Kommentar
08:47 Uhr, 30.09.2021

Eine Rezession erscheint wieder möglich - aber inwieweit tangiert dies den Aktienmarkt?

Wirtschaftswunder war gestern. Heute ist ein anderes Thema bestimmend. Global kühlt sich die Wirtschaft rasant ab. Sogar eine Rezession ist denkbar.

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  • DAX
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  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 15.365,27 Pkt (XETRA)

So war das von Regierungen und Notenbankern nicht geplant. Eigentlich sollte die Wirtschaft in diesem Jahr rasant wachsen. Für Deutschland war ursprünglich ein Wachstum von mehr als 4 % prognostiziert. Davon ist wenig übriggeblieben. Das ifo-Institut senkte die Prognose in der vergangenen Woche auf 2,5 %. Mit diesem Wachstum wird Deutschland das Vorkrisenniveau in diesem Jahr nicht wieder zurückerlangen. Immerhin soll es 2022 besser werden. Die Prognosen für 2021 werden zwar allesamt nach unten revidiert, doch dafür werden die Prognosen für 2022 angehoben. Es wird immer noch vom gleichen Wachstum über einen längeren Zeitraum ausgegangen. Es findet nur eben später statt als gedacht. Bis das große Wachstum im kommenden Jahr kommt, muss die Wirtschaft erst noch durch den Winter. Der Herbst beginnt mit einer großen Ernüchterung. Der wöchentliche Aktivitätsindex der Bundesbank befindet sich an der Nulllinie. Das zeigt Stagnation an. Sinkt der Index von diesem Niveau aus noch minimal, kann sogar negatives Wirtschaftswachstum nicht mehr ausgeschlossen werden.

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In den USA ist die Lage noch besser. Auch hier zeigt der wöchentliche Index inzwischen nach unten (Grafik 2). Bis zur Nulllinie ist es aber noch ein weiter Weg. Negatives Wachstum ist so schnell nicht zu erwarten. Zumindest in diesem Jahr kann man einen Rezessionsbeginn in den USA fast ausschließen.
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Europa bleibt damit seinem Trend gegenüber den USA treu. Die USA konnten nach dem Lockdown im Frühjahr 2020 deutlich schneller wachsen und entgingen einer zweiten Rezession, ganz im Gegensatz zu vielen europäischen Wirtschaften.

Wie schlecht die Lage inzwischen ist, zeigt auch die Wahrscheinlichkeit einer wirtschaftlichen Expansion in den kommenden Monaten. Diese Konjunkturampel des ifo-Instituts bewegt sich auf tiefem Niveau (Grafik 3). Seit Winter 2020/21 war der Wert nicht mehr so tief. Damals gab es einen Lockdown. Der bleibt bisher aus, doch das Barometer zeigt Krisenstimmung.

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Tendenziell ist das auch für den Aktienmarkt relevant. Je tiefer die Wahrscheinlichkeit für eine Expansion ist, desto eher zeigt der Dax gegenüber dem Vorjahr eine negative Performance. Das aktuelle Niveau des Indikators rechtfertigt keine positive Performance gegenüber dem Vorjahr.

Etwas optimistischer ist die Lage, wenn man die Geschäftserwartungen betrachtet. Auch hier wird klar, dass der Dax weniger stark hätte steigen sollen (Grafik 4). Eine weitere Abkühlung bei den Geschäftserwartungen ist wahrscheinlich. Der Dax hätte damit Korrekturbedarf, dem er sich nicht ewig entziehen kann.

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Ob es wirklich zu einer erneuten Rezession kommt, sei dahingestellt. In den USA ist dies unwahrscheinlicher als in Europa und insbesondere in Deutschland. Da Dax-Unternehmen von einer Fortsetzung des Aufschwungs in anderen Teilen der Welt profitieren, muss der Index nicht unbedingt in einen Bärenmarkt übergehen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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