Kommentar
10:24 Uhr, 25.01.2018

Es wird besser, bevor es schlechter wird

Eigentlich kennt man es nur umgekehrt: Es wird schlimmer, bevor es besser wird. 2018 befinden wir uns aber in einer Situation, die dem umgekehrten Fall entspricht.

2017 war schon ein gutes Jahr und 2018 muss nicht viel schlechter werden. Dies bezieht sich auf die wirtschaftliche Entwicklung und nicht so sehr auf den Aktienmarkt. Letztlich ist es aber natürlich auch für Aktien gut, wenn die Wirtschaft läuft.

Der positive Trend der letzten Jahre wird sich, vermutlich mit einer Korrektur, aller Wahrscheinlichkeit nach fortsetzen. Damit sind die guten Meldungen dann aber auch schon vorbei. Es ist das letzte Aufbäumen, bevor es schlechter wird.

In den kommenden Monaten ist ein moderater Inflationsanstieg zu erwarten. Global werden die Zinsen aus diesem Grund steigen. Irgendwann werden auch Anleger merken, dass sich die hohen Bewertungen nicht mehr mit den Ultraniedrigzinsen rechtfertigen lassen, denn sie sind plötzlich gar nicht mehr so niedrig.

Das ist für konservative Anleger eine schöne Sache. Sie können endlich wieder Staatsanleihen kaufen und einen positiven Zins erhalten und müssen nicht draufzahlen. Die Kehrseite: mittel- und langfristig sind höhere Zinsen nicht sinnvoll. Vielmehr ist die Rückkehr der Inflation ein zeitlich begrenztes Phänomen.

Die Entwicklung der Inflation lässt sich langfristig ziemlich gut vorhersagen. Man muss nur das Wachstum der Erwerbsbevölkerung mit der Entwicklung der Inflation vergleichen. Für die USA sieht das wie in Grafik 1 aus. Je schneller die Erwerbsbevölkerung wächst, desto schneller steigt auch die Inflation – mit einer kleinen Verzögerung von 3 bis 4 Jahren.

Der Zusammenhang ist kein Zufall. Je mehr Menschen arbeiten können und Geld verdienen, desto höher ist das Nachfragewachstum und je höher das Nachfragewachstum, desto höher der Preisanstieg. Nun ist es aber so, dass die Erwerbsbevölkerung immer langsamer wächst. Das zieht die Inflation mittelfristig nach unten. Der Trend kann zeitweise wegen Sonderfaktoren unterbrochen werden. 2018 sollte die Inflation einfach deswegen steigen, weil die Rohstoffpreise angesprungen sind.

Das Ganze gilt nicht nur für die USA, sondern auch global (Grafik 2). Geht man davon aus, dass die Prognose des Bevölkerungswachstums der UN so ungefähr eintritt, wird die demographische Entwicklung die Inflation bis Mitte des Jahrhunderts nach unten ziehen. Das Schlimmste sollte allerdings irgendwann in den 20er Jahren vorbei sein. Dann sinkt auch das Wachstum der Bevölkerungsgruppe, die aus der Erwerbsbevölkerung austritt (in Rente geht).

2018 und vielleicht auch noch 2019 können gute Jahre werden. Danach sollten sich die enormen demographischen Kräfte wieder durchsetzen. Die Gretchenfrage: Wie interpretieren Marktteilnehmer diese Entwicklung?

Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder freuen sich Anleger über die wieder sehr niedrigen Zinsen und Aktien steigen oder Anleger gelangen zu der Überzeugung, dass die Notenbanken die Welt nicht dauerhaft reflationieren können. Dann droht ein japanisches Szenario. Bevor sich diese alles entscheidende Frage stellt, sollten die Zeiten erst noch gut bleiben oder gar ein klein wenig besser werden.

Clemens Schmale

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10 Kommentare

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  • Jörg Eberlein
    Jörg Eberlein

    Es ist also so, das sich die Personalaufwandsquote verbilligt und nicht verteuert hat. Du musst das Bilanz Technisch schon in Bezug auf alle Posten aus der Bilanz betrachten.

    07:05 Uhr, 27.01.2018
  • Solid2016
    Solid2016

    Zu diesem Thema hätte ich eine Frage, die mir hoffentlich jemand beantworten kann.

