EM und Europa werden die größten Gewinner der Erholung
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In ihrem großen Outlook für das nächste Jahr erinnern die drei Autoren des US-amerikanischen Asset Managers Principal Global Investors – Todd Jablonski, CIO; Binay Chandgothia, Head of Asset Allocation, und Seema Shah, Chief Strategist – daran, dass selbst nach dem Sieg über die Pandemie die Wirtschaft wahrscheinlich anders aussehen werde als vorher. Sowohl Verbraucher als auch Unternehmen hätten sich an die Bedingungen des Jahres 2020 angepasst, indem sie Technologie und Online-Dienste angenommen hätten. Mit der Rückkehr zu "normaleren" Bedingungen würden sich sicher nicht alle der neu gewonnenen digitalen Gewohnheiten wieder umkehren, und die alten Konsummuster würden wohl nicht vollständig zurückkehren. „Es ist also nicht sicher, dass die in der Krise am meisten angeschlagenen Sektoren plötzlich wieder aufleben werden“, so die Autoren.
Die Aussicht auf einen erfolgreichen Impfstoff könne nichts an der Realität eines schwierigen Winters ändern, der strenge soziale Einschränkungen, Geschäftsschließungen und Arbeitsplatzverluste mit sich bringe. Diese lang wirkenden Effekte würden eine vollständige Rückkehr zum langfristigen Mittel („Mean-Reversion“) verzögern. Wenn aber am Ende wieder Normalität herrsche, könne Europa, dessen Aktienmärkte sich im Jahr 2020 schlechter als die globalen Märkte entwickelt hätten, davon stärker profitieren, insbesondere angesichts seiner größeren Gewichtung von Value-Unternehmen.
Gleichwohl würden sich die Anleger weiterhin von den starken Bilanzen und positiven Cashflows der Mega-Cap-Technologiewerte anziehen lassen; eine Rallye der Mega-Cap-Technologie-Rallye und eine Rallye der Value-Titel würden einander nicht ausschließen. Doch die wirtschaftlichen Narben, die die Pandemie hinterlassen habe, würden es in 2021 noch wichtiger machen, zwischen guten und schlechten Unternehmen zu unterscheiden.
Zu den größten Gewinnern des Jahres 2021 werden nach Ansicht der Experten des mit einem verwalteten Vermögen von 500 Mrd USD zu den großen Anbietern zählenden Investmenthauses die Schwellenländer (EM) zählen. „Die Schwellenländer liegen beim Bevölkerungswachstum vor den Industrieländern und haben im Allgemeinen eine jüngere Bevölkerung. Beide Faktoren implizieren typischerweise ein höheres Wachstumspotenzial und höhere Bewertungen. Die Wirtschaftsstruktur der EM hat sich dramatisch verändert. Die Sektoren Informationstechnologie, zyklische Konsumgüter, Kommunikationsdienste und Gesundheitswesen machen 52 % des MSCI Emerging Markets Index aus (Stand: 30. Juni 2020), verglichen mit 28 % Ende 2007. Kaufkraftbereinigt machen die EM heute fast 60 % des globalen BIP aus Die Vereinigten Staaten hingegen werden auf 15,3 % schrumpfen, nachdem sie 1980 noch 21,4 % ausmachten.
Nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung zwischen entwickelten und aufstrebenden Märkten hat sich auseinanderentwickelt, sondern auch die Bewertungen. Obwohl die Anleger heute viele Aktienbewertungen als überzogen empfinden, sind sie in den Schwellenländern aus relativer Sicht weniger überzogen als in den entwickelten Märkten, insbesondere in den USA. In Ländern wie Mexiko, Hongkong, Indonesien und Singapur finden wir starke Konjunkturaussichten zusammen mit relativ attraktiven Bewertungen. In Brasilien sind Aktien im Zuge der COVID-Krise nachgerade billig geworden, so dass der Impfstoffs Wunder hier geradezu Wunder bewirken könnte.“
Die Nebenwirkungen der steigenden Verschuldung halten die Autoren von Principal Global Investors für beherrschbar. Der wahre Preis der groß angelegten Schuldenmonetarisierung und der wirtschaftlichen Überstimulierung sei die Inflation – und die werde auch im Jahr 2021 kaum sichtbar und weit davon entfernt sein, eine geldpolitische Kehrtwende auszulösen. Im Gegenteil: Die sich erholende Inflation werde sich positiv auf den Unternehmenssektor auswirken, das Wachstum fördern und die Ängste vor Zahlungsausfällen lindern.
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