Fundamentale Nachricht
16:19 Uhr, 23.01.2023

ESG-Investments: Weg vom statischen Ansatz!

Kasper Elmgreen, Head of Equities und seine Kolleginnen und Kollegen vom Amundi Institute empfehlen, bei ESG-Investitionen den nächsten Schritt zu gehen und vermehrt Unternehmen mit steigendem ESG-Rating in den Fokus zu nehmen.

ESG-Investitionen haben im Jahr 2022 einigen Gegenwind erfahren. Die ESG-Indizes litten im Jahr 2022 teilweise darunter, dass sie nur in geringem Maße in Marktbereichen vertreten waren, die von den höheren Energiekosten profitiert haben, wie z. B. der Öl- und Gassektor, und dass sie stark in Wachstumssektoren vertreten waren, die durch steigende Zinsen herausgefordert wurden. Die Energiekrise hat jedoch den Druck zur Umsetzung der Energiewende verstärkt, während höhere Rechnungen die Lebenshaltungskostenkrise anheizen und die Aufmerksamkeit auf soziale Fragen lenken. ESG-Investitionen werden mittel- und langfristig weiter an Zugkraft gewinnen. Aber das Marktumfeld erfordert eine stärkere Konzentration auf die Titelauswahl. Nur so lassen sich die Renditen verbessern und Unternehmen identifizieren, deren positive ESG-Entwicklung sich noch nicht in der Unternehmensbewertung widerspiegelt.

Fokus auf ESG-Winners und ESG-Improvers

Wie können Anleger*innen die risikoadjustierte Rendite verbessern und sich noch mehr auf wichtige ESG-Parameter der Unternehmen konzentrieren? Wir empfehlen hier den Blick auf ESG-Winners und ESG-Improvers. Die einen sind Qualitätsunternehmen, die bereits ein starkes ESG-Rating haben (Winners), die anderen (Improvers) zeigen nachprüfbar, dass sie auf dem richtigen ESG-Weg sind und diesen klar weiterverfolgen. Um solche Unternehmen zu identifizieren und Nachhaltigkeit und Rentabilität individuell zu bewerten, sollte die ESG-Analyse Hand in Hand mit dem qualitativen Fundamentalresearch-Prozess gehen.

ESG-Improvers überzeugen durch ihr Potenzial, ESG-Führer von morgen zu werden. Auf diesem Weg werden sich die Bewertungen der Unternehmen anpassen und die ESG-Kennzahlen, Kapitalkosten und die betriebliche Effizienz maßgeblich positiv beeinflussen und so zu einer stabileren Rentabilität führen. Die Identifizierung von Unternehmen im Frühstadium dieser ESG-Bewertungsverbesserung ist für Anleger besonders interessant. Die Anlage-Kombination aus ESG-Winners und -Improvers ist ein guter Weg, um widerstandsfähige und renditeträchtige ESG-Portfolios aufzubauen. Themen wie Dekarbonisierung und soziale Gerechtigkeit, die an Zugkraft gewinnen und Raum für eine breitere Auswahl bieten, runden die Anlageentscheidungen ab.

Strukturierte Analyse ist notwendig

Unsere internen Untersuchungen haben über viele Jahre hinweg einen engen Zusammenhang zwischen den sozialen Errungenschaften der Unternehmen und ihrer Rentabilität nachgewiesen. Wer sowohl in Winners als auch in Improvers investiert, verbessert nicht nur das Risiko-Ertrags-Profil seines Portfolios, sondern motiviert auch die Unternehmen aktiv zu höheren ESG-Standards.

Bei der Suche nach ESG-Improvers können sich Anleger unserer Meinung nach nicht nur auf die ESG-Standarddaten verlassen, da diese rückwärtsgewandt sind und sich eher auf Risiken als auf Chancen konzentrieren. Daher sind sie nicht geeignet, um das Wertschöpfungspotenzial zu ermitteln, das mit einer Verbesserung des ESG-Ratings eines Unternehmens verbunden ist. Eine gute Möglichkeit, dieses Potenzial zu ermitteln, ist ein zukunftsorientierter Ansatz, der auf einer quantitativen Bewertung der ESG-Dynamik von Unternehmen in Kombination mit einer qualitativen Fundamentalanalyse ihrer Geschäfte beruht.

Das „S“ in ESG hat noch nicht die gleiche Datenbasis

Mit Blick auf die Zukunft werden Unternehmen, die ihrer Verantwortung nicht gerecht werden, mit Reputationsschäden und deutlicher Kritik rechnen müssen. Eine wichtige Entwicklung ist die steigende Bedeutung des „S“ in ESG. Neben den Umweltaspekten werden die Profile der Unternehmen immer mehr daraufhin geprüft. Man darf aber nicht übersehen, dass sich das "S" gerade erst entwickelt. Und obwohl Anleger immer genauer hinschauen, gibt es nicht das gleiche Maß an Transparenz und Best Practices wie im Umweltbereich. Unternehmen, die sich proaktiv mit den "S"-Risiken in ihrer Branche auseinandersetzen und nicht nur auf ihren eigenen kleinen Fußabdruck, fallen hier besonders positiv auf.

ESG-Investitionen allgemein standen 2022 angesichts des schwierigen Marktumfelds unter Druck. Die wichtigste Lektion für Anleger ist, dass der Investitionsfokus größer wird und über die besten ESG-Performer (Unternehmen mit den höchsten ESG-Standards und -Ratings) hinausgeht. Mit dem skizzierten Investitionsansatz erhoffen wir uns einen Mehrwert sowohl mit Blick auf eine bessere risikobereinigte Rendite als auch auf einen Beitrag zur Verbesserung wichtiger ESG-Parameter für Unternehmen und die Gesellschaft.

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