Eisige Aussichten
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Es ist amtlich. Laut DWD war der März 2013 in einigen Regionen Deutschlands der kälteste März seit 130 Jahren, wenn nicht seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Angesichts der eisigen Temperaturen kommen Gedanken an eine bevorstehende Eiszeit oder zumindest kleine Eiszeit auf. Tatsächlich ist der Schnee- und Eisbedeckungsrad der nördlichen Hemisphäre für Ende März beträchtlich.
Aktuelle Schneebedeckung nördliche Hemisphäre
Quelle: http://arctic.atmos.uiuc.edu/cryosphere/
Die aktuelle Schnee- und Eisbedeckung entspricht in etwa einer Ausdehnung, wie sie vergangene Eiszeiten vorweisen konnten (folgendes Bild).
Eisbedeckung vor 18.000 Jahren
http://en.wikipedia.org/wiki/Ice_age
Der kleine Unterschied: Damals waren die Eismassen etwa 3 bis 4 Kilometer dick. Aufgrund der in Eis gebundenen Wassermasse lag der Meeresspiegel 120 Meter unterhalb des aktuellen Niveaus. Für die Entstehung einer Eiszeit müsste die aktuelle Lage über einen längeren Zeitraum konserviert werden. Im Rahmen kurzer, kühler und bedeckter Sommer müsste sich ein Teil des Schnees ins Folgejahr hinüberretten. Mit der Zeit würde durch die Albedo-Abstrahlung (Reflektion des Sonnenlichts zurück ins All) ein sich selbst verstärkender Prozess in Gang kommen. Wenn Wissenschaftler das heutige Erdzeitalter charakterisieren, sprechen sie von einem „Interglazial“, also einer Zwischeneiszeit. In den vergangenen Dekaden kam es zu einer deutlichen klimatischen Erwärmung. Der Verlauf dieses Anstiegs ist auf dem folgenden Chart abgebildet. Die Daten stammen vom britischen Wetterdienst (Metoffice).
Temperaturanstiege und –Rückgänge erfolgen in 30-Jahres-Zyklen. Dies gilt zumindest seit 1850. Das letzte Hoch war im Jahr 1998 zu verzeichnen. Seither läuft die weltweite Durchschnittstemperatur seitwärts, allerdings mit einem kleinen Abwärts-„Touch“. Gemäß dem 30-Jahres-Zyklus wären wir „halb durch“. Will heißen: Auch in den kommenden 15 Jahren bliebe die Tendenz in Richtung Abkühlung erhalten.
Seit dem Wintersturm Kyrill (Januar 2007) sind ausgesprochene Westwind-Wetterlagen seltener geworden. Die Metrologen sprechen von einem „ruhenden“ Atlantik. Phasen, in denen Tiefdruckgebiete wie an einer Perlenkette aufgereiht West- und Mitteleuropa mit Regenfronten überschütten, kommen kaum noch vor. Das Abschmelzen des Polareises im Sommer soll einer der Auslöser dieser Umstellung sein. Der dadurch erhöhte Süßwassereintrag soll – so die Theorie – den Golfstrom schwächen und so für die laufende Mini-Abkühlung sorgen.
Eine andere Theorie stellt den Sonnenflecken-Zyklus in den Vordergrund. Wir zeigen nachfolgend den 30-Jahres-Durchschnitt des Sonnenflecken-Zyklus sowie die Entwicklung der Temperaturanomalie.
Wissenschaftler vermuten, dass die Sonnenflecken mit Verzögerung auf das Klima einwirken. Seit Beginn des neuen Jahrhunderts ist der gleitende 30-Jahres-Durchschnitt des Zyklus abwärts gerichtet.
Die niedrige Amplitude des aktuellen Zyklus entspricht der Gewohnheit der Sonne, in den ersten ein bis zwei Dekaden eines Jahrhunderts „etwas weniger Gas zu geben“ als sonst. Wir haben die niedrigen Amplituden mit Pfeilen gekennzeichnet.
Da das berechnete Maximum in Kürze erreicht sein wird oder bereits erreicht wurde und das folgende Minimum für den Zeitraum um das Jahr 2020 berechnet wird, dürfte die solare Aktivität auch in der restlichen Zeit der ersten beiden Dekaden dieses Jahrhunderts auf niedrigem Niveau verbleiben. Dieser Zyklus stützt die weiter oben getroffene Annahme, dass der globale Klimazyklus auch in den kommenden Jahren abwärts – oder zumindest seitwärts – gerichtet sein wird.
Im Hinblick auf die Finanzmärkte ist der Zusammenhang zwischen Klima, Sonnenaktivität und Finanzmärkten interessant. Die Sonnenfleckenmaxima gehen üblicherweise mit einem Inflationspeak einher
Nach einem Inflationspeak folgt häufig eine wirtschaftliche Schwächephase. So erscheint es wenig verwunderlich, dass in den vergangenen Jahrzehnten stets eine US-Rezession an oder kurz nach einem Sonnenfleckenmaximum stattgefunden hat (nächster Chart).
Auch an Sonnenfleckenminima fanden US-Rezessionen statt. Aber das eigentlich perplexe ist die Aussage: „Kein solares Maximum ohne US-Rezession“: Danach würde in Kürze erneut eine US-Rezession auftreten.
Vergleicht man den 30-Jahres-GD der solaren Aktivität mit dem Verlauf des Rohstoffindex seit 1800, so lassen sich durchaus Parallelen ziehen.
Danach hätten die Rohstoffe bereits überzogen.
Als abschließendes Beispiel sei der Verlaufsvergleich der solaren Aktivität mit Kupfer dargestellt.
Fazit: Es ist keine Frage, dass das Klima die wirtschaftliche Aktivität beeinflusst. Der erste Teil der so genannten „Kleinen Eiszeit“ führte in Mitteleuropa zu anhaltenden Hungersnöten. Er dürfte nicht unwesentlich zum Ausbruch des 30jährigen Krieges beigetragen haben. Seit der Erfindung und breiten Nutzung von Techniken, die es dem Menschen erlaubt, das Klima zumindest in den Innenräumen zu kontrollieren (Klimaanlagen) macht sich die weltwirtschaftliche Entwicklung unabhängiger von klimatischen Gegebenheiten. Man denke an die Golfstaaten oder an die Tiger-Staaten nahe dem Äquator. Dennoch: Weite Teile der nördlichen Hemisphäre befinden sich in einer klimatisch sensiblen Zone. Würde sich die Abkühlung weiter fortsetzen, so dürften beispielsweise Immobilien an der Ostsee weniger nachgefragt sein, während der spanische Immobilienmarkt eine Renaissance erfahren dürfte. Palma de Mallorca kann Ende März 2013 immerhin mit angenehmen 20 Grad aufwarten. Ob CO2, Sonnenflecken, Meeresströmungen oder Vulkanausbrüche: Klimabeeinflussende Faktoren verändern sich ständig. Es wäre unter diesen Umständen geradezu unlogisch, wenn sich unser Klima nicht beständig verändern würde. Ein vergleichsweise kurzer Zyklus wie ein 30-Jahres-Zyklus, den wir ja im Verlauf einer Lebensspanne wahrnehmen können, erscheint nicht abwegig. Die Auswirkungen des Klimas auf die Finanzmärkte sollte man stets in seine Überlegungen mit einbeziehen. Die angesprochenen Zyklen verweisen - auf Sicht der kommenden Jahre - auf eine eher deflationäre Entwicklung an den Finanzmärken.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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