Kommentar
14:00 Uhr, 06.04.2021

Elektroautos: Diese Blase ist wohl geplatzt

Was hoch steigt, kann auch tief fallen. Das erleben Anleger gerade bei den Dutzenden Elektroautobauern, die in den letzten Monaten an die Börse gingen. Das eröffnet sogar Chancen.

Die Korrektur des Sektors hat es in sich. Noch vor wenigen Wochen herrschte absolute Euphorie. Kein Startup konnte hoch genug bewertet werden. Ein Beispiel: Arrival. Arrival wird als Tesla Konkurrent gepriesen. Zeitweise war das Unternehmen mit fast 25 Mrd. bewertet. Tesla erreichte diese Marktkapitalisierung erstmals 2014. Der Umsatz lag damals bei knapp 4 Mrd. Dollar. Arrival hat derzeit noch keinen Umsatz und wird diesen laut eigenem Geschäftsplan 2023 erreichen. Die Geschäftspläne sind natürlich mit Vorsicht zu genießen. Negative Überraschungen sind häufiger als positive. Anleger störte das alles nicht – bis vor kurzem. Seit Ende Januar korrigiert der Sektor. Das geht selbst an Tesla nicht spurlos vorüber. Der Kurs hat deutlich nachgegeben. Die Korrektur erreichte zuletzt 25 %.

Bei den zahllosen Startups sind die Minuszeichen allesamt größer (Grafik 1). So mancher Kurs hat sich mindestens halbiert.


Die Luft ist vorerst draußen. Das geht übrigens nicht nur diesem Sektor so. Der Kurs von Brennstoffzellenherstellern implodierte ebenfalls. Plug Power stand Ende Januar noch bei 75 Dollar. Inzwischen sind es nur noch 35 Dollar. Auch der Kurs von Ballard Power halbierte sich beinahe.

Wieso der Hype genau Ende Januar endete, weiß niemand so recht. Denkbar ist die einfach nicht enden wollende Flut an neuen Blankoscheckunternehmen. Diese Unternehmen sammeln Geld von Investoren ein, um Unternehmen zu kaufen bzw. mit ihnen zu fusionieren und sie so an die Börse zu bringen. Bereits 2020 war ein Rekordjahr, doch der Rekord wurde bereits nach weniger als drei Monaten in diesem Jahr gebrochen.

Irgendwann ist der Risikoappetit einfach erschöpft. Anlegern dürfte auch bewusst geworden sein wie viele Startups es überhaupt gibt. Nicht jedes kann das neue Tesla sein. Die meisten werden scheitern. Zudem entpuppen sich manche Unternehmen als hochriskant. Nikola und Lordstown wurden zumindest dabei ertappt, wie sie ihre Zahlen und den Zustand ihrer Unternehmen geschönt haben.

Anleger sind zu Recht skeptischer als noch vor wenigen Wochen. Die Geschäftspläne können sich freilich sehen lassen (Grafik 2). Die Umsätze der Unternehmen sollen innerhalb kurzer Zeit in den Himmel wachsen. Wie Firmen wie Lucid nach nur wenigen Jahren so viel Umsatz erzielen wollen wie Tesla vor einem Jahr, muss man allerdings hinterfragen.


Die Umsatzprognosen muss man bei den meisten vermutlich halbieren und ist dann immer noch optimistisch. Entsprechend sind auch die EBIDTA (Ergebnis vor Zinsen, Abschreibungen, Steuern) Prognosen unrealistisch (Grafik 3). Mitten im Hype interessiert das natürlich niemanden. Nun setzt aber Vernunft ein.

Dieser Prozess führt häufig zu einem Extrem auf der anderen Seite. Genau darin liegt auch eine Chance. Die Korrektur ist bei den meisten Werten noch nicht beendet. Es lohnt sich allerdings die Unternehmen auf die Watchlist zu setzen. Nach extremem Optimismus entwickelt sich gerade extremer Pessimismus. In den nächsten Monaten wird man so manches solide Unternehmen zu Schnäppchenpreisen aufsammeln können.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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