EM: Schwaches Wachstum, hartnäckige Ungleichgewichte, hohes politisches Risiko
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Seit letztem Mai setzt sich der Abfluss von Kapital aus den Schwellenländern fort und hat in den vergangenen Wochen sogar an Tempo zugelegt. Der hohe Druck auf die EM-Anleihemärkte hält daher an. Die Probleme lagen im vergangenen Jahr klar auf der Hand: schlechtere volkswirtschaftliche Daten, stagnierendes Wirtschaftswachstum, steigende politische Risiken und eine schwierige globale Liquiditätslage, wie Maarten-Jan Bakkum, Senior Stratege Emerging Markets im aktuellen „ING IM Houseview“ schreibt.
Die Makrodaten der Emerging Markets hätten sich in letzter Zeit kaum verändert. Als wichtigste Entwicklungen seien die verbesserten Leistungsbilanz- und Inflationsdaten in Indien sowie das geschwächte Wachstum in Thailand und der Türkei zu nennen, wo die politischen Unruhen nun auch die Wirtschaft in Mitleidenschaft zögen. Thailand und die Türkei träten mittlerweile vor allem als Länder hervor, in denen sich die politischen Krisen verschärft hätten. Gleichzeitig herrsche in jenen Ländern, in denen die Wirtschaft schwächele, die soziale Unzufriedenheit wachse und in diesem Jahr Wahlen anstünden, weiterhin hohe Unsicherheit. In Indien und Indonesien mache sich im Hinblick auf die Kandidatur von möglichen Reformern bei den Wahlen im Mai bzw. Juli bereits freudige Erwartung am Markt bemerkbar. Doch gerade in Indien sei eine leistungsfähigere und reformfreudigere Regierung auch nach den Wahlen kaum vorstellbar. Die politische Landschaft sei stärker zersplittert denn je. Dass eine Partei genug Stimmen auf sich vereinen können, um eine stabile Koalitionsregierung zu bilden, sei eher unwahrscheinlich, heißt es weiter.
In Südafrika eskalierten wiederum die Arbeitskämpfe. Der in Misskredit geratene ANC werde bei den Wahlen, die im zweiten Quartal stattfinden sollen, wohl erhebliche Einbußen hinnehmen müssen. Es sei unwahrscheinlich, dass eine Regierung die Reformen umsetzen kann, die erforderlich seien, um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu verbessern und seine massiven Probleme (hohe Arbeitslosigkeit und soziale Ungleichheit) anzugehen. In Brasilien dürfte Präsidentin Dilma Rousseff im Oktober erneut im Amt bestätigt werden. Doch angesichts der voraussichtlichen Fortsetzung ihrer interventionistischen und populistischen Politik dürfte die Risikoaversion der Anlegerschaft gegenüber Brasilien anhalten. Die Gefahr einer Herabstufung des Kredit-Ratings und einer deutlichen Abwertung des Real bleibe bestehen, so Bakkum.
„Vor dem Hintergrund der schwächelnden EM-Volkswirtschaften, anhaltender Makro-Ungleichgewichte und einer negativen Kapitalflussdynamik in Kombination mit erheblichen politischen Unwägbarkeiten steht die EM-Assetklasse weiter unter Druck. Aufgrund der sich verlangsamenden Wachstumsdynamik in den Schwellenländern und dem verstärkten Abfluss von Kapital haben wir unsere Untergewichtung bei EM Fremdwährungen ausgeweitet, denn hier liegt unserer Einschätzung nach das größte Risiko“, so der Emerging-Markets-Experte.
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