Ende der Niedrigzinspolitik rückt immer weiter in die Ferne
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- FTSE 100Kursstand: 6.667,00 Pkt (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
London (GodmodeTrader.de) - Es sind schon bemerkenswerte Entwicklungen, die sich dieser Tage an den Finanzmärkten abspielen. Die Briten beschließen, aus der Europäischen Union auszutreten, in Italien droht eine Bankenkrise, ein Wahlsieg Donald Trumps bei den US-Wahlen im November liegt im Bereich des Möglichen, Unternehmen in der industrialisierten Welt verdienen im Schnitt weniger Geld und trotzdem steigen die Aktienkurse. Was die aktuelle Situation noch bemerkenswerter macht, ist die gleichzeitige Rallye von Aktien und Anleihen, wie Felix Herrmann, BlackRock-Kapitalmarktstratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Die Suche nach den Ursachen für diese zumindest auf den ersten Blick überraschende Entwicklung führe einen unweigerlich zu den Yellens, Draghis, Kurodas und Carneys dieser Welt. Obwohl sich die Bank of England in der zurückliegenden Woche entgegen der mehrheitlichen Erwartung der Marktteilnehmer gegen eine Zinssenkung entschieden habe, scheine der zukünftige Fahrplan für die großen Zentralbanken festzustehen: ein Ende der Niedrigzinspolitik rücke immer weiter in die Ferne. Die Aussicht auf längerfristig günstiges Zentralbankgeld bleibe auf absehbare Zeit die Droge der Märkte, heißt es.
„Angesichts der Kursentwicklung in den letzten Tagen konnte man fast den Eindruck gewinnen, als sei man sich an den Finanzmärkten einig, dass sich der Brexit weitestgehend als ein rein britisches Problem entpuppen wird. Wir mahnen hier zur Vorsicht, weil die Beweggründe, welche die Briten zu ihrem Votum getrieben haben, auch in anderen Ländern vorzufinden sind. Drei von vier Eurozonenbürgern werden bis September 2017 an die Wahlurne gebeten. Sollte Europa keine Antwort auf die sozialen und ökonomischen Spannungen finden, könnte das Fahrwasser hier auf unserem Kontinent wohl noch unruhiger werden“, so Herrmann.
Angesichts der politischen Risiken und der Dominanz der Zentralbanken würden zwei Kräfte die Märkte weiter dominieren: die Nachfrage nach Sicherheit und Diversifikation einerseits sowie die Suche nach Rendite andererseits. In diesem Spannungsfeld würden sichere Häfen wie Gold genauso gefragt bleiben wie alle Risikoaktiva, die einen attraktiven Einkommensstrom versprächen. Hierzu würden auch ausgewählte qualitativ höherwertige Anleihen aus den Schwellenländern zählen. Die verzweifelte Suche nach Rendite dürfte hier mitunter stärker wiegen als das Bedürfnis nach Sicherheit – wobei die vermeintlich höhere Instabilität in den Schwellenländern angesichts der Unruhe in der entwickelten Welt ohnehin relativiert werde, heißt es weiter.
„Bei Aktien setzen wir weiterhin auf Qualitätsunternehmen, die aus einem sicheren Einkommensstrom heraus verlässlich ihre Dividenden zahlen und optimaler Weise sogar steigern können. Die kommenden Tage werden neben der EZB-Sitzung am Donnerstag, von der wir keine bedeutenden Impulse erwarten, aller Voraussicht nach von den Fragen ‚wie geht es mit Großbritannien weiter?‘ und ‚was passiert mit den italienischen Banken?‘ dominiert. Außerdem werden die ersten europäischen Stimmungsindikatoren nach dem UK-Referendum veröffentlicht, deren Tonlagen mehr Molltöne als noch vor Monatsfrist enthalten und entsprechend auch auf einen ‚Brexit-Wachstumsdämpfer‘ in Festlandeuropa hindeuten dürften“, so Herrmann.
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