„Ein manipulierter Markt für Milliarden und Abermilliarden Dollar“
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Carl Icahn gehört zu den bekanntesten US-Investoren und hat mit seinen Spekulationen in den vergangenen Jahrzehnten ein zweistelliges Milliardenvermögen erwirtschaftet. Der in eher bescheidenen Verhältnissen aufgewachsene Icahn machte sich in den 80er Jahren als sogenannter Corporate Raider („Unternehmensplünderer“) einen Namen und diente angeblich als eines der Vorbilder für den fiktiven Charakter des Gordon Gekko im Film „Wall Street“.
Zuletzt lief es allerdings für Icahn alles andere als gut: Icahn habe innerhalb von rund sechs Jahren einen Verlust von 9 Mrd. USD mit Absicherungen gegen fallende Kurse verbucht, berichtete die „Financial Times“ im Mai. In der gleichen Zeit erwirtschaftete Icahn mit seinen aktivistischen Investments auf der Long-Seite einen Gewinn von rund 6 Mrd. USD, sodass unter dem Strich ein Verlust von 3 Mrd. USD zu Buche stand. Ein Shortseller bezichtigte Icahn zudem, er habe private Kredite mit Anteilen an seinem eigenen Unternehmen besichert und die Vermögenswerte seines Unternehmens Icahn Enterprises seien aufgebläht.
In einem Interview, über das nun das „Wall Street Journal“ (WSJ) berichtet, erhebt Icahn seinerseits schwere Anschuldigungen gegenüber großen Wall-Street-Banken: Wetten, mit denen Icahn in den vergangenen Jahren einen Betrag von insgesamt 2,1 Mrd. USD. auf den Niedergang von US-Einkaufszentren setzte, seien zu seinen Ungunsten manipuliert gewesen, behauptet Icahn.
„In vielen Fällen ist es nur ein manipulierter Markt für Milliarden und Abermilliarden Dollar“, sagte Icahn laut WSJ.
Konkret geht es um sogenannte Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps, CDS), mit denen auf die Insolvenz von Anleiheschuldnern gewettet werden kann und mit denen Icahn vor und während Corona auf die Pleite von Shopping-Center-Betreibern in den USA wettete. Eigentlich sollten die Preise dieser CDS von der Wahrscheinlichkeit abhängen, dass ein Schuldner seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Steigt die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz, weil der Anleiheschuldner in finanzielle Schwierigkeiten gerät, sollten die CDS-Preise zulegen. Sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Insolvenz, sollten die CDS-Preise sinken.
In der Realität entstehen die CDS-Preise allerdings nicht marktgebunden, weil das Angebot und die Nachfrage nach diesen Instrumenten viel zu gering ist. Tatsächlich können die Stillhalter dieser Geschäfte, oft große Wall-Street-Banken, die CDS-Preise mehr oder weniger nach Belieben festsetzen. Beschwerden dieser Art hatte es schon während des Zusammenbruchs des Hypothekenmarktes im Zuge der Finanzkrise 2008 gegeben. Auch damals hatten die CDS-Preise nicht immer die wirtschaftliche Realität abgebildet, sondern wurden oft so festgesetzt, dass es für die Emittenten möglichst vorteilhaft war. Nun ist auch Icahn nach eigenen Angaben ein Opfer dieser Praxis geworden.
Für Privatanleger haben die Anschuldigungen von Icahn keine direkte Relevanz, weil diese nicht mit CDS handeln können. Aber auch bei Derivaten, die sich an Privatanleger richten, besteht oft das Problem, dass die Kurse nicht durch Angebot und Nachfrage zustande kommen, sondern vom Emittenten selbst festgesetzt werden. Dies kann etwa bei Optionsscheinen, Hebelzertifikaten und CFDs der Fall sein. In der Regel sind diese Produkte zwar durchaus fair bepreist, aber auch hier kann es im Einzelfall vorkommen, dass die Preise von den Emittenten zum Nachteil von Anlegern festgesetzt werden, die diese Produkte gekauft haben. Wer solche Produkte handelt, sollte sich dieses Risikos bewusst sein.
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Dem Satz "Für Privatanleger haben die Anschuldigungen von Icahn keine direkte Relevanz, weil diese nicht mit CDS handeln können."
kann man nur oberflächlich betrachtet zustimmen, denn die CDS-Prämien beeinflussen natürlich auch die Bewertung des Basiswertes. So kam es z. B. Mitte letzten Jahren zu einem starken Einbruch der Deutschen Bank AG Aktie, weil sich die CDS-Prämien stark verteuerten; mit entsprechenden Auswirkungen auf alle Derivate auf diese Aktie.
Über den CDS-Handel lässt sich so also auch ein Großteil des Derivate-Handels steuern. Da die CDS-Prämien indirekt wieder auf die Bonität(-Erwartungen) zurückwirken, können sogar Staaten unter Druck gesetzt werden, wie z. B. in der Finanz-/Bankenkrise von 2008, wo der Grundstein für die gigantische Ausweitung der Geldmenge, die ausufernde Staatsverschuldung und letztlich der heutigen Hochinflation gelegt wurde.