Kommentar
13:31 Uhr, 31.08.2018

Endlich wieder mehr Lebensstandard?

Die letzten Jahre waren für Arbeitnehmer magere Jahre, obwohl die Arbeitslosigkeit niedrig ist. Das könnte sich nun ändern.

Niedrige Arbeitslosigkeit ist nicht alles, aber es ist ein erster Schritt. In den USA und auch in Deutschland ist die Arbeitslosenrate niedrig. In den USA ist sie so niedrig wie seit 20 Jahren nicht mehr und in Deutschland so tief wie noch nie seit der Wiedervereinigung.

Dieser Aufschwung kommt aber nicht überall an. Es ist sicherlich nicht bloßer Zufall, dass die Gesellschaft gespaltener wirkt als noch vor ein paar Jahren. Eine Arbeit zu haben ist eben nur ein erster Schritt. Man muss von der Arbeit auch leben können.

Schon bei diesem zweiten Schritt versagen viele Jobs. In den USA haben 7,5 Mio. Arbeitnehmer mehr als einen Job. Einer reicht schlichtweg nicht, um über die Runden zu kommen. Hinzu kommen 4,5 Mio. Arbeitnehmer, die gerne eine Vollzeitstelle haben wollen, sie aber nicht bekommen.

In Deutschland gelten knapp 1 Mio. Beschäftigte als unterbeschäftigt. Dieser Wert schwankt seit Jahren zwischen 900.000 und 1,1 Mio. und hat sich im Zuge des Aufschwungs nicht wirklich verringert. Die Arbeitslosenzahlen gehen zwar zurück, nicht aber die Unterbeschäftigung.

Dieses Problem muss die Politik zuerst angehen. Aber auch damit ist die Arbeit noch nicht getan. Haben Menschen Arbeit und können sie davon leben, ist schon viel geleistet. Im Idealfall folgt jedoch noch Schritt 3. Dabei würden Arbeitnehmer mit der Zeit einen steigenden Lebensstandard erkennen.

Lebensstandard bedeutet in jedem Land etwas anderes. In China wäre es ein riesiger Sprung nach vorne, wenn sich die Lebensqualität aufgrund weniger Verschmutzung verbessern würde. In Deutschland und den USA bedeutet ein höherer Lebensstandard meist, dass man sich einfach mehr leisten kann, z.B. eine größere Wohnung, ein Auto usw.

Für viele ist der Lebensstandard seit Jahren nicht gestiegen. Für Geringverdiener sinkt er sogar seit Jahrzehnten. Man kann den betroffenen Menschen nicht vorwerfen, dass sie unzufrieden sind. Die Politik kann das Problem jedoch nicht alleine lösen.

Ein höherer Lebensstandard lässt sich nur finanzieren, wenn die Produktivität steigt. Es wird mit den gleichen Mitteln mehr produziert. Gelingt das, können sich alle mehr leisten. Die Produktivität wächst allerdings so langsam wie lange nicht (siehe Grafik). In den USA liegt das jährliche Wachstum über die letzten 10 Jahre bei gerade noch 1 %. Dieser Gewinn an Produktivität kam nicht der Allgemeinheit zugute. Der Lebensstandard hat sich nur für die oberen Schichten verbessert.

Produktivität und Investitionen verlaufen parallel. Wird heute mehr investiert, steigt die Produktivität in ungefähr 6 Jahren. Bis 2015 wurde immer weniger investiert. Seither hat sich der Trend umgekehrt. Bis 2023 sollte es demnach zu einem etwas höheren Produktivitätswachstum kommen.

Die Investitionen, die zu mehr Produktivität führen, werden nicht vom Staat geleistet, sondern von Unternehmen. Der Staat kann Unternehmen nun nicht zu Investitionen zwingen. Es ist also nicht allein die Schuld der Politik, wenn sich zu wenig bewegt. Sie kann das Investitionsklima aber verbessern. Das wäre dringend notwendig, damit der Aufschwung jeden erreicht. Immerhin gibt es einen kleinen Lichtblick. Auch ohne Politik hat sich das Investitionswachstum erhöht. Folgen sollten die Produktivität und am Ende auch der Lebensstandard.

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3 Kommentare

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  • vespa
    vespa

    Leider merkt man, dass der eine oder andere, der hier schreibt vom "Leben draussen" kaum eine Ahnung hat.

    Kommt mir manchmal vor, als würden Politiker die in Ihren "Gated Communities" darüber entscheiden, wie die Unterschicht gefördert werden muss/kann.

    Sorry Herr Schmale, Sie mögen ein guter Analyst sein. Aber vom Bezug zum realen Leben der einfachen Leute und der Unterschicht kann leider sehr selten die Rede in Ihren Artikeln sein.

    20:26 Uhr, 31.08. 2018
  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Bullshit. Das der Lebenstandard sinkt obwohl die Produktivität steigt (sie ist ja wie man oben sieht nicht negativ) liegt vor allen daran, dass die Umverteilung des Vermögens von Unten nach Oben schneller von statten geht als der Produktivitätszuwachs es hergibt.

    Oder anders ausgedrückt: Wenn 80% der Amerikaner nur 7% allen US Vermögens besitzen, kann man es dem Afrikaner dann übel nehmen wenn er sich freiwillig ins Mittelmeer stürzt, da er ganz unten in dem Kartenhaus sitzt? Das System ist am Ende, das merken die Leute auch langsam hier im "reichen Deutschland".

    15:27 Uhr, 31.08. 2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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