Kommentar
10:06 Uhr, 15.10.2008

Erste Euphoriewelle abgeebbt, Konsolidierung auf der Agenda!

Erwähnte Instrumente

EUR-USD eröffnet heute bei 1.3600, nachdem gestern im europäischen Geschäft zunächst Höchstkurse bei 1.3769 und in weiteren Verlauf im asiatischen Geschäft Tiefstkurse bei 1.3536 markiert wurden. Nach dem starken Anstieg der Vortage steht Konsolidierung auf der Agenda.

USD-JPY notiert aktuell bei 101.85 und hat gegenüber der gestrigen Eröffnung leicht Boden verloren. "Carry-Trades" konsolidieren die Gewinne der Vortage und stehen unter moderatem Druck. EUR-JPY stellt sich auf 138.50, während EUR-CHF bei 1.5465 oszilliert.

Zwei Tage hielt die Euphoriewelle an. Das ist vor dem Hintergrund des Volumens der globalen Interventionen durchaus verständlich:

Großbritannien: mehr als 600 Mrd. EUR Deutschland: 500 Mrd. EUR Frankreich: 360 Mrd. EUR Österreich: 100 Mrd. EUR Spanien: 100 Mrd. EUR Italien: Hilfen zugesagt, Höhe nicht definiert USA: 500 Mrd. EUR
Nun greift die Konsolidierung nach der Neuausrichtung an den Finanzmärkten. Diese Konsolidierung muss grundsätzlich als angebracht und gesund betrachtet werden.

Obige unvollständige Übersicht zeigt, dass das Volumen der Hilfsmaßnahmen mittlerweile bei den genannten Ländern bei circa 2.160 Mrd. Euro liegt. Das sind Hausnummern, die vor einem Jahr bei Beginn der Finanzkrise als illusorisch bezeichnet worden wären.

Damals wurden mutige 100 Mrd. USD Ausfallvolumen von Herrn Bernanke und Konsorten thematisiert. Mithin ist bei der Prognose des weiteren Verlaufs der Krise unverändert Vorsicht geboten. Das gilt insbesondere dann, wenn die Protagonisten Bernanke, Paulson und weitere Vertreter der Finanzelite, beispielsweise Herr Ackermann, ihre Bewertungen abgeben.

Als Analyst mit akzeptablen "Trackrecord" ist man bisweilen irritiert, dass diesen Herren oder auch Damen immer noch die maßgebliche Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zukommt. Ist es so, dass die Häufigkeit des Irrtums als auch die Formulierung nicht haltbarer neuer Paradigmen (Greenspan) der Katalysator für medialen und finanziellen Erfolg ist? Dann dürfen wir uns übrigens nicht wundern, dass diese Krisen möglich waren und sind!

Gestern standen diverse Veröffentlichungen auf der Agenda, die in der Gesamtheit nicht überzeugen konnten:

Der deutsche ZEW-Index brach per Oktober nach dem von der Amplitude unerwarteten Anstieg im Vormonat auf -41,1 Punkte nun auf -63,0 Zähler ein. Analysten hatten einen Rückgang auf "nur" -51 Punkte unterstellt. Darüber hinaus kollabierte die Bewertung der aktuellen Lage von -1,0 auf -35,9 Punkte. Noch im Juni lag dieser Index bei +37,6 Zählern. An dieser Entwicklung wird deutlich, wie dramatisch sich die aktuellen Parameter aus Sicht der befragten Finanzmarktteilnehmer eingetrübt haben.

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Die Industrieproduktion der Eurozone legte den Erwartungen entsprechend im Monatsvergleich um 1,1% zu. Der Vormonatswert wurde von -0,3% auf -0,2% revidiert. Im Jahresvergleich stellte sich ein Rückgang um 0,7% nach zuvor -1,2% ein. Eine Trendwende ist vor dem Hintergrund der Finanzkrise und der globalen Entwicklung nicht realistisch. Volatile Monatsschwankungen bestimmen das von Molltönen getragene Bild.

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Das Federal Budget (Teilmenge des gesamten öffentlichen US-Budgets) lieferte per September einen Überschuss in Höhe von 45,73 Mrd. USD (Vorjahr 112,90 Mrd. USD). Erwartet war ein Aktivsaldo in der Größenordnung von 70,0 Mrd. USD.

Der "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index" sank in der Berichtswoche von zuvor -43 auf -48 Punkte.

Bei den heute anstehenden Veröffentlichungen kommt dem "NY Fed Manufacturing Index" und den US-Einzelhandelsumsätzen besondere Bedeutung zu. Wir verweisen auf die Datenbox am Ende des Forex Reports. Unverändert zeigt der Devisenmarkt jedoch primär Reaktionsmuster auf die Wendungen der Finanzkrise. Daten spielen unverändert eine nur untergeordnete Rolle. Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3250 - 80 neutralisiert den positiven Bias des Euros...

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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