Kommentar
14:49 Uhr, 12.03.2021

Endlich Negativzinsen für alle!

Banken geben vermehrt Negativzinsen an ihre Kunden weiter. Damit beginnt die letzte Phase eines großen Experiments.

Man kann es sich kaum vorstellen, doch es gab einmal Zeiten, in denen Banken um Spareinlagen buhlten. Kundengelder waren als Finanzierungsquelle günstiger als sich Geld bei der Notenbank zu beschaffen. Seit der Finanzkrise gibt es unbegrenzte Liquidität. Spareinlagen führen dazu, dass Geschäftsbanken Geld bei der Notenbank parken müssen. Auf einen Teil dieses Geldes zahlen sie Zinsen.

Bei deutschen Banken ist das Problem besonders stark ausgeprägt. Deutschland spart gerne. Zudem haben viele Geld z.B. aus Griechenland in andere Länder verfrachtet, die als sicherer gelten. Die Negativzinsen fressen den Banken den Gewinn weg. Sparprogramme allein helfen nicht mehr.

Obwohl gefühlt seit über 10 Jahren jährlich neue Sparprogramme und Filialschließungen angekündigt werden, bleibt die Situation angespannt. Den meisten Banken reicht es. Sie geben Negativzinsen weiter. Dem Durchschnittsbürger fällt das in den meisten Fällen noch nicht auf. Viele Banken haben Freibeträge von zumindest 25.000 Euro.

Die Freibeträge sinken zunehmend und manche Banken haben diese Freibeträge bereits abgeschafft. Jeder zahlt. Im Durchschnitt ergibt sich für neue Bankeinlagen bereits ein Negativzinssatz (Grafik 1).


Als Negativzinsen im Jahr 2014 eingeführt wurden, gab es große Bedenken. Wer legt sein Geld auf ein Konto, welches garantiert Geld vernichtet? Das macht keinen Sinn. Es wurde befürchtet, dass Kunden dann in Bargeld oder Gold flüchten. Das ist nicht geschehen.

Im besten Fall führen Negativzinsen dazu, dass das Geld ausgegeben wird und so die Wirtschaft ankurbelt. Auch dazu ist es nicht gekommen. Das lag auch daran, dass Negativzinsen lange Zeit nicht weitergegeben wurden. Nun ändert sich das. Was aber macht der Durchschnittskunde? Er spart noch mehr.

Die Bankeinlagen steigen derzeit so stark wie seit der Finanzkrise nicht mehr (Grafik 2). Es ist eine der höchsten Wachstumsraten der letzten Jahrzehnte. Das Sparbedürfnis scheint groß zu sein. Eigentlich führt höhere Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit dazu, dass die Haushaltseinkommen sinken. Trotzdem wird mehr Geld zur Bank getragen.


Damit wird der Druck auf Banken noch größer. Jeder zusätzliche Euro kostet Banken. Damit wird sich der Trend zur Verrechnung der Negativzinsen nur noch beschleunigen. Banken, die die Zinsen verrechnen, verrechnen den Einlagensatz der EZB. Dieser liegt bei -0,5 %. Wenn jemand mühsam 10.000 anspart und dann zusehen muss wie es jährlich 50 Euro weniger werden, kommt vielleicht ins Grübeln, ob es gescheit ist, das Geld auf dem Konto zu belassen.

Wir nähern uns einem entscheidenden Punkt im Experiment mit Negativzinsen. An diesem Punkt ist plötzlich ein Großteil der Bürger betroffen. Keiner weiß wie sie reagieren werden. Das Ergebnis des Experiments ist offen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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