Kommentar
09:30 Uhr, 06.09.2018

Emerging Markets: Ein Dauerstatus auch für China?

Viele haben Angst davor, dass China uns irgendwann überholt und zur neuen Weltmacht wird. Nun, das ist schon längst passiert.

Aktuell ruhen sich viele Länder darauf aus, dass Chinas Wirtschaft immer noch kleiner ist als die der USA. Der Anteil an der weltweiten Wirtschaftsleistung lag zuletzt bei 15,2 %. Der Anteil der USA liegt bei 24 % und jener der EU bei 21,4 % (Grafik 1).

Alles halb so wild, mag man meinen. Die Rechnung ist aber etwas komplizierter. Betrachtet man nicht die nominelle Wirtschaftsleistung, sondern die kaufkraftbereinigte, dann ergibt sich ein andere Bild (Grafik 2). China hat demnach bereits 2014 die USA überholt und die EU 2015.

Misst man die Größe einer Volkswirtschaft daran, was sie sich leisten kann, ist China die Nummer 1 – seit Jahren. Gemerkt hat es nur niemand. Und alle haben noch vor dieser unbestimmten Zukunft Angst, wenn China erst das wichtigste Land der Welt wird. Da es bereits soweit ist, stellt sich die Frage, ob man wirklich Angst haben muss. So viel ist ja noch nicht geschehen. Wir leben alle noch.

Kaufkraft ist natürlich nur ein Bestandteil dessen, was eine Weltmacht ausmacht. Die USA liegen in vielen Belangen immer noch vor China. Allen voran ist der Dollar zu nennen, der den Status als wichtigste Reservewährung gepachtet hat. Ob Euro oder Yuan, keine Währung ist dem Dollar bisher gefährlich geworden.

Solange das so bleibt, mag China die größte Wirtschaftsmacht sein bzw. werden. Es kann auch militärisch weiter aufrüsten und expandieren. Trotzdem werden die USA die Welt weiter regieren. Am Ende hängt alles am Geld, dem Finanzsystem und dieses ist vom Dollar bestimmt.

Vor China habe ich persönlich nicht viel Angst. Es mag anders sein als die USA, aber ob es deswegen schlimmer ist, sei dahingestellt. Dafür macht mir etwas anderes Sorgen.

Egal, ob man die Größe anhand der nominellen oder bereinigten Wirtschaftsleistung misst, ein Punkt fällt auf: Emerging Markets haben einen immer größeren Anteil an der Weltwirtschaftsleistung.

Das sollte Sorgen bereiten. Nicht etwa, weil die Bedeutung der Industrieländer damit sinkt, sondern weil es kaum ein Land schafft, den Status des Emerging Markets hinter sich zu lassen. Immer mehr Länder gelten nicht mehr als Staaten mit geringem Einkommen, sondern als Staaten mit mittlerem Einkommen wie China. Das ist erst einmal erfreulich.

Dort scheint die Entwicklung nun aber stehen zu bleiben. Dabei dürfte jedes Land anstreben, irgendwann einmal zu den Staaten mit hohen Einkommen zu zählen. Je länger die Stagnation im Mittelfeld anhält, desto schwieriger wird die Lage. Stagnation lässt sich politisch auf Dauer nicht durchhalten. Dieser Umstand bietet viel mehr Brisanz als die Überlegung, ob China die USA überholt oder nicht.

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  • MMeier2
    MMeier2

    >> ist China die Nummer 1 – seit Jahren. Gemerkt hat es nur niemand<<

    Wie kommen Sie darauf, Herr Schmale?

    10:36 Uhr, 06.09. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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