrumpfende Kreditvergabe Anfang der 1990er Jahre erhöhte Deflationsrisiken, wie Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management, im „markt:aktuell“ schreibt.

Auch in der Eurozone habe die Wachstumsrate der Kreditvergabe in den vergangenen Monaten einen gefährlichen Rückgang verzeichnet – von noch 2,7 Prozent im Juni 2011 auf minus 2,1 Prozent im Januar 2014. Der Zusammenhang zwischen Kreditvergabe und Inflation sei dabei naturgemäß nicht sehr eng, da unter anderem auch Kredite vergeben würden, um schon bestehende Vermögenswerte wie Immobilien zu kaufen. Immobilienkredite beeinflussten hauptsächlich die Immobilienpreise, jedoch nicht die Konsumentenpreise. Nichtsdestotrotz signalisiere die Wachstumsdynamik der Kreditvergabe in der Eurozone frühzeitig Trendwenden bei der Kerninflation. So konnte sich die Wachstumsrate der Kreditvergabe von minus 2,1 Prozent im Januar auf zuletzt minus 1,1 Prozent im Juni verbessern.

„Die Umfrage der EZB bei den Geschäftsbanken zum Kreditgeschäft Anfang Juli zeigte darüber hinaus eine deutliche Verbesserung bei Kreditangebot und -nachfrage. Gegen Jahresende dürfte die Kerninflation in der Eurozone somit wieder in Richtung 1,0 Prozent steigen. Ein umfangreiches Kaufprogramm für Staatsanleihen erscheint vor diesem Hintergrund eher unwahrscheinlich“, so Walk.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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