Erholung in den USA schneller als in Europa und Japan - Reflation wahrscheinlich
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Während das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA im dritten Quartal einen Mammutanstieg von 25 % bis 30 % verzeichnen dürfte, hat ein Wiederanstieg der COVID-19-Fälle das Wirtschaftswachstum in Europa und Japan laut Bob Baur, Chefvolkswirt des US-amerikanischen Asset Managers Principal Global Investors (PGI), seit Juli abgeflacht.
Sofern es nicht auch in den USA zu einem erneuten Anstieg der Infektionen kommt, sieht Baur für die US-Wirtschaftsbelebung mehrere Gründe, im vierten Quartal und bis 2021 auf Kurs zu bleiben:
- Die Verbraucherausgaben sind schneller gewachsen als die Produktion; die Lagerbestände sind sehr dünn, was ein gutes Vorzeichen für weitere Zuwächse bei Einstellungen und Produktion ist.
- Eine lebhafte Wohnbautätigkeit bedeutet ein gesundes Beschäftigungswachstum in verwandten Bereichen: Bauwesen, Kreditgeschäft, Makler, Möbel und Material.
- Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung sind nach wie vor hoch, aber die Verlängerungsanträge sind rückläufig, was darauf hindeutet, dass Neueinstellungen wesentlich umfangreicher sind als neue Entlassungen.
- Die wöchentliche Arbeitslosenunterstützung in Höhe von 300 USD rückwirkend zum 1. August trägt zur Stützung der Verbraucherausgaben bei.
- Die Sparquote der Haushalte liegt bei hohen 14 %, so dass die Verbraucher die nötigen Mittel zum Ausgeben haben.
- Die Autoproduktion steigt immer noch.
- Die monetären Stimuli wirken mit einer Verzögerung, so dass der wirtschaftliche Aufschwung bis 2021 anhalten wird.
Baur: „Mit diesen Unterstützungen dürfte das BIP der USA im vierten Quartal im Bereich von 6 % bis 8 % wachsen. Ohne einen sicheren, wirksamen und verfügbaren Impfstoff könnte sich das Wachstum im Jahr 2021 auf einen Trend von 2,5 % verlangsamen, da viele der vorübergehenden Geschäftsschließungen und Beurlaubungen dauerhaft werden.
Jedenfalls haben die Unternehmen die Krise genutzt, um Kosten zu senken, die Produktivität zu steigern und die Laufzeiten ihrer Schulden zu verlängern, womit sie von den Zinssätzen auf Jahrhunderttiefststand profitieren. Das Gewinnwachstum wird sich beleben. Ohne eine ernsthafte zweite Welle ist es schwierig, den Auslöser für eine ernsthafte Abwärtsbewegung zu erkennen.
Sollte tatsächlich gleichzeitig die Globalisierung nachlassen, könnte das auch Auswirkungen auf die Inflation haben. Im Zusammenspiel mit den fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen ist es schwer vorstellbar, dass ein beschleunigter Trend zum Reshoring nicht in diesem Jahrzehnt zu mehr Inflation führen wird, als der Konsens derzeit für möglich hält.
Wenn eine Reflation – was wir für wahrscheinlich halten – bevorsteht, würden wir zu wachstumssensitiven Sektoren wie z.B. Rohstoffe und Industrieunternehmen übergehen. Auch Finanzwerte sollten sich in diesem Umfeld gut behaupten, da die Renditekurve steiler werden sollte, was eine aggressive Geldpolitik bisher verhindert. Insgesamt würden wir U.S.-Aktien bevorzugen, glauben aber, dass die Reflationierung dazu beitragen wird, die Aktien der Schwellenländer auch im nächsten Jahr nach oben zu treiben.“
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