Kommentar
11:53 Uhr, 12.09.2014

Erdgas gehört die Zukunft

Erdgas ist der Energierohstoff der Zukunft. Es ist billig, es ist in Massen vorhanden und es ist sauberer als Kohle. Vor allem Entwicklungsländer, die bisher Kohle als Energieträger verwendet haben, rüsten im großen Stil um

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Die Zukunft beginnt jetzt

Im Gegensatz zu anderen Energieträgern wie Öl und Kohle hat Gas ein Problem. Es lässt sich nicht so einfach transportieren. Ohne Pipeline ist man ziemlich aufgeschmissen. Kohle und Öl lassen sich problemlos über den Schiffsweg transportieren. Sowohl die Anzahl an Schiffen als auch die dazugehörige Infrastruktur ist vorhanden. Bei Erdgas ist das nicht der Fall. Erdgas hat eine geringe Dichte. Es über Schiffe zu transportieren macht nur Sinn, wenn man es verdichtet. Das Gas wird in Terminals verflüssigt und als LNG (Liquified Natural Gas) verschifft. Die Verflüssigung erfolgt über Abkühlung des Gases. Kommt es am Zielort an, wird es wieder als Gas in Pipelines transportiert.

Der Prozess ist aufwendig. Zudem braucht man spezielle Tanker, um LNG zu transportieren. Das Gas muss während des Transports flüssig bleiben. Dazu sind spezielle Kühlschiffe notwendig. LNG Schiffe haben für gewöhnlich Druckkessel (Kuppeln), in denen Gas gekühlt und unter Druck transportiert wird.

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Während die Transportmöglichkeit schon lange existiert, gab es bisher vor allem ein Problem: es gab nicht genug LNG Terminals. Obwohl es Erdgas in Massen gibt, wurde der Export hauptsächlich über Pipelines abgewickelt. Dadurch wurde Erdgas über den Landweg exportiert. Einige Länder, wie z.B. Japan, können schwerlich über Pipelines versorgt werden. Der Gasmarkt ist daher bisher nicht allen Ländern gut zugänglich gewesen. Über LNG Tanker lässt sich das Problem lösen. Dadurch kann das Gas dorthin transportiert werden, wo es tatsächlich gebraucht wird. Bisher gab es wegen eingeschränkter Transportmöglichkeit einen sehr ineffizienten Gasmarkt. In den USA ist Gas in Massen vorhanden. Der Gaspreis ist sehr niedrig. In China und Japan, wo man das Gas dringend bräuchte, kostet es ein Vielfaches. Je mehr die Infrastruktur nachzieht, desto effizienter wird der Markt, weil Gas besser von Produktionsstandorten zum Verbraucher transportiert werden kann.

Weitere Hintergründe zu Erdgas, welche Länder es fördern und welche ein großes Defizit haben, finden Sie hier.

Wie kann man als Anleger von dem Trend profitieren?

Es gibt einige Reedereien, die auf den Transport von Flüssiggas spezialisiert sind. Zu diesen Unternehmen gehören Teekay LNG Partners, Golar, Gaslog, Dynagas und Dorian. Obwohl der Markt stark wächst, ist das Geschäft kein Selbstläufer. Nach dem Erdbeben in Japan 2011 und der Abschaltung der AKW wurde von Japan monatlich mehr und mehr Gas und Öl importiert, um Energie zu erzeugen. Die täglichen Frachtraten stiegen von 20.000 USD auf 160.000 USD. Das hat dazu geführt, dass LNG Schiffe ohne Ende bestellt wurden. Die Kapazität auf dem Weltmarkt ist rasant gestiegen. Die Frachtraten sind inzwischen auf 60.000 USD pro Tag gefallen.

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Einige Unternehmen haben davon gut profitiert. Inzwischen sind die Aktien aber nicht mehr ganz billig. Dazu gehört auch Teekay. Teekay kann seinen Umsatz kontinuierlich steigern. Auch der Gewinn zieht mit. Teekay ist aber kein reiner LNG Transport Spezialist, sondern operiert auch Öltanker. Das ist insofern problematisch, als dass die Frachtraten für Öltanker und andere Transportschiffe auf historischen Tiefs sind. Die Raten sind generell volatil. Eine Verdopplung kann schnell vorkommen. Der traditionelle Markt leidet allerdings an massiver Überkapazität. Ein nachhaltiger Anstieg der Raten ist bis 2016 nicht zu erwarten. Das begrenzt Teekays Profitabilität.

