Kommentar
21:19 Uhr, 10.12.2009

Ein Blick voraus – so wird das Zertifikatejahr 2010

Das Jahr 2009 neigt sich langsam aber sicher seinem Ende zu und die Spannung wächst, wie es wohl in den nächsten zwölf Monaten in der Zertifikatebranche weitergehen wird. Zu diesem Thema haben gerade der Deutsche Derivate Verband (DDV) und die EuroRating Services AG ihre aktuellen Befragungsergebnisse aus einer 21 (ca. 90 Prozent des Marktes) bzw. 19 Emittenten umfassenden Grundgesamtheit vorgelegt. Im Vergleich zu einer ähnlichen Befragung im diesjährigen Frühjahr verweist der DDV dabei auf die „erstaunliche“ Prognosesicherheit der Anbieter, die nach dem „Seuchen-Jahr“ 2008 mit dem Höhepunkt Lehman Brothers für 2009 mit einer Belebung des Geschäfts und einem Trend hin zu einfacheren Strukturen rechneten. Respekt, volle Punktzahl – genau so ist es auch tatsächlich eingetroffen, von 80,5 auf jetzt wieder über 100 Mrd. Euro kletterte das Marktvolumen im Laufe des Jahres und auch der Sinn für Einfachheit hat zu 27 Prozent höheren Absätzen geführt.

Doch wie sieht es für 2010 aus, wir sind gespannt. Rund 90 Prozent gehen in der DDV-Umfrage von einem anziehenden Geschäft aus. Bei Feri sind es gar 94 Prozent („zunehmend bzw. stark zunehmend“). Einfachere Struktur sagen beim DDV 80, bei Feri 63 Prozent der Befragten. Wird es 2010 deutlich mehr als die momentan gehandelten etwa 390.000 Produkte am Markt geben, eine weitere Frage des DDV, die über 60 Prozent mit „jein“ also gleich bleibend und nur 26 Prozent mit „ja“ beantworteten. Wie sieht es mit der Anbieterzahl aus, wollte dagegen Feri von den „Betroffenen“ wissen. Die Antwort hier: 74 Prozent sehen weiteres Konsolidierungspotential.

Die Frage nach den Basiswerten, keine ganz unwichtige gerade im Zertifikatemarkt. Bei der DDV-Umfrage liegen Einzelindizes mit fast 77 Prozent vor einzelnen Aktien mit gerade noch gut 15 Prozent. Feri interessierte dabei auch die grundsätzliche Tendenz. 37 Prozent votierten danach für mehr Underlyings gegenüber 42 Prozent, die eher mit einer Stagnation rechneten. Bei der Rangfolge (Mehrfachnennungen erlaubt) entschied man sich besonders für deutsche Aktien (90 Prozent), gefolgt von Aktienindizes (84 Prozent) und für die üblichen „Verdächtigen am Rohstoffmarkt Öl mit 74 und Gold mit 68 Prozent.

Eine weitere ganz wichtige Frage: Welchen Zertifikatetypen werden 2010 die größten Chancen vom Erzeuger eingeräumt? Klare Antwort, Garantie-Produkten, den „Sicherheitsaposteln“ unter den Strukturen, bei Feri zu 90 Prozent (mit Mehrfachnennung), beim DDV zu immerhin fast 50 Prozent (ausschließlich). Guter „Zweiter“ im Bunde wurden die in diesem Jahr mit steuerpolitischer Hilfe wie Phönix aus der Asche gestiegenen Aktienanleihen, sowie die „Vola-Könige“ unter den Zertifikaten, die Discounter. Bonusstrukturen bevölkerten das Mittelfeld, während es Express- (DDV), Sprint- und Outperformance-Papiere (Feri) im nächsten Jahr deutlich schwerer haben dürften.

Kein Erfolg ohne das nötige Selbstvertrauen bzw. noch viel wichtiger dem Vertrauen der Anleger in das Finanzinstrument „Zertifikat“, um dass es nach der Lehman-Pleite alles andere als gut bestellt war. 58 Prozent der von Feri befragten Emittenten glauben danach, letzteres wieder zurückgewonnen zu haben, wobei 87 Prozent stärkere Regulierungsmaßnahmen befürchten. Davon würden allerdings nur 33 Prozent diese auch wirklich befürworten. Die positive Selbsteinschätzung scheint bei den Bankern also am allerwenigsten gelitten zu haben, was auch Andreas Köchling, Senior Analyst Fonds & Zertifikate bei Feri EuroRating mit seinem Statement andeutet: „Es bleibt zu hoffen, dass das Anlegervertrauen nun auch durch eine umsichtige Produkt- und Kommunikationspolitik nicht wieder verspielt wird.“

Was ist besser, ein Zertifikat oder ein Direktinvestment in eine Aktie? 74 Prozent der von Feri Befragten machen dabei aus ihrem Herzen keine Mördergrube und verweisen auf die eigene Produktpalette. Immer noch 68 Prozent sehen in aktiven Investmentfonds, allerdings nur 32 Prozent in direkten Rentenpapieren keine wirkliche Konkurrenz.

Abschließend die beliebte Frage des DDV nach dem Anteil der Selbstentscheider unter den Privatanlegern? Das Votum ist hier eindeutig. Über 60 Prozent sehen nur bis zu 25 Prozent überhaupt als solche an. Immerhin noch weitere knapp 35 Prozent weiten diesen Bereich bis auf 50 Prozent aus.

2010 kann jetzt kommen!

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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