Ein Rebound für die Geschichtsbücher
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Der Rebound ist überall auf der Welt ziemlich einmalig. Das gilt nicht nur für europäische Indizes, die einen Großteil der Verluste wieder wettgemacht haben, sondern selbst für den russischen Aktienmarkt. Dieser hatte noch am Donnerstag einen der größten je gemessenen Crashs erlebt.
Der russische Leitindex fiel um fast 40 %. Damit liegt dieser Tagesverlust auf Rang 4 der größten Tagesverluste der Geschichte. Bisher wurde dies nur von Kasachstan im Jahr 2002, Argentinien im Jahr 1990 und Sri Lanka im Jahr 1989 überboten (Grafik 1). Der Rebound erfolgte prompt. Russische Aktien gewinnen am Freitag ein Viertel.
Wenn man mitten in der Verkaufspanik steckt, ist es schwierig nicht von gewissen Ängsten geleitet zu werden. Trotz Rebound und einer sehr spekulativen Position, die ich am Donnerstag einging (Short auf den Volatilitätsindex Vstoxx), bleibt eine gewisse Skepsis. Der Aktienmarkt impliziert durch den stattlichen Rebound, dass die Krise abgehakt ist. Man selbst kann es kaum glauben.
Historisch betrachtet werden geopolitische Krisen tatsächlich schnell abgehakt. US-Indizes verloren selbst während des Ersten und Zweiten Weltkriegs nicht mehr als 20 %. Die Terroranschläge vom 11. September 2001 führten zu einem Kursrutsch von 12 %. Die Ukrainekrise führte zu einem Rückgang von 6 % (Grafik 2).
Im Langfristchart fallen diese Korrekturen kaum auf. Vor allem ist zu erkennen, dass kriegsbedingte Korrekturen nur von kurzer Dauer sind. Eine Ausnahme waren der Beginn des Afghanistan- und Irakkrieges, die während eines Bärenmarktes stattfanden.
Aktuell sind die USA nicht direkt am Krieg beteiligt. Die erlassenen Sanktionen haben wirtschaftlich kaum Auswirkungen auf die USA. Was die USA vor allem zu spüren bekommen werden, ist ein erneuter Inflationsschub. Darauf muss sich auch der Rest der Welt vorbereiten. Es geht nicht nur um Öl, sondern auch andere Industrierohstoffe, bei denen Russland einen signifikanten Marktanteil hat. Auch Lebensmittelpreise werden betroffen sein. Russland und die Ukraine liefern ein Viertel des globalen Weizenoutputs.
All das ist verkraftbar. Dennoch fällt es nicht leicht, als Anleger die Krise für beendet zu erklären. Die Ausführungen des russischen Präsidenten waren zum Teil bizarr und erinnerten an nordkoreanische Rhetorik. So lässt sich wenig Zutrauen entwickeln, dass das eigene Geld im Depot vor Verlusten geschützt ist und der Aufwärtstrend einfach weitergeht.
Die Lage ist instabil und eine weitere Eskalation ist jederzeit möglich. Auch wenn die Geschichte zeigt, dass Krieg mittelfristig wenig Einfluss auf die Börse hat, bleibt man verunsichert. Damit muss man als Anleger leben können.
Der Rebound, der in die Geschichtsbücher eingehen kann, spricht eigentlich eine deutliche Sprache. Im Normalfall folgt einem solchen Rebound auch wieder ein Rücksetzer. Spätestens seit Pandemiebeginn scheint der Normalfall nicht mehr einzutreten. Dips wurden gekauft, weitere Rücksetzer gab es nicht. Es kann durchaus sein, dass man den Kursen nun nur noch hinterherrennen kann, wenn man gestern nicht eingestiegen ist.
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