Ende der 30-jährigen Hausse bei US-Staatsanleihen
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Frankfurt am Main/Boston (BoerseGo.de) – „Die letzten Monate werden uns vermutlich nicht nur wegen der Zinswende in Erinnerung bleiben. Sie könnten das Ende der dreißigjährigen Anleihen-Hausse markieren. Wegen der vielen Unsicherheiten, die unerwartete Änderungen der Geldpolitik zur Folge haben können, zögern wir allerdings noch damit, ihr Ende definitiv auszurufen“, schreibt Robert M. Hall, Institutional Fixed-Income Portfolio Manager bei MFS Investment Management.
Nachdem die Fed ihre Intentionen in Statements und Reden klar gemacht habe, könnten wir jetzt am Beginn einer Baisse bei Staatsanleihen stehen. Noch aber stehe nicht fest, wie lange sie anhalten werde. Angesichts des Wirtschaftswachstums und der Inflation in den USA dürften die Zinsen nur langsam normalisiert werden, so dass die „normalen‘‘ Renditen nicht so hoch sein dürften, wie manche glauben. Trotz Baisse könnten auch klassische Long-Only- Anleiheinvestoren noch immer Geld verdienen, indem sie auf Spread-Sektoren setzen würden, heißt es weiter.
Zugegeben: Wer sich an hohe Anleiheerträge in Zeiten fallender Zinsen gewöhnt habe, könnte die jetzt noch möglichen Erträge enttäuschend finden. Steigende Staatsanleiherenditen dürften die Rentenmarktperformance noch einige Zeit belasten, so dass man letztlich weniger verdiene, als die Couponrendite betrage. Wichtig sei aber, dass mit dem jüngsten Anstieg der US-Staatsanleiherenditen bereits ein Großteil der nach den Ankündigungen der Fed erforderlichen Anpassung vollzogen sei. Es sei unrealistisch, dass die Renditen von jetzt an ungebrochen weiter stiegen. Viele gesamtwirtschaftliche und politische Risiken könnten die Investoren verunsichern, so dass die Renditen trotz des langfristigen Normalisierungstrends immer wieder einmal fallen würden, so Hall.
„Trotz der Aussichten auf kurzfristige Renditeschwankungen rechnen wir auf lange Sicht aber mit einem Aufwärtstrend. Die Renditemaxima werden über den früheren Maxima, und die Minima über den früheren Minima liegen. Immer schwerer vorstellbar ist aber ein Szenario, in dem die Renditen wieder ähnlich niedrig sein werden wie vor dem letzten Anstieg. Ohne einen großen Konjunkturschock dürften die amerikanischen Zehnjahresrenditen nicht wieder unter 2 % fallen. Der neue Handelskorridor passt dann auch wesentlich besser zu einer moderat wachsenden Wirtschaft, in der mehr Klarheit über die Zukunft des Quantitative Easings besteht und die Anleger nicht mehr so risikoscheu sind. Amerikanische Staatsanleihen erscheinen heute nicht mehr so stark überbewertet wie vor dem Arbeitsmarktbericht im Mai, der den Kursrückgang auslöste. Dennoch könnten die Renditen noch etwas steigen, auch bevor die Fed ihren Leitzins erstmalig erhöht. Wir erwarten daher für die nächste Zeit weiterhin wenig attraktive Staatsanleihenerträge“, so Hall.
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