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Golar ist in die Falle getappt und hat sich vom Boom auf dem Markt etwas in die Irre führen lassen. Das hatte eine massive Restrukturierung 2012 zur Folge. Ein Großteil der Assets wurde ausgelagert (verkauft), was zu dem einmaligen, sehr hohen Gewinn geführt hat. Mit diesem Gewinn wurden neue Assets erworben. Golar ist nun auf mehreren Ebenen der Wertschöpfungskette vertreten. Golar transportiert Gas, besitzt Anlagen zur Verflüssigung und Lagertanker. Letzteres sind de facto große LNG Tanker, die nicht für den Transport, sondern für die Lagerung gedacht sind.

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In der Bilanz hat die Umstrukturierung einige Spuren hinterlassen. 2014 dürfte kein Gewinn geschrieben werden. Ab 2015 kann es wieder aufwärts gehen. Hier ist allerdings ein Großteil bereits eingepreist.

Gaslog ist ein absoluter Spezialist. Sie besitzen nur LNG Schiffe, die sie selbst operieren. Die Ergebnisse der Spezialisierung geben Gaslog Recht. Das Ergebnis steigt kontinuierlich. Die Aktie ist leider alles andere als günstig.

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Ein interessantes Unternehmen ist Dorian LPG. Das Unternehmen ist erst vor wenigen Jahren gegründet worden. Die Umsatz- und Gewinnhistorie ist daher nur sehr kurz. Hier beginnt 2014 das Geschäft erst so richtig. Dorian ist auf besonders große LNG Schiffe spezialisiert. Das bringt Kostenvorteile, die im aktuellen Umfeld sehr wichtig sind. Die Raten sind noch ordentlich. Viele Unternehmen operieren aber nur knapp über Break-Even. Mittel- bis langfristig werden Skaleneffekte Dorian profitabler machen als viele andere Reedereien.

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Mein absoluter Liebling unter den Gesellschaften ist Dynagas. Dynagas hat ein interessantes Geschäftsmodell. Anstatt die Schiffe nach aktuellem Bedarf zu verchartern geht Dynagas fast ausschließlich Mehrjahresverträge mit Produzenten ein. Die Schiffe sind dann auf mehrere Jahre von Unternehmen wie Statoil. Der Vorteil liegt auf der Hand. Dynagas hat sehr vorhersehbare Auslastung und einen kontinuierlichen Cash Flow. Zudem ist das Unternehmen nicht von den großen Schwankungen der Charterraten betroffen.

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Die Strategie von Dynagas führt dazu, dass es eine relativ stabile und hohe Dividende ausschütten kann. Die Rendite liegt bei 6%. Das Unternehmen ist im Gegensatz zu allen anderen relativ günstig bewertet. In allen Kennzahlen schlägt es die Konkurrenten, sei es beim KGV, Kurs-Buchwert-Verhältnis oder beim Preis-Umsatz-Verhältnis.

Wie geht es weiter?

Die Raten sind in den letzten zwei Jahren unter Druck gekommen. Grund dafür war die Expansion der Kapazität. Das per se ist kein Problem, denn die Nachfrage ist definitiv vorhanden. Das Problem ist lediglich gewesen, dass die Infrastruktur langsamer wuchs als die Kapazität auf dem Seeweg.

Die Profitabilität der Reedereien hängt davon allein von einem Faktor ab: kann die Kapazität in der Verflüssigung wie geplant steigen oder nicht? In den USA und Australien werden gerade große Terminals gebaut, um Gas zu verflüssigen und zu verschiffen. Können diese wie geplant in Betrieb gehen, dann wird die Kapazität der weltweiten Flotte mehr als ausgeschöpft. Die Raten dürften dann wieder deutlich steigen. Gibt es substantielle Verzögerungen, dann gibt es bis 2016 eine Hängepartie. Es besteht meiner Meinung nach kein Grund sofort in den Markt einzusteigen. Viel Euphorie ist in den Aktien bereits eingepreist. Einige werden in den kommenden Monaten korrigieren. Das sind dann gute Einstiegsmöglichkeiten. Auf die Watchlist gehört Dynagas. Hier sehe ich das größte Potential. Kursrücksetzer sind Kaufgelegenheiten.

Viel Erfolg

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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