Etwas für professionelle Trader - Das Gesetz der Sieben
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Das „Gesetz der Sieben“ wurde der Öffentlichkeit erstmals 1980 von Arthur Sklarew in „Techniques of a Professional Chart Analyst“ vorgestellt. Mit Hilfe des „Gesetz der Sieben“ lassen sich Kursziele bestimmen.
Für das „Gesetz der Sieben“ gibt es keine plausible Erklärung. Empirisch aber ist zu belegen, dass der Erfolg kein Zufall sein kann.
Das „Gesetz der Sieben“ geht davon aus, dass der Anfang eines neuen Trends die potenzielle Stärke der dann folgenden Kursentwicklung bereits in sich hat.
Multiplikatoren
Das „Gesetz der Sieben“ basiert auf Multiplikatoren, mit deren Hilfe die Kursziele zukünftiger Preisbewegungen errechnet werden. Diese Multiplikatoren erhalten wir, indem wir die Zahl 7 durch die Zahlen 5, 4, 3 und 2 dividieren. Es ergeben sich folgende Werte:
7 : 5 = 1.4
7 : 4 = 1.75
7 : 3 = 2.33
7 : 2 = 3.5
Kurszielbemessung im Aufwärtstrend
Für einen Aufwärtstrend gilt das folgende Anwendungsschema: Wir messen die Grösse der Anfangsbewegung, indem wir das Tief vom Hoch abziehen und das Ergebnis mit 1.75, 2.33 und 3.5 multiplizieren. In einem zweiten Schritt rechnen wir die verschiedenen Ergebnisse dem Tief zu, um Werte für unsere Kursziele zu erhalten.
Hier die Methode, einmal mathematisch ausgedrückt:
Kursziel 4*: (Hoch - Tief) x (1.75) + (Tief)
Kursziel 3: (Hoch - Tief) x (2.33) + (Tief)
Kursziel 2: (Hoch - Tief) x (3.50) + (Tief)
* weil 7 : 4 = 1.75
Kurszielbemessung im Abwärtstrend
In einem Abwärtstrend werden die Zahlen leicht verändert. So schlägt Sklarew vor, bei Kurszielberechnungen in einer Baisse die Multiplikatoren 1.40, 1.75 und 2.33 zu verwenden und das Ergebnis vom Hoch abzuziehen.
Mathematisch ausgedrückt sieht das dann so aus:
Kursziel 5: (Hoch) - (Hoch - Tief) x (1.4)
Kursziel 4: (Hoch) - (Hoch - Tief) x (1.75)
Kursziel 3: (Hoch) - (Hoch - Tief) x (2.33)
Relative Bedeutung der Kursziele
Sklarew weist zusätzlich darauf hin, dass Kursziele, die auf den niedrigen Multiplikatoren beruhen (also 1.75 und 2.33 bei einem Aufwärtstrend; 1.4 und 1.75 bei einem Abwärtstrend) eine höhere Signifikanz besitzen, wenn die zum Kursziel führende Kursbewegung mehrere Monate andauert. Andererseits sind die Kursziele, die auf den höheren Multiplikatoren beruhen (also 3.5 bei einem Aufwärtstrend und 2,33
bei einem Abwärtstrend) laut Sklarew bedeutender, wenn eine eher kurzfristigere Kursbewegung für die Berechnung zugrunde gelegt wurde.
Dazu ist anzumerken, dass diese Vorgehensweise ein gewisses Maß an Subjektivität beinhaltet, weil das, was jemand als erste Kursbewegung zugrunde legt, von Trader zu Trader variieren kann. Ebenso ist die Bedeutsamkeit dieser Regeln aufgrund der sehr subjektiven Aussagen Sklarews empirisch nur äußerst schwierig zu begutachten. Wir sollten diese Regeln aber im Hinterkopf behalten, wenn wir uns an die Berechnung der Kursziele machen.
Praxis
Im folgenden sind einige Beispiele für die praktische Anwendung des „Gesetz der Sieben“ dargestellt:
a) Kurszielbemessungen im Abwärtstrend
Abbildung 1: Die Aktie von Eastman Kodak (EK) fällt von $ 81,57 am 19.2.1997 auf $ 63,26 am 14.4.1997. Die Größe dieses Swings beträgt $ 18,31. Diese Differenz multiplizieren wir mit den Kurszielen 5, 4 und 3 (s.o.), also mit 1.4, 1.75 und 2.33, weil es sich um einen Abwärtstrend handelt. Wir erhalten folgende Werte:
18,31 (Swinggröße)
x 1.4 = 25,63
x 1.75 = 32,04
x 2.33 = 42,66
Die ermittelten Werte werden vom Hoch der anfänglichen Kursbewegung subtrahiert.
81,57 (Hoch des Swings)
- 25,63 = Kursziel 5 = 56
- 32,04 = Kursziel 4 = 48,7
- 42,66 = Kursziel 3 = 38,9
Die Kursziele 5 und 4 sind in der Abbildung durch Pfeile gekennzeichnet. Beachten Sie, dass diese beiden Kursziele den Swing Lows recht nahe kommen. Obwohl die Kursziele die tatsächlichen Tiefs nicht exakt erreichen, bieten sie dennoch recht gute Anhaltspunkte für Gewinnmitnahmen von Short-Positionen. Das Kursziel 3 wird im dargestellten Zeitraum nicht mehr erreicht.
