Kommentar
07:00 Uhr, 12.07.2025

Es geht wieder los! Gewinnwarnungen!

Gleich drei deutsche Chemieunternehmen mussten am Freitag ihre Jahresprognosen nach unten korrigieren. Die Phase der Prognoseanpassungen in Deutschland hat begonnen.

Erwähnte Instrumente

  • Covestro AG
    ISIN: DE0006062144Kopiert
    Kursstand: 60,540 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • BASF SE
    ISIN: DE000BASF111Kopiert
    Kursstand: 43,330 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Covestro AG - WKN: 606214 - ISIN: DE0006062144 - Kurs: 60,540 € (XETRA)
  • BASF SE - WKN: BASF11 - ISIN: DE000BASF111 - Kurs: 43,330 € (XETRA)
  • Brenntag AG - WKN: A1DAHH - ISIN: DE000A1DAHH0 - Kurs: 56,600 € (XETRA)

Während in den USA in der kommenden Woche traditionell durch die Banken die Berichtssaison eingeläutet wird, beginnt in Deutschland die Phase der Prognoseanpassungen. Der Freitag brachte schon einen Vorgeschmack, dass auch das zweite Quartal bei einigen Unternehmen Probleme aufzeigen könnte.

Covestro, BASF und Brenntag senken den Daumen

Dass es in der Chemiebranche nicht läuft, ist kein Geheimnis. Dennoch dürfte sich der ein oder andere Analyst für das zweite Halbjahr freundlichere Tendenzen erhofft haben. Von einer Erholung in der deutschen Chemiebranche kann aber erst einmal keine Rede sein.

Covestro: Übernahme "schützt" vor Kursverlusten

Den Warnungsreigen am Freitag läutete Covestro ein. Der Werkstoffhersteller reagierte mit einer Prognoseanpassung auf die anhaltend schwache weltwirtschaftliche Lage, die laut Unternehmen keine Anzeichen einer kurzfristigen Erholung zeigt. Das EBITDA soll im Gesamtjahr 2025 nur noch zwischen 700 und 1.100 Mio. EUR liegen. Zuvor hatte Covestro 1.000 bis 1.400 Mio. EUR in Aussicht gestellt. Der aktuelle Analystenkonsens lag zuletzt bei 931 Mio. EUR.

Auch beim Free Operating Cash Flow (FOCF) rechnet das Unternehmen nun mit einem möglichen negativen Wert. Die neue Prognose liegt zwischen -400 und +100 Mio. EUR, während zuvor ein leicht positiver bis deutlich positiver FOCF von 0 bis 300 Mio. EUR erwartet wurde. Der Marktkonsens lag hier bei 106 Mio. EUR.

Beim Return on Capital Employed über dem gewichteten Kapitalkostensatz (ROCE über WACC) geht Covestro nun von einem Wert zwischen -9 und -5 Prozentpunkten aus – nach zuvor erwarteten -6 bis -3 Prozentpunkten.

Im zweiten Quartal 2025 erzielte Covestro ein vorläufiges EBITDA von 270 Mio. EUR. Das liegt am oberen Ende des avisierten Zielkorridors (200 bis 300 Mio. EUR) und über dem Konsens von 220 Mio. EUR. Positiv wirkte sich dabei ein Einmaleffekt aus: Durch die Senkung der Jahresprognose löste das Unternehmen Bonusrückstellungen in Höhe von 43 Mio. EUR auf.

Der vollständige Finanzbericht für das zweite Quartal wird am 31. Juli 2025 veröffentlicht. Da das Unternehmen von Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) übernommen worden ist, hielt sich die Kursreaktion in Grenzen. Der Abschluss der Transaktion wird im zweiten Halbjahr erwartet. Aktionäre erhalten 62 EUR je Covestro-Aktie, sollten die Behörden grünes Licht geben.

Covestro-Aktie (Wochenchart)
Statischer Chart
Live-Chart
stock3 TerminalChart analysieren
  • ()
    L&S
    VerkaufenKaufen

BASF: Sondereinflüsse drücken den Gewinn

Der Chemieriese BASF erzielte im zweiten Quartal 2025 ein EBITDA vor Sondereinflüssen von 1,77 Mrd. EUR. Damit traf das Unternehmen genau den Analystenkonsens, lag jedoch unter dem Vorjahreswert von 1,96 Mrd. EUR. Der Umsatz sank um 2,1 % auf 15,77 Mrd. EUR – leicht unter der Konsenserwartung von 15,80 Mrd. EUR. Verantwortlich waren vor allem negative Währungseffekte und niedrigere Preise, insbesondere im Segment Chemicals.

Das EBIT vor Sondereinflüssen lag mit 0,81 Mrd. EUR leicht über den Erwartungen, während das ausgewiesene EBIT mit 0,49 Mrd. EUR unter dem Konsens blieb. Belastet wurde das Ergebnis durch Restrukturierungskosten im Zuge laufender Sparprogramme.