    Zahlreichen Statistiken zur Lohnentwicklung in Deutschland zeigen alle das gleiche Bild steigender Löhne, beispielsweise diese:

    https://de.statista.com/statis...

    Um die Auswirkungen auf die Unternehmen zu sehen hatte ich mir die Sonderveröffentlichungen der Deutschen Bundesbank mit Auswertungen und Statistiken zu Jahresabschlüssen aller Branchen für 2009/2010 sowie 2013/2014 angesehen und miteinander verglichen.

    Ich hatte damit gerechnet bei den Personalaufwandsquoten im Zeitverlauf zwischen 2009 und 2014 deutliche Veränderungen zu sehen aufgrund der gestiegenen Löhne aber das ist nicht der Fall.

    Wie kommt es, dass die Löhne zwar deutlich steigen aber die Personalaufwandsquoten der Unternehmen sich nicht verändern?

    23:18 Uhr, 25.01.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Newton1642
    Newton1642

    Ich möchte an dieser Stelle auf eine klare Entwicklung hinweisen, die nun seit mehr als 35 Jahren zu beobachten ist und seit Anfang 2000 eine klare Beschleunigung erfahren hat. Seit über 35 Jahren sinken im langfristigen Trend die Zinsen der 10-jährigem Anleihen in den USA von ca. 14 % auf ca. 1,5 Prozent im Juli 2012. Im Laufe dieser Entwicklung wurden Rezessionen immer mit niedrigeren Zinsen geldpolitisch bekämpft. Sie wurden gesenkt, bis die Wirtschaft sich erholte und die Inflation anzog, ohne jemals ihr voriges Niveau zu erreichen. Am 01.01.2000 lag der Zinssatz für 10-jährige US-Anleihen bei 6,662 %, der Leitzins bei ca. 6%. Der 10-Jahres Zins sank dann bis auf 3,373 % am 01.05.2003 (der Leitzins bis auf 1 % am 25.06.2003). Dann stieg der 10-Jahreszins bis auf 5,145 % am 01.06.2006 an (der Leitzins bis zum 29.06.2006 sogar auf 5,25 %). Dann begann Mitte 2007 der Zins- und Wirtschaftsabschwung. Der Leitzins sank am 16.12.2008 auf 0 bis 0,25 % und blieb dort bis zum 17.12.2015 gut 7 Jahre. Der 10-Jahreszins blieb in diesem Zeitraum in einer Spanne zwischen 3,8 % (01.03.2010) und ca. 1,5 (01.07.16). Jetzt muss man nur 1 und 1 zusammenzählen, um zu erkennen, dass die nächste Rezession bei einem Zinssatz von deutlich unter 4 % bei den 10 jährigen Staatsanleihen eingeläutet werden wird. Der Zinssatz wird auf keinen Fall jemals mehr die vorherigen höheren Marken bzw. Niveaus erreichen.

    22:50 Uhr, 25.01.2018
  • Arktishecht
    Arktishecht

    Freigabe Gold durch die Amerikaner im Jahre 1971 am 15. August. Damals 35 US-$ mal Devisenkurs. Zur Zeit roundabout 1.200 US-$ mal Devisenkurs. Was ist GELD ??? Wertloses Papier und die Hausfrau merkt es am schnellsten im Einkaufswagen..........da ist nichts drinnen !!! Nicht zu kompliziert denken, da kommt nichts raus und Fehler schleichen sich ein. Gold kaufen !!!

    20:08 Uhr, 25.01.2018
  • 1versuch
    1versuch

    Interessanter Artikel, der einige Denkanstösse liefert.

    Insbesondere der deutliche Rückgang der Wachstumsraten der Weltbevölkerung seit den 60er Jahren war mir so bisher gar nicht bewußt.

    @german2

    Butter 60 Pfennig?

    Wann soll denn das gewesen sein?

    Ich kann mich gut an die Zeit erinnern, als die Butter 2 DM gekostet hat.

    (Jaher später dagegen zeitweise unter 1€).

    Es könnte jeder selbst ausrechnen, wenn er belastbare Zahlen hätte.

    Gezielte Desinfromation leistet hier aber keinen Beitrag.

    10:10 Uhr, 25.01.2018
  • 1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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