Ein weiteres Beispiel für die Kurszielbemessung einer Abwärtsbewegung:
Hier geht es um die Kursbewegung des S&P 500 Index von 1530 auf 1305 Punkte vom 30.8.2000 bis zum 17.10.2000. Die Kursdifferenz beträgt 225 Punkte.
Diese 225 Punkte werden wieder mit den Kurszielen 5, 4, und 3 multipliziert, also mit 1.4, 1.75 und 2.33.
Wir erhalten die Werte 315, 394 und 524, die wir vom Hoch subtrahieren. Daraus lassen sich folgende Werte für unsere Kursziele ableiten:
Kursziel 5 (1,4) = 1215
Kursziel 4 (1,75) = 1136
Kursziel 3 (2,33) = 1006
In der Abbildung 2 sind diese Kursziele durch Pfeile kenntlich gemacht. Wir erkennen, dass auch hier wieder die tatsächlichen Tiefs nicht genau erreicht werden. Dennoch bieten die ermittelten Kursziele relativ gute Anhaltspunkte für Gewinnmitnahmen der Short-Position. Kursziel 3 liegt sogar relativ nahe am September-2001-Tief.
a) Kurszielbemessungen im Aufwärtstrend
Die Abbildung 3 und 4 zeigen die Anwendung des „Gesetz der Sieben“ für einen Bullenmarkt. Da es sich um einen Bullenmarkt handelt, werden die Kursziele 4, 3 und 2 angewendet (1.75, 2.33, 3.5, s.o.). Das Produkt aus diesen drei Multiplikatoren und der anfänglichen Kursbewegung wird dem Tief zugerechnet, um die Kursziele für die Aufwärtsbewegung zu erhalten.
Wir bleiben beim S&P 500 Index, denn es wäre jetzt interessant zu untersuchen, ob die Kurszielbemessung im Aufwärtstrend ebenso gut funktioniert. Am 7.10.1998 bildet der S&P 500 Index ein Tief bei 923. Der Swing der ersten Aufwärtsbewegung führt bis 1193 am 25.11.1998. Dieser Swing entspricht 270 Punkten, siehe Abbildung 3. Multipliziert mit den Kurszielen 4 (1.75), 3 (2.33) und 2 (3.5) ergeben sich folgende Kursziele:
Kursziel 4 = 1395
Kursziel 3 = 1552
Kursziel 2 = 1868
Das größte Kursziel wurde nicht erreicht. Die Kursziele 4 und 3 finden sie im Chart eingezeichnet. Kursziel 4 stellt sich als ein guter Anhaltspunkt für Gewinnmitnahmen dar. Kursziel 3 trifft exakt das Allzeithoch am 23.3.2000, siehe Abbildung 4.
Aufgrund der relativ guten Kursziele bleiben wir beim S&P 500 Index und schauen uns ein weiteres Beispiel an, weil wir so etwas wie eine „Bestätigung“ für das Anwendbarkeit des „Gesetz der Sieben“ im S&P suchen.
Abbildung 5: Gehen wir wieder etwas weiter zurück in der Zeit: Am 11.4.1997 macht der S&P ein Tief bei 734. Das Hoch der ersten Aufwärtsbewegung liegt bei 832 am 5.5.1997. Die Differenz beträgt 98 Punkte und wird mit den Faktoren 1.75, 2.33 und 3.5 multipliziert. Wir erhalten die folgenden Kursziele:
Kursziel 4: 906
Kursziel 3: 963
Kursziel 2: 1078
In der Abbildung 6 finden Sie die Kursziele durch Pfeile kenntlich gemacht. Während Kursziel 4 nur eine relativ geringe Bedeutung hat, aber dennoch recht nahe an das Zwischenhoch kommt, zeigt das Kursziel 3 exakt auf das Zwischenhoch und hätte einen sehr guten Hinweis für zwischenzeitliche Gewinnmitnahmen geboten. Kursziel 2 verfehlt allerdings das tatsächliche Hoch und Allzeithoch um einige Prozent.
Tatsächlich stimmen in den meisten Fällen die prognostizierten Kursziele nicht so genau mit den tatsächlichen Hochs und Tiefs überein. Teilweise liegen die ermittelten Kursziele auch sehr weit entfernt von den tatsächlichen Hochs und Tiefs, sodass keine brauchbaren Anhaltspunkte entstehen, wie in Abbildung 6 bei Kursziel 2 beispielhaft zu sehen. In diesem Sinne beinhaltet der letzte Satz auch schon gleich einen Warnhinweis für die Anwendung des „Gesetz der Sieben“. Nichtsdestotrotz stellt das „Gesetz der Sieben“ ein vernünftiges Zusatz-Tool für den Trader dar, mit dessen Hilfe er der Suche nach Kurszielen näher kommen kann. Aus diesem Grunde kann es durchaus sinnvoll sein, mit dem „Gesetz der Sieben“ etwas zu experimentieren.
Autor: Frank Thönnißen - Co-Investment Advisor bei STRADIVARI (Luxemburg)
http://www.trading-lehrgang.de
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