Der Free Cashflow erhöhte sich gegenüber dem Vorjahresquartal leicht auf 0,53 Mrd. EUR. Das Konzernergebnis nach Steuern und Anteilen Dritter sank dagegen deutlich auf 0,08 Mrd. EUR, was weit unter dem Vorjahreswert und den Analystenerwartungen liegt. Gründe waren höhere Steueraufwendungen und geringere Beiträge von Beteiligungen.

Für das Geschäftsjahr 2025 erwartet BASF nun ein EBITDA vor Sondereinflüssen zwischen 7,3 und 7,7 Mrd. EUR. Zuvor hatte das Unternehmen mit 8,0 bis 8,4 Mrd. EUR gerechnet. Damit liegt die neue Prognose leicht unter dem aktuellen Analystenkonsens von 7,6 Mrd. EUR. Der Free Cashflow soll weiterhin zwischen 0,4 und 0,8 Mrd. EUR liegen.

Als Begründung nennt BASF schwächeres globales Wachstum, zusätzliche Marktunsicherheiten durch US-Zölle sowie eine Abschwächung der weltweiten Industrie- und Chemieproduktion. Der Margendruck im Upstream-Bereich bleibt aufgrund hoher Produktverfügbarkeit bestehen.

Der Chart der BASF-Aktie zeigt schon seit geraumer Zeit die Probleme auf. Es hat sich eine große Range ausgebildet. Nach XETRA-Schluss gab der DAX-Titel um über 3 % nach.

BASF-Aktie (Wochenchart)
Statischer Chart
Live-Chart
stock3 TerminalChart analysieren
  • ()
    L&S
    VerkaufenKaufen

Brenntag: Wechselkurse belasten

Noch später als BASF, nach 20:00 Uhr, korrigierte der Distributor von Chemikalien und Inhaltsstoffen, Brenntag, seine Jahresprognose. Im zweiten Quartal 2025 blieb das operative EBITA unter den Analystenerwartungen, belastet durch Währungseffekte und eine schwache Nachfrage.

Brenntag erzielte in den Monaten April bis Juni ein vorläufiges operatives EBITA von 246,4 Mio. EUR und blieb damit unter dem Vorjahreswert von 297,1 Mio. EUR sowie unter dem Analystenkonsens von 266 Mio. EUR. Der operative Rohertrag lag mit 974,3 Mio. EUR ebenfalls unter dem Vorjahreswert (1.027,9 Mio. EUR). Für das erste Halbjahr ergibt sich damit ein kumulierter operativer Rohertrag von 1.993,8 Mio. EUR (Vorjahr: 2.012,3 Mio. EUR) und ein EBITA von 510,7 Mio. EUR (Vorjahr: 556,8 Mio. EUR).

Hauptursache für die schwächeren Ergebnisse ist laut Unternehmen die ungünstige Entwicklung des EUR/USD-Wechselkurses, die sich seit Beginn des Quartals deutlich negativ ausgewirkt hat. Zudem belasteten geopolitische Unsicherheiten und globale Zolldiskussionen die Nachfrage in wichtigen Endmärkten.

Angesichts der schwächeren Geschäftsentwicklung rechnet Brenntag für das Gesamtjahr 2025 nun mit einem operativen EBITA zwischen 950 Mio. und 1.050 Mio. EUR. Zuvor lag die Zielspanne bei 1,10 bis 1,30 Mrd. EUR. Die neue Prognose liegt damit auch unter dem bisherigen Analystenkonsens von 1.064 Mio. EUR.

Brenntag erwartet keine kurzfristige Entspannung der Rahmenbedingungen und geht von anhaltendem Preisdruck sowie einer verhaltenen Nachfrage auch im zweiten Halbjahr aus. Der vollständige Halbjahresbericht wird am 13. August 2025 veröffentlicht.

Die Brenntag-Aktie rauschte im Abendhandel um 5 % gen Süden.

Brenntag-Aktie (Wochenchart)
Statischer Chart
Live-Chart
stock3 TerminalChart analysieren
  • ()
    L&S
    VerkaufenKaufen

Fazit: Man könnte die Zahlen der deutschen Chemiebranche schnell wegwischen und auch mit "Sonderproblemen" erklären. Das wäre meiner Ansicht nach aber zu einfach. Die Berichte enthalten Faktoren, die wir in den kommenden Wochen wieder verstärkt als negative Einflüsse lesen werden. Der stark gestiegene EUR/USD drückt bei Unternehmen mit hohem US-Exposure auf die Margen. Chemietitel sind Frühzykliker und bislang sehen die Verantwortlichen der Konzerne keine schnelle Erholung. Auch hat das Zollthema die Ergebnisse im Q2 belastet und ist immer noch nicht vom Tisch.

Gerade nach der schönen Rally in Deutschland sollten Anleger sich also auch wieder auf Gegenwind einstellen. Noch beruhen die Kursgewinne in DAX, MDAX & Co. größtenteils auf der Hoffnung, dass Deutschland im zweiten Halbjahr 2025 und vor allen Dingen im Jahr 2026 wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren wird. Der Freitag zeigt: Es wird ein steiniger Weg.

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen