Erwartete Zinssenkungen wurden verschoben
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Die frühen Erwartungen an Zinssenkungen der Zentralbanken wurden aufgrund der sehr guten US-Wirtschaftsdaten und der weniger als erwartet akkommodierenden Aussagen der Zentralbanker bei den geldpolitischen Ausschüssen im Januar gebremst. Dennoch wurde die Möglichkeit von Zinssenkungen zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr bekräftigt, da erwartet wird, dass sich die Inflation langsam dem 2 %-Ziel für 2025 nähert. Die Frage, die sich nun stellt, ist: wann? Vor einer geldpolitischen Lockerung möchten die Zentralbanken die Gewissheit haben, dass die Inflation tatsächlich rückläufig ist.
Was die makroökonomische Entwicklung betrifft, so stieg das US-BIP im vierten Quartal um annualisierte 3,3 % gegenüber dem Vorquartal und übertraf damit erneut die Erwartungen. Darüber hinaus hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wachstumsprognose für die USA für dieses Jahr von 1,5 % auf 2,1 % nach oben korrigiert. Ähnlich verhält es sich bei der OECD. Im Januar hat die US-Wirtschaft mehr als 350.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, verglichen mit einem Monatsdurchschnitt von 255.000 im Jahr 2023. Das Lohnwachstum stieg auf 4,5 %, was wahrscheinlich auf den Rückgang der geleisteten Arbeitsstunden zurückzuführen ist. Auch die US-Verbraucher scheinen wieder optimistischer zu werden. Wie erwartet, kam es im Januar auch zu einem Aufschwung im verarbeitenden Gewerbe, der sich fortsetzen dürfte.
In Europa stagniert die Wirtschaft seit Ende 2022 insgesamt. Die Eurozone ist im vierten Quartal 2023 knapp an einer technischen Rezession vorbeigeschrammt, mit einem stabilen BIP-Wachstum, aber mit gegensätzlichen Entwicklungen in den einzelnen Ländern. Spanien und Portugal verzeichneten ein robustes Wachstum von +0,6 % bzw. +0,8 % und Italien von +0,2 %, während die Wirtschaftstätigkeit in Frankreich schleppend blieb und Deutschland ein negatives Wachstum von -0,3 % verzeichnete. Die Umfragen zur Unternehmensstimmung im Januar (PMI, ZEW) sowie die vierteljährliche EZB-Erhebung zur Kreditvergabe an private Haushalte und Unternehmen für das dritte Quartal 2023 und das erste Quartal 2024 deuteten jedoch auf eine leichte Erholung hin.
2023 erreichte das Wachstum in China +5,2 % gegenüber +3,0 % 2022 und entsprach damit dem von den Behörden gesetzten Ziel von 5 %. Die chinesische Regierung sieht sich jedoch mit mehreren Herausforderungen konfrontiert, die zur Umsetzung zahlreicher geld- und fiskal-politischer Maßnahmen zur Stützung der Wirtschaft geführt haben, u. a. die früher als erwartete und deutlichere Senkung des Mindestreservesatzes am 24. Januar. Darüber hinaus wird die chinesische Regierung laut Bloomberg möglicherweise 2 Billionen Yuan (260 Mrd. USD) von staatlichen Unternehmen aufnehmen, um chinesische Aktien zu stützen. Der BIP-Deflator blieb das dritte Quartal in Folge negativ (-1,5 % im Jahresvergleich), was auf einen geringen Inflationsdruck und eine nachlassende Inlandsnachfrage hinweist, die mit erheblichen Problemen im Immobiliensektor und einer hohen Verschuldung der lokalen Gebietskörperschaften einhergeht. Dieser geringe Inflationsdruck hilft, das Risiko einer Preisbeschleunigung in Europa zu vermindern.
Ein gegensätzlicheres Szenario in China und geopolitische Ungewissheit im Roten Meer
Die Lage am Roten Meer ist nach wie vor kompliziert und dürfte in nächster Zeit kaum geklärt werden. Wie Christine Lagarde auf ihrer letzten Pressekonferenz betonte, machen die Seefrachtkosten nur 1,6 % der durchschnittlichen Produktionskosten in Europa aus. Dadurch verringert sich die Wahrscheinlichkeit einer neuen Inflationskrise. Dennoch ist es sehr schwierig, in einer derart instabilen Situation Gewissheit zu haben. Zum einen greifen Houthi-Rebellen Unterseekabel an, zum anderen müssen 30 % des weltweiten Warenhandels umorganisiert werden. Können Anleger trotz der allgemeinen Konjunkturverbesserung einen neuen Angebotsschock befürchten und das Inflationsrisiko nach oben anpassen? Unseres Erachtens ist dieses Szenario in den USA wahrscheinlicher als in Europa.
Unterdessen richtet sich die Aufmerksamkeit erneut auf die Banken, da zwei Finanzinstitute derzeit in Schwierigkeiten stecken. Die Aktie der New York Community Bancorp stürzt ab, nachdem sie unerwartet einen Verlust im vierten Quartal bekannt gegeben hat, der auf höhere Rückstellungen im Zusammenhang mit ihrem Gewerbeimmobilienportfolio zurückzuführen ist. In Europa ist die Deutsche Pfandbriefbank wahrscheinlich die am meisten diskutierte Aktie auf dem Kreditmarkt, wiederum aufgrund ihres Engagements in US-Gewerbe-immobilien. Auch wenn die Schwierigkeiten, mit denen diese beiden Banken konfrontiert sind, sehr spezifisch zu sein scheinen („Signature buyout“ für die erste und sehr hohes Exposure in US-Gewerbeimmobilien für die zweite), ist Vertrauen im Bankensektor von größter Bedeutung und kann schnell verloren gehen. Gleichwohl wird von den Behörden erwartet, dass sie im Falle einer Vertrauenskrise umgehend reagieren.
Im Januar verzeichneten die Anleihemärkte einen leichten Rückgang, während sich die Aktienmärkte relativ robust zeigten. Mit Ausnahme chinesischer Aktien schnitten Risikoanlagen besser ab und wiesen erhebliche sektorale Unterschiede auf, wobei Technologieaktien weiterhin dominierten. Mit der konjunkturellen Erholung könnte es kurzfristig zu einer weiteren Korrektur an den Anleihemärkten kommen, die sich möglicherweise auf Risikoanlagen auswirkt. Die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft und die erwartete Erholung des verarbeitenden Gewerbes sind jedoch längerfristig gute Nachrichten für die Aktienindizes, insbesondere für mittelgroße US-Unternehmen.
Ausblick auf Februar und März
Es wird erwartet, dass sich das globale Wirtschaftswachstum in den kommenden Wochen weiter verbessert. Es besteht die Möglichkeit, dass die Inflation aufgrund steigender Preise in den PMI-Umfragen anzieht. Dies könnte die Zentralbanken, insbesondere die Fed, dazu veranlassen, ihre harte Haltung in der geldpolitischen Kommunikation beizubehalten und mögliche Zinssenkungen zu verschieben